Dietmar Kreutzer
Am frühen Morgen des 1. November 1981 stürzte in Manila der halb fertige Filmpalast ein. Das Prestige-Projekt von Imelda Marcos, der Gouverneurin von Manila-Metro, hatte mit Nachtschichten fertiggestellt werden sollen. Dabei war dem Beton nicht genügend Zeit zum Abbinden gelassen, bevor das Gewicht eines weiteren Stockwerks hinzukam. Die Arbeiter der Nachtschicht stürzten von den Gerüsten in die Tiefe. Im Hauptvorführraum wurden hundert schlafende Arbeiter von der Tagesschicht verschüttet. Die Bergungsarbeiten der teils im frisch gegossenen Zement liegenden Opfer waren alptraumhaft. Doch nach 24 Stunden kam aus dem Präsidentenpalast der Befehl: „Rettungsarbeiten einstellen. Es wird unverzüglich weitergebaut.“ Das Gebäude war termingerecht fertigzustellen, koste es, was es wolle. „Planierraupen rückten an und begannen, den ganzen Schutt aus Fleisch, Stein und Metall aus dem Gebäude heraus und hinunter ans Meer zu schieben, wo sich die Möwen im Sturzflug darüber hermachten. Im Inneren des Gebäudes gingen Männer mit Kettensägen daran, menschliche Glieder und die immer noch in ihren Kleidern steckenden und aus dem Beton ragenden Ausbuchtungen bündig abzutrennen.“ Am dritten Tag machte sich Leichengestank breit: „Nach einer Woche waren die Arbeiten wieder in vollem Gange. Auf die sterblichen Überreste wurde frischer Beton gegossen; der Gestank wurde erträglicher.“ (James Hamilton-Paterson: Die Geister von Manila. Frankfurt/Main 1998, S. 185)
Bongbong, der einzige Sohn des Präsidenten Ferdinand Marcos, schlug schon als Jugendlicher über die Stränge. Als er im Privatjet mit seinen Freunden zu einem lustigen Wochenende mit Alkohol und Drogen aufbrechen wollte, wurde der Pilot überraschend zur Treppe gerufen: „Es kamen Berater des Präsidenten an die Maschine gelaufen, um Bongbong mitzuteilen, es läge eine Nachricht seines Vaters vor, der ihn in einer dringenden Familienangelegenheit kurz zurückriefe. Seine Freunde sollten ohne ihn fliegen; er könne dann in ein, zwei Stunden mit einer anderen Maschine nachkommen.“ Das Flugzeug stürzte ab, alle Mann an Bord kamen ums Leben: „Bongbong hatte seine Lektion in Sachen väterlicher und Präsidenten-Autorität vermutlich gelernt.“ (Hamilton-Paterson, S. 242 f.) Bei seiner Rückkehr aus dem Exil fiel 1983 auch Oppositionsführer Benigno Aquino einem Mordanschlag zum Opfer. Beim Verlassen des Flugzeugs wurde er erschossen. Er wollte nicht hören: Imelda Marcos hatte ihn eindringlich vor der Rückkehr gewarnt.
Als Ferdinand Marcos 1965 zum Präsidenten gewählt wurde, befand sich das Land in einer miserablen Situation. Kriminalität, Korruption, Inflation und eine hohe Arbeitslosigkeit kennzeichneten die Lage. Hinzu kamen die Sezessionsbestrebungen der moslemischen Minderheit. In seiner ersten Amtsperiode setzte Marcos eine konsequente Steuerpolitik durch. Mit mehreren eindrucksvollen Beschäftigungsprogrammen gelang es ihm, die Infrastruktur zu modernisieren. Amerikanische Wirtschaftshilfe und umfangreiche Investitionen sorgten für ein rasches Wirtschaftswachstum. Nach seiner Wiederwahl im November 1969 setzte er eine moderne Verfassung durch. Für eine dritte Amtszeit hätte er jedoch nicht wieder kandidieren dürfen. So verhängte Marcos im September 1972 nach einigen, vermutlich fingierten Anschlägen das Kriegsrecht. Dem Vorhaben verlieh er mit dem Vorhaben, auf diktatorischem Weg eine ‚neue Gesellschaft‘ zu gründen, einen positiven Anstrich. Unter dem Motto der Kampagne wurden im Ausland neue Kursmünzen bestellt. Das höchste Nominal zu 5 Piso trägt ein Porträt des Präsidenten von James Ferell. Hinzu kam die erste umlauffähige Goldmünze der Republik zu 1.000 Piso, geprägt vom Bayerischen Hauptmünzamt in München. Es folgten weitere Sondermünzen in Gold und Silber von der Franklin Mint (USA). Unter dem Deckmantel des neuen Gesellschaftsprogramms (Ang Bagong Lipunan) wucherte jedoch die Korruption.
Während sich Ferdinand Marcos nun persönlich bereicherte, vervierzehnfachte sich die Staatsverschuldung zwischen 1972 und 1985. Die Inflation stieg bis 1980 auf zehn Prozent. Vier Jahre später lag sie bereits zwischen 20 und 30 Prozent. Nach dem Mord an Oppositionsführer Aquino bildete sich eine stetig wachsende Protestbewegung gegen Marcos. Im Februar 1986 floh er in einem Helikopter der US-Regierung. In der Folgezeit wurde publik, dass der Marcos-Clan ein Vermögen von etwa 10 Milliarden Dollar im Ausland angelegt hatte: „Außerdem konnte Ferdinand Marcos nach offiziellen amerikanischen Angaben 22 Kisten mit philippinischer und anderer Währung und 278 Kisten mit Dokumenten, Geld und Schmuck an Bord zweier Transportflugzeuge der amerikanischen Luftwaffe bei seiner Flucht von den Philippinen in die Vereinigten Staaten schaffen, wo ihm ein ‚würdiges Asyl‘ angeboten wurde. Darüber hinaus brachten Marcos und seine Begleitung noch Bargeld und Schmuck im Wert von 7,7 Millionen Dollar bei ihrer Einreise nach Hawaii mit. Weitere 80 Kisten Gold, Silbermünzen und Juwelen musste die Marcos-Familie im Malacanang-Palast in Manila zurücklassen.“ (Heinz J. Aubeck: Die Philippinen – Geschichte eines verloren gegangenen Paradieses. Norderstedt 2006, S. 110) Nach Teilen seiner Schätze wird bis heute gefahndet.
5 Piso (1975, Nickel). Bildquelle: Numismatic Guaranty Corporation
1.000 Piso (1975, Gold). Bildquelle: Apmex
5.000 Piso (1977, Gold). Bildquelle: Apmex
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