Nun hatte Alexander der Große 334 v. Chr. am Granikos gegen ein Heer der kleinasiatischen Satrapen zwar gesiegt, doch konnte er sich, solange die persische Flotte nicht von ihren phoinikischen Häfen abgeschnitten war und sich in Milet und Halikarnassos noch Widerstand regte, keineswegs sicher genug fühlen, ungehindert in Mesopotamien einzufallen, um die Perser vernichtend zu schlagen. Deswegen eroberte er zunächst Milet sowie Halikarnassos und marschierte dann 333 v. Chr. mit 40.000 Mann durch die „Kilikischen Tore“ nach Tarsos, um von dort aus die phoinikischen Häfen so schnell wie möglich in seine Gewalt zu bringen. Da sein Vorstoß dem persischen König der Könige, Dareios III., aber nicht verborgen geblieben war und dieser den makedonischen Eroberungszug endgültig zum Erliegen bringen wollte, brach Dareios noch im September desselben Jahres mit seinem Heer von Babylon nach Issos auf. Im November kam es dann bei Issos zur Schlacht, in deren Verlauf Dareios voreilig floh und damit einen Sieg Alexanders herbeiführte. Aber nicht allein Kleinasien fiel auf diese Weise in Alexanders Hand, sondern auch die Familie, der Harem und die Kriegskasse des Dareios – letztere hatte General Parmenion in Alexanders Auftrag bald nach der Schlacht in Damaskos sichergestellt. Ebenfalls bald nach der Schlacht wurde der makedonische General und Leibwächter Balakros von Alexander zum Satrapen von Kilikien ernannt und mit der Unterwerfung der Bergstämme im westlichen Tauros betraut. Obwohl die längste Zeit erfolgreich, fiel Balakros 323 v. Chr. im Kampf während einer Revolte – kurz vor Alexanders Tod. Wenngleich die Satrapie Kilikien nach der Schlacht von Issos aus dem persischen in den makedonischen Herrschaftsbereich wechselte, änderte sich auf dem Gebiet der lokalen Münzprägung zunächst nur wenig. Denn als die Makedonen Tarsos übernahmen, setzte der neue Satrap Balakros die Prägung der silbernen Statere mit dem Löwen-Stier-Motiv und den zweireihigen befestigten Mauern fort, ließ die Legende, die Mazaios als Herrscher über Transeuphratesien und Kilikien erwähnte, allerdings fallen und platzierte stattdessen eine Keule bzw. eine Keule und sein Namenskürzel – ein großes griechisches B (für Balakros) – auf die Münzen.
Die befestigten Mauern auf der Münze, die in der Vergangenheit für die Stadtmauern von Tarsos gehalten wurden, interpretieren die Numismatiker inzwischen als die „Kilikischen Tore“. Bei diesen handelte es sich um einen Gebirgspass, der an Eingang und Ausgang befestigt war und dem Schutz von Tarsos diente, zumal jeder, der nach Tarsos wollte, erst durch diesen Pass musste. Gleichzeitig wurde allerdings auch ein neuer Statertyp ausgegeben – einer, der neben dem thronenden Gott nicht mehr die Aufschrift B´LTRZ (Baaltars) in aramäischen Buchstaben trug, sondern den Namen oder das Namenskürzel des Balakros (B) in Griechisch nannte. Die Rückseite zeigte eine Porträtbüste der Göttin Athena mit Perlenkette, Ohrringen und attischem Helm mit dreifacher Helmzier.
Was die großen griechischen Buchstaben Iota, Tau, Sigma oder My betrifft, die sich auf dem zuletzt erwähnten Stater unter dem Thron des Baaltars befinden, so stehen sie laut Otto Morkholm für die kilikischen Städte Issos, Tarsos, Soloi und Mallos, die die Prägung dieser Münzen in Auftrag gaben und finanzierten, aber mit Ausnahme von Tarsos nicht selbst durchführten. Morkholm und Mildenberg zufolge wurden diese Statere nämlich allesamt in Tarsos geprägt. Parallel zur Ausbringung dieses Lokalgeldes, denn das waren die Silberstatere des Balakros zweifellos, schritt man in Tarsos jedoch schon 333 v. Chr. daran, das neue Reichsgeld oder anders ausgedrückt, die neuen goldenen Statere und silbernen Tetradrachmen Alexanders des Großen zu prägen – doch das ist eine andere Geschichte. #Antike #Halikarnassos #AlexanderDerGroße #Dareios #Satrapie #Kilikien #SchlachtVonIssos #Issos #Balakros #OttoMorkholm #Stater #Tarsos #Baaltars #MichaelKurtSonntag
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