Während der letzten Jahrzehnte haben die meisten Banken ihre numismatischen Abteilungen aufgelöst oder verkauft. Dies geschieht hauptsächlich aufgrund der hohen Betriebskosten solcher Abteilungen und dem allgemein sinkenden Interesse an Numismatik in der breiten Gesellschaft. Dennoch gelang es einigen Banken in der Vergangenheit, Geldgeschichte zu schreiben. So auch der Schweizerischen Kreditanstalt (SKA), welche 1997, im Jahr nach der Schliessung des Monetarium, in Credit Suisse umfirmiert. Im Frühjahr 2023 gerät die Credit Suisse, eine der größten und traditionsreichsten Banken der Schweiz, in eine schwere Krise, die schließlich zu ihrer Übernahme durch die Konkurrentin UBS führt. Dieser Artikel soll an das Monetarium, die numismatische Abteilung der SKA, erinnern.
Die Numismatik spielt bei der Schweizerischen Kreditanstalt (SKA) bereits Anfang der 1960er Jahre eine Rolle. In der Wechselstube des Hauptsitzes an der Bahnhofstrasse, die der Devisen-Abteilung unterstellt ist, wird neben dem An- und Verkauf mit Goldbarren und kuranten Goldmünzen Sammler-Stücken immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Es wird ein Münzen-Lager aufgebaut und im Mai 1963 verschickt die SKA als eine der ersten Schweizer Banken (1) eine Lagerliste mit Goldmünzen und Goldmedaillen der Neuzeit.
Im Mai 1963 erstellt die SKA-Wechselstube eine Lagerliste mit Goldmünzen und Goldmedaillen der Neuzeit. Repro: Zagorowski.
Zu dieser Zeit boomt der Münzenhandel in der Schweiz und schnell wird klar, dass die räumlich engen Verhältnisse im Büro der Notenhändler und an den Schaltern der Wechselstube einen Ausbau der Abteilung erfordern. Es bedarf einer grosszügigen Neuplanung und so scheint es nur folgerichtig, dass ab dem Frühjahr 1969 Mitarbeiter mit numismatischen Vorkenntnissen rekrutiert werden und innerhalb der Bank eine numismatische Abteilung entsteht. Die neue Örtlichkeit befindet sich an der
St. Peterstrasse 17 in Zürich und erhält den Namen Monetarium. Wie aus dem Personalmagazin der SKA vom März 1995 hervorgeht, entspringt der für die neue Abteilung gewählte Name einem Mitarbeiterwettbewerb.
Inserat aus dem Tages-Anzeiger vom 12. Dezember 1969, erstmalig unter dem Namen Monetarium. Repro: Zagorowski.
Im Herbst 1977 zieht die numismatische Abteilung in die Nähe des Hauptbahnhofs Zürich. Ab diesem Zeitpunkt steht das gesamte vierte Stockwerk der Bahnhofstrasse 89 ab dem 17. Oktober 1977 ausschliesslich in den Diensten der Numismatik. (2) In den folgenden Jahrzehnten etabliert sich der Name Monetarium fest in der numismatischen Szene und geniesst den Ruf, diskret an den Münzauktionen der Welt teilnehmen zu können. (3) Wichtig hervorzuheben ist, dass das Monetarium nicht ausschliesslich moderne Münzen handelt, sondern sich als ein Kompetenzzentrum für antike Numismatik etabliert.
Werbedruck zur Eröffnung des Monetariums in der Bahnhofstrasse in Zürich. Repro: Zagorowski.
Am 12. Dezember 1969 wird das Monetarium direkt neben der Autobank eröffnet. Repro: Zagorowski.
Über die folgenden Dekaden führt das Monetarium die Lagerlisten fort, die sich durch sorgfältige und gut dokumentierte Beschreibungen der Münzen auszeichnen. Insbesondere sorgen die sehr guten Fotos der Geldstücke für eine außergewöhnliche Reputation in der internationalen Welt der Numismatik. Hingegen führt das Zürcher Monetarium keine eigenen Auktionen durch, sondern entsendet seine Numismatiker im Dienste der Kunden zu den bedeutendsten Münzversteigerungen weltweit. Auf diese Weise kann die Abteilung Auktionsaufträge der Kunden als Treuhänder entgegennehmen und die Auftraggeber über angemessene Preislimite beraten.
Inserat zum neuen Standort des Monetarium, publiziert 1980. Repro: Zagorowski.
Gleichzeitig existiert eine weitere numismatische Abteilung der SKA in Bern, wenngleich sie wirtschaftlich weniger bedeutend ist als das Monetarium. Der Berner Ableger steht unter der Leitung von Otto Paul Wenger. Zwischen April 1983 und Oktober 1988 führte die SKA in Bern acht Münzauktionen durch. (4)
Im Jahr 1990 übernimmt die Schweizerische Kreditanstalt die in Zürich ansässige Bank Leu, welche ebenfalls eine numismatische Abteilung führt. Die Geschäftsführung der SKA beschliesst, beide numismatischen Departemente per Anfang Juli miteinander zusammenzuführen. In den folgenden Jahrzehnten werden die numismatischen Abteilungen aller Schweizer Banken geschlossen, so auch diejenige der zwischenzeitlich umfirmierten Credit Suisse. Die Begründung lautet, dass Numismatik nicht zum Kerngeschäft der vermögensverwaltenden Institute gehört und Numismatik nicht mehr nachgefragt wird.
Das Monetarium war Mitglied im Verband Schweizerischer Münzhändler und in der IAPN (International Association of Professional Numismatists). Heute befindet sich das Monetarium als eine eigenständige Gesellschaft in der Hand privater Anteilseigener.
Michael M. Zagorowski
Quellenangaben:
Silvia Hurter / Jean-Paul Divo: Der Münzenhandel in der Schweiz seit dem ersten Weltkrieg. In: Schweizer Münzblätter, Heft 216/2004, S. 104.
Urs von Tobel: eine Geschäftsstelle mit eigenem Gepräge. In: Bulletin SKA, März 1978, S. 48.
Separatdruck zur Münzen-Revue September 1978.
Katalog Künker zur eLive Premium Auction 357: Die numismatische Bibliothek Alain Poinsignon, Strassburg Teil 3; S. 444.
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