Dass alle diese Münzen auch auf ein besonderes Näheverhältnis des Königs zu Zeus verweisen, offenbaren die Aigis des Zeus, die Ptolemaios selbst um den Hals trägt, sowie der auf dem göttlichen Blitzbündel stehende Adler des Zeus, der die Rückseiten nahezu aller Königsmünzen schmückt. Ptolemaios I. veränderte aber parallel zum Erscheinungsbild seiner Königsmünzen auch deren Gewichte. So ließ er um 299 v. Chr. das Gewicht des Goldstaters von ca. 8,60 g auf nunmehr ca. 7,13 g verringern. Bei den silbernen Tetradrachmen ging er noch weiter; hier reduzierte er das Gewicht sogar noch zweimal, nachdem er dies bereits im Jahre 306 v. Chr. schon einmal von ca. 17,15 g auf ca. 15,70 g gesenkt hatte. So erfolgte 294 v. Chr. eine Reduktion von ca. 15,70 g auf ca. 14,90 g und wenig später von ca. 14,90 g auf ca. 14,26 g. Dass Ptolemaios damit sein Geld vom attischen Standard abkoppelte, der seit der Zeit Alexanders des Großen im gesamten ehemaligen Alexanderreich im Gebrauch war, ist offensichtlich. Auf die Frage, warum er dies tat, ist unterschiedlich geantwortet worden. So nahm man vielfach an, Ptolemaios habe sich mit den Änderungen den rhodischen und den phoinikischen Markt erschließen wollen; deshalb die Reduktionen auf ca. 15,70 g (sogenannter rhodischer Standard) und auf 14,25 g (sogenannter phoinikischer Standard). Aber diese These ist aus mehreren Gründen nicht überzeugend: Erstens entsprachen die ptolemaiischen Standards nie exakt den beiden anderen, sondern nur annähernd – „und annähernd gleiche Standards sind in der Praxis des Handels eher noch hinderlicher als deutlich verschiedene Standards“. (Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332-30 v. Chr., München 2001, S. 219). Zweitens kennen wir im damaligen Wirtschafts- und Handelsraum keinen Münzfuß von 14,90 g und damit auch keinen Standard, dem man sich mit diesem Gewicht hätte annähern wollen. Und drittens besaß man im gesamten ehemaligen Alexanderreich, also auch in Phoinikien und dem Seleukidenreich, schon lange ein und denselben Standard – nämlich den attischen. Hätte Ptolemaios folglich den Handel mit diesen Regionen erleichtern und intensivieren wollen, dann hätte er ganz einfach nur beim alten attischen Standard bleiben müssen. Eine andere These zur Erklärung der Gewichtsabsenkungen bei ptolemaiischen Münzen stützt sich auf die Beobachtung, dass der Wert des Goldes zwischen ca. 310 und ca. 260 v. Chr. im Vergleich zu dem des Silbers kontinuierlich gestiegen war. Während dieser Zeit hatte sich das Wertverhältnis zwischen Gold und Silber von 10 : 1 bis auf 13 : 1 verändert. Eine Gewichtsreduktion bei den Silbermünzen habe nur dieser Entwicklung Rechnung tragen sollen. Bleibt allerdings die Frage, warum die übrigen hellenistischen Monarchien auf die veränderte Gold- und Silberrelation nicht in der gleichen Weise reagierten und alles beim alten – sprich beim attischen Standard beließen. Die überzeugendste Erklärung für die Gewichtsreduktion der ptolemaiischen Münzen scheint der Historiker und Hellenismus-Experte Werner Huß zu liefern, der die Ursachen hierfür in der Wirtschaftspolitik des ptolemaiischen Königreichs sieht. Verweist er doch auf einen schriftlichen Beleg aus dem Jahre 258 v. Chr. (einen Brief des Münzdirektors Demetrios von Alexandria an Apollonios, den dioiketes des Reichs) aus dem ganz eindeutig hervorgeht, „dass zu dieser Zeit ausländische Kaufleute nur gegen ptolemaiisches Geld in Alexandria oder in Ägypten Waren kaufen konnten.“ (Huß, ebenda, S. 220). Aber verfolgte bereits Ptolemaios I. eine solch rigorose monopolistische und merkantilistische Wirtschafts- und Handelspolitik, die nur darauf ausgerichtet war, möglichst viel Gold aus dem Ausland in die Kassen des Königs zu bringen? Huß dazu wörtlich: „Es scheint so; denn wir müssen feststellen, dass nach dem letzten Jahrzehnt des 4. Jh. anscheinend keine ausländischen Silbermünzen mehr ins Land gekommen sind. [...] Der König erzielte bei diesem Verfahren ein beträchtliches Agio. Der Kaufmann, der beispielsweise in der Zeit nach der dritten Reduktion für 1 attische Tetradrachme (17,15 g) 1 ptolemaiische Tetradrachme (14,25 g) eintauschte, ja eintauschen musste, verlor bei diesem Geschäft 2,90 g (= 16,91 %) – 2,90 g, die in der Kasse des Königs einen hellen Klang gaben!“ (Huß, ebenda, S. 220 f.). Laut Lorber erfolgte die erste Gewichtsreduktion der silbernen Tetradrachmen aber nicht schon 310 v. Chr., wie bisher vielfach angenommen, sondern erst 306 v. Chr. (Abb. 4)
„Shortly before Ptolemy assumed the diadem he reduced the weigth of his tetradrachm by two obols or one twelfth (to c. 15.70 g), so that nine tetradrachms might be struck from the amount of silver previously required for eight. This reform has the appearance of an emergency measure, undertaken to expand the monetary supply after the disastorous losses in the battle of Salamis (306) in order to enable a rapid rebuilding of the Ptolemaic fleet.“ (C. Lorber, ebenda, S. 27). [„Kurz bevor Ptolemaios das Diadem anlegte, reduzierte er das Gewicht seiner Tetradrachmen um zwei Obole oder ein Zwölftel (auf ca. 15,70 g), so dass nun neun Tetradrachmen aus der Menge Silber geprägt werden konnten, die vorher für acht benötig worden wäre. Diese Reform hat den Anschein einer Notmaßnahme, die eingeführt wurde, um die Geldmenge nach den desaströsen Verlusten in der Schlacht von Salamis (306 [v. Chr.]) auszuweiten, um so einen schnellen Wiederaufbau der ptolemaiischen Flotte zu ermöglichen.“ Übersetzung: Michael Kurt Sonntag].
Was die fünf verschiedenen Bronzenominale der ptolemaiischen Prägung anbelangt (Münzkataloge führen diese unter den Bezeichnungen AE 31, AE 27, AE 22, AE 18 und AE 13), so trugen sie unterschiedliche Vorderseitendarstellungen: AE 31 und AE 13 das Bildnis des Königs mit Diadem und Aigis nach rechts, so wie es sich auch auf den übrigen Gold- und Silbermünzen fand; AE 27 den bärtigen Kopf des Zeus im Lorbeerkranz; AE 22 den Kopf Alexanders des Großen in der Elefanten-Exuvie und AE 18 den Kopf Alexanders des Großen mit Diadem, Ammonshorn sowie langen Haaren. Die Rückseiten aller Bronzemünzen sind indes gleich und zeigen den ptolemaiischen Adler auf dem Blitzbündel – allerdings mit geöffneten Flügeln und nicht mit geschlossenen, wie auf den meisten Gold- und Silberemissionen.
Nun stammt das Gros der ptolemaiischen Münzen aus dem ägyptischen Alexandria, doch wurden Münzen immer wieder auch in den außerägyptischen Besitzungen geprägt. So zum Beispiel in der Kyrenaika, in Phoinikien, in Koile-Syrien oder Zypern. Diese unterscheiden sich von den Münzen aus Alexandria bloß durch andere Monogramme oder Beizeichen. Den ersten Teil dieses Beitrages finden Sie über diesen Link. #PtolemaiosISoter #Ägypten #Pharao #Goldstater #AlexanderDerGroße #Stater #Drachme #Tetradrachmon #Diadoche #Ptolemaier #Aigis #Seleukiden #Phoinikien #Obol #MichaelKurtSonntag
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