Um die Gold- und Silbervorkommen des Pangaion-Gebirges ausbeuten zu können, hatten die Thassier 360/59 v. Chr. in der Nähe eine Stadt gegründet, die sie den zahlreichen Gewässern zufolge, die den Angites-Fluss speisten, Krenides („Ort der Quellen“) nannten. Die benachbarten odrysischen Thraker und deren König Kersebleptes betrachteten die thassische Siedlung Krenides allerdings mit Argwohn, da sie die Gold- und Silberminen gern selbst kontrolliert hätten. Da sich die Thassier ihrerseits von den odrysischen Thrakern des öfteren bedroht fühlten und 356 v. Chr. sogar einen großen militärischen Angriff dieser befürchteten, riefen sie den Makedonenkönig Philipp II. zu Hilfe. „Hierauf begab er sich [die Rede ist von König Philipp II.] nach der Stadt Krenides, vermehrte die Zahl ihrer Bewohner und nannte sie nach seinem Namen Philippi.“ (Julius Friedrich Wurm [Übersetzer]: Diodor´s von Sizilien Historische Bibliothek, Stuttgart 1839, 16, 8, 6). Der modernen Forschung zufolge handelt es sich bei Krenides und Philippoi (lateinisch Philippi) jedoch nicht wie der antike Historiker Diodor behauptete um exakt die gleiche Siedlung, die einfach nur umbenannt wurde. „Philip II responded by beating back Kersebleptes and founding a new fortified city near Krenides, which he named Philippi […] after himself.“ (Oliver D. Hoover: Handbook of Coins of Macedon and its Neighbors, Part I. […], Lancaster/London 2016, S. 232). („Philipp II. beantworte [den Hilferuf der Krenider] indem er Kersebleptes zurückschlug und eine neue befestigte Stadt neben Krenides gründete, die er nach sich Philippi nannte.“ Übersetzung: M. K. Sonntag). Bald darauf absorbierte Philippi das Gros der ursprünglichen Bevölkerung von Krenides, woraufhin die Stadt dem Verfall preisgegeben wurde. Mit Philippi hatte sich Philipp II. aber nicht nur ein Bollwerk gegen die Thraker geschaffen, sondern war damit auch in der Lage, die Minen von Pangaion, die er nun selbst kontrollierte, jederzeit zu verteidigen. „Die Goldbergwerke in dieser Gegend, die sehr gering und unberühmt waren, brachte er [gemeint ist Philipp II.] durch bessere Bearbeitung so sehr empor, dass sie ihm einen Ertrag von mehr als tausend Talenten liefern konnten. Auf diese Art sammelte er bald Reichtümer, und vermittelst seiner großen Schätze hob er das Makedonische Reich zu einer immer höheren Stufe der Macht. Er ließ eine Goldmünze prägen, die nach seinem Namen die Philippische genannt wurde, und womit er nicht nur ein bedeutendes Heer von Söldnern zusammenbrachte, sondern auch viele Griechen gewann, dass sie zu Verrätern ihrer Vaterstädte wurden.“ (Diodor´s von Sizilien Historische Bibliothek, ebenda, 16, 8, 6ff.).
Doch noch bevor Philipp II. daran schritt in Pella, der Haupstadt seines Reiches, die von Diodor erwähnte Goldmünze prägen zu lassen, emittierte die Stadt Philippoi/Philippi Gold- und Silbermünzen. Zwischen 356 und 345 v. Chr. prägte man dort goldene Statere im attischen Münzfuß (8,6 g/Stater) sowie silberne Tetradrachmen, Drachmen und Hemidrachmen im leichten makedonischen Standard (14,4 g/Tetradrachmon). Interessant ist, dass alle diese Münzen im Prinzip motivgleich sind und vorderseitig den Kopf des Herakles im Skalp des Nemeischen Löwen sowie rückseitig einen Dreifuß, die heilige Gerätschaft Appollons, zeigen. Zudem nennen sie die Legende PHILIPPON ([Münze] der Philipper bzw. der Stadt Philippi).
Pferdekopf, Opferaxt und Delphin, die rechts vom Dreifuß erscheinen, gehören jedoch nicht zum Münzmotiv, sondern sind bloße Beizeichen.
Außer Gold- und Silbermünzen wurden aber auch noch Kleinmünzen in Bronze geprägt, die ebenfalls motivgleich waren, den Kopf des Herakles aber sowohl nach links als auch nach rechts gewandt trugen.
Dass die Münzprägung in Philippi 345 v. Chr. allerdings abrupt endete, war kein Zufall, sondern hing auf das Engste mit der Währungspolitik Philipps II. zusammen. Ab 345 v. Chr. lenkte der makedonische König die Gold- und Silberströme des Pangaiongebirges nämlich allesamt nur noch in die makedonischen Machtzentren Pella und Amphipolis, wo neue Münztypen im eigenen Namen ausgebracht wurden, so das die Edelmetallquellen Philippis versiegten.
Die Gold- und Silbermünzen Philippis sind heute allesamt sehr selten. Oliver D. Hoover misst ihnen den Seltenheitsgrad „R2“ zu, was ein Vorkommen von 2 bis 25 Exemplaren bedeutet. #Antike #Philippoi #Philippi #PangaionGebirge #Thassier #Thraker #Diodor #Makedonenkönig #PhilippII #Krenides #Pella #Stater #Hemidrachme #Drachme #Tetradrachmon #Tetradrachme #Apollon #NemeischerLöwe #MichaelKurtSonntag
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