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Dietmar Kreutzer

Die Leidenschaften des Sonnenkönigs


Der jugendliche, noch unter Vormundschaft regierende Ludwig XIV. auf einem Gemälde des niederländische Malers Justus van Egmont. Bildquelle: Wikimedia, Austriacus.

Nach den Worten von Henri de Saint-Simon platzte der französische König Ludwig XIV. beinahe vor Diamanten: „Der König trat in die Galerie … Seine Bekleidung war mit den schönsten Krondiamanten besetzt im Wert von 12 Millionen und 500.000 Pfund; er bog sich unter dem Gewicht.“ (Der Diamant, Mythos, Magie und Wirklichkeit, Erlangen 1991, S. 254).


Ein Inventar aus dem Jahr 1691 zählt den königlichen Schmuck auf. Am Hut trug er den Sency (später: Hope-Diamant), einen weltbekannten blauen Diamanten von einst 112 Karat. Am Schal prangte der Große Saphir von 132 Karat. In seiner Halskette waren 45 Diamanten verarbeitet. Dazu kamen Ordenssterne und das Kreuz vom Heiligen Geist sowie eine Hutnadel mit sieben großen Diamanten, darunter einem mit 42 Karat. Degen mit zugehörigem Gehänge, Hosenträger und Schuhschnallen – alles war mit Preziosen verziert: „Er brauchte nur in großem Pomp unter den Kronleuchtern Versailles zu erscheinen und alle Diamanten auf seinem Gewand erstrahlten in allem vorstellbaren Glanz.“ (Ebenda).

Louis d’or (Revers wie auf Écu aux huit L, Paris, 1648, Gold, 6,65 Gramm) – Bildquelle: Emporium Hamburg

Doch nicht nur Diamanten hatten es Ludwig XIV. angetan. Attraktiv gestaltete Münzen aus edlen Metallen fanden ebenso sein Wohlgefallen. Nach einer Münzreform des Jahres 1641 waren in Frankreich modern geprägte Gold- und Silbermünzen in Umlauf gekommen. Die Stempel schuf der berühmte Graveur Jean Varin: „Ludwig XIV. (1643-1715) hatte sehr viel für Münzen übrig. Alle seine Gold- und Silbermünzen tragen sein Bildnis, das entsprechend seinem Alter immer wieder abgewandelt wurde, so dass wir dadurch eine regelrechte Porträtgalerie aus Edelmetall besitzen. Ausgegeben wurden von ihm der Louis d’or, der doppelte Louis d’or sowie der silberne Écu samt Stückelungen.“ (Elvira und Vladimir Clain-Stefanelli, Das große Buch der Münzen und Medaillen, Augsburg 1991, S. 89).

1/12 Ecu, Écu à la mèche courte, Paris, 1643, Silber, 2.27 g. Bildquelle: iCollector, Gadoury-Auction Monaco 2018 rare coins.

Die bekannte Bezeichnung Écu für die erstmals nach dem Fuß des Talers geprägten Münzen kam vom lateinischen Begriff für das Wappen auf der Rückseite. Die verschieden gestalteten Écu-Münzen erhielten bald diverse Beinamen. Der Écu aux huit L hatte seinen Beinamen von den acht Anfangsbuchstaben des Königsnamens auf der Rückseite. Weiterhin gab es einen Écu mit drei Kronen und solche mit Insignien beziehungsweise Palmen oder Lorbeerzweigen um das gekrönte Wappen. Der Écu mit der Krawatte wurde nach einem Tuch um den Hals des Königs benannt. Der Écu à la mèche longue erhielt seinen Namen von einer langen Locke im Gesicht des Königs, der Écu à la mèche courte nach einer kurzen Locke. Unter der Bezeichnung Laubtaler kursierten viele der Silbermünzen in Talergröße auch in Deutschland.

Avers der Goldmedaille von Jean Varin zum Projekt von Gian Lorenzo Bernini für die Louvre-Kolonnaden (Paris, 1665). Bildquelle: Comptoire des Monnaies.

Neben seiner Leidenschaft für Diamanten und Münzen pflegte der Sonnenkönig eine weitere, nämlich jene für aufwändige Medaillen. Seine Entwicklung vom Kind zum gebrechlichen Mann ist auf Medaillen nachvollziehbar. Auch die hochfliegenden Umbaupläne für die Hauptstadt und die ständigen Eroberungszüge sind auf ihnen verewigt: „Die Medaillen wurden von bedeutenden Künstlern und Gelehrten entworfen und mit sinnigen Sprüchen versehen. Zu diesem Zweck rief der König 1663 die Académie royale des Inscriptions et Médailles ins Leben. Die sogenannte kleine Akademie arbeitete Themen und Inschriften für öffentliche Denkmäler sowie für die Histoire métallique aus, die der König zur Verherrlichung seiner Person und seiner Taten prägen ließ.“ (Helmut Caspar: „Der Staat bin ich“, in: MünzenRevue, Heft 7+8, 2015, S. 58). Auf ein besonders schönes Goldstück mit einer Fassade des Louvre von Bernini, das in der französischen Nationalbibliothek liegt, wurde kürzlich im Blog-Beitrag „Das Münzkabinett der Bibliothèque Nationale de France in Paris“ verwiesen.


Verbleibt die Frage, woher der Sonnenkönig die vielen edlen Steine bezog, von denen einleitend die Rede war. Zwischen 1631 und 1668 unternahm der von Ludwig XIV. geförderte Kaufmann und Edelstein-Experte Jean-Baptiste Tavernier (1705-1789) sechs lange Reisen nach Persien und Indien. Fast alle wichtigen Herrscher des Orients öffneten ihm ihre Türen. In einem Reisebericht beschrieb er 1676 den Abbau der Steine in den indischen Minen. Auf seiner Heimreise brachte er große Mengen an Edelsteinen mit, darunter allein 20 große Diamanten. Bei einem Besuch anno 1669 zeigte er sie am Hof von Versailles: „Einige der Diamanten, die Tavernier aus Indien mitgebracht hatte, sollten später berühmt werden, so der Koh-i-Noor oder der Große Blaue Diamant, den er an Ludwig XIV. verkaufte und der der Krone von Frankreich gehörte.“ (Diamanten, S. 43).

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