Frank Stocker:
Die Inflation von 1923.
Wie es zur größten deutschen Geldkatastrophe kam
368 Seiten, Schwarz-weiß-Abbildungen,
Format 21,5 cm x 14,5 cm,
Festeinband mit Schutzumschlag.
München 2022.
Preis: 27,– Euro.
ISBN: 978-3-95972-564-4
Aus Anlass der 100-jährigen Wiederkehr der verheerenden Hyperinflation von 1923 erläutert der Autor in 50 flüssig geschriebenen Kapiteln (über 30 davon behandeln das Jahr 1923) die Ursachen und Folgen der Hyperinflation von 1923 im Deutschen Reich und mit welchen Mitteln sie letztlich überwunden werden konnte.
Gegenwärtig ächzen die Deutschen unter einem inflationsbedingten Preisanstieg auf breiter Front. Doch dieser Preisanstieg ist ein Klacks verglichen mit der Hyperinflation von 1923. Der Rückblick auf die Jahre 1920 bis Herbst 1923 zeigt, dass es kein linearer Weg zur Hyperinflation war, sondern dass die wirtschaftliche und monetäre Entwicklung in Deutschland ein Auf und Ab aufwies, was der Autor deutlich zum Ausdruck bringt. Selbst Finanzeyperten haben die Katastrophe nicht vorhergesehen. Wie der Autor schreibt, hatte sich auch der bekannte Ökonom John M. Keynes mit dem Ankauf von Mark-Beträgen verspekuliert und dabei erhebliche Verluste hinnehmen müssen.
Der Autor stellt dar, wie das Deutsche Reich zunächst langsam und dann immer schneller in den Strudel des Geldzerfalls geriet, was ihn verursachte und was ihn beschleunigte. Stocker geht auch ausführlich auf die exorbitant hohen Reparationsforderungen der Siegermächte, vor allem Frankreichs, ein und welchen Beitrag sie zum Wertverfall der Mark beigesteuert haben.
Der Autor bleibt nicht bei der Darstellung der politischen Kräfteverhältnisse, der Erläuterung der finanzpolitischen Entscheidungen und deren volkswirtschaftlichen Folgen stehen, sondern beleuchtet auch das gesellschaftliche Umfeld im Deutschen Reich in den frühen 1920er Jahren. Zahlreiche Zeitzeugenberichte verdeutlichen die Belastungen, denen die Menschen, die jene Zeit erlebt haben, ausgesetzt waren. So wurden beispielsweise mithilfe des am 27. Oktober 1923 verabschiedeten Ermächtigungsgesetzes – heute unvorstellbar – 400.000 Beamte, Angestellte und Arbeiter entlassen.
Ausführlich behandelt der Autor die Einführung einer stabilen Währung, der Rentenmark. Am 15. November 1923 wurde sie offiziell eingeführt. Der Umrechnungskurs lag bei 1 Billion Papiermark für eine Rentenmark. Die Auswirkungen der Rentenmark-Einführung beschreibt der Autor dann in einem eigenen Artikel „Das ‚Wunder der Rentenmark‘ Winter 1023/1924“. In dem Folgekapitel behandelt der Autor „Die Frage der Schuld“. In einem Nachwort geht der Autor der Frage nach „Kann das wieder passieren?“
Seit jüngster Zeit sehen manche eine ähnliche Inflation heraufziehen, wie sie Deutschland vor 100 Jahren erlebte. Denn Notenbanker in den USA, Europa und fast allen anderen Industriestaaten kaufen Anleihen ihrer Staaten, drucken also Geld – ganz so, wie es die Reichbank Anfang der 1920er Jahre getan hat. Frank Stocker analysiert die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der heutigen Situation im Vergleich zu 1923 und wagt einen Blick auf die Zukunft.
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