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Die Historie der 1.000-Lire-Münzen aus Italien

Andreas Raffeiner

Silberne Gedenkmünzen gehören zur italienischen Währung vor der Einführung des Euro. Über viele Jahre hinweg wurden Gedenkmünzen zu 500 Lire geprägt. Im Jahr 1970 gab es jedoch erstmals eine 1.000-Lire-Münze als Gedenkausgabe. Diese Münze, die allgemein als „Roma capitale“ bezeichnet wird, war eine sogenannte Umlaufgedenkmünze. Nach einer Unterbrechung von mehreren Jahrzehnten folgten ab 1994 in kurzen Abständen insgesamt elf weitere Silbermünzen dieser Wertstufe, nun allerdings als nicht mehr als Umlaufmünzen, sondern als Sammler-Gedenkmünzen, die überwiegend nur noch in Sets erhältlich waren. Die erste dieser Münzen erschien zum 900. Jubiläum der Basilica di San Marco in Venedig. Es folgten Ausgaben, die zumeist runde Geburts- oder Todestage bedeutender Künstler würdigten. Eine bimetallische Umlaufmünze zu 1.000 Lire, die als „Europa“ bekannt ist, wurde 1997 und 1998 geprägt. Dabei handelte es sich nach der Ausgabe von 1970 zum zweiten Mal um eine Umlaufmünze in dieser Wertstufe. Sie kam in einer für den Umlauf bestimmten Auflage von insgesamt 360 Millionen Stück heraus. Die erste 1.000-Lire-Münzen und die zuletzt für den Umlauf geprägte haben eine besondere historische und künstlerische Bedeutung, da sie Ereignisse und Ideen widerspiegeln, die für Italien und Europa insgesamt von großer Bedeutung waren.


Roma Capitale (1970)


Die erste Münze, die 1.000 Lire „Roma Capitale“, wurde 1970 geprägt, um den 100. Jahrestag der Ernennung Roms zur Hauptstadt Italiens zu feiern. Die Münze wurde aus Silber (835/1000) hergestellt, wiegt 14,6 Gramm, hat einen Durchmesser von 31,4 mm und eine Dicke von 2,34 mm.



1.000 Lire (Roma capiale, Italien, 835er Silber, 14,6 Gramm, 31 mm)

Bildquelle: Numista, whitegandalf


Auf der Vorderseite erkennt der numismatisch und geschichtlich Interessierte das Abbild des Kopfes der römischen Göttin Concordia abgebildet. Diese Darstellung geht auf einen alten römischen Denar zurück, der um 62 v. Chr. herum von Lucius Emilio Lepidus Paulus, einem Konsul, ausgegeben wurde. Der Kopf der Concordia symbolisiert Einheit und Harmonie und wurde als Sinnbild für die Vereinigung der italienischen Staaten unter der Führung Roms in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewählt.


Auf der Rückseite ist das Design von Michelangelo für den Bodenbelag des Piazza del Campidoglio in Rom zu sehen. Dieser Entwurf wurde als Symbol für die kulturelle Bedeutung und das historische Erbe von Rom gewählt. Der Entwurf des „Dritto“ wurde von Piero Morassi gestaltet, während das „Rovescio“ von Laura Cretara entworfen wurde. Der Rand der Münze trägt die Inschrift „REPUBBLICA ITALIANA“ in erhabenen Buchstaben.


Europa (1997–1998)


Die 1.000-Lire-Münze „Europa“ wurde als bimetallische Münze (mit einem äußeren Ring aus Bronzital und einem inneren Kern aus Cupronickel) geprägt. Sie wurde von 1997 bis 1998 in Umlauf gebracht und war eine der letzten Münzen vor der Einführung des Euro. Diese Münze feiert die europäische Integration und insbesondere die Schengen-Zone, die 1997 erweitert wurde, als mehrere europäische Länder ihre Grenzen öffneten und die Reisefreiheit förderten. Die Münze war von historischer Bedeutung, da sie die geopolitische Situation Europas in dieser Zeit widerspiegelte.


1.000 Lire (Europa, Italien, 1997, Bimetall, 8,8 Gramm, 27 mm)

Bildquelle: Kölner Münzkabinett


Die Münze wiegt 8,8 Gramm und verfügt über einen Durchmesser von 27 mm und eine Dicke von 2,1 mm. Auf der Vorderseite befindet sich eine Darstellung von Europa, entworfen von Laura Cretara. Auf der Rückseite wurde eine Karte von Europa abgebildet, die von Uliana Pernazza entworfen wurde. 


Es gab jedoch bei der ersten Prägung dieser Münze gravierende Fehler, die sie zu einer sogenannten „Fehlprägung“ machten. Die Karte der Schengen-Staaten wies erhebliche geografische Ungenauigkeiten auf, wie zum Beispiel die Darstellung der geteilten Deutschlandgrenze, die nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 nicht mehr bestand. Ebenso war die Präsenz von Dänemark auf der Karte fehlerhaft, da Dänemark zu dieser Zeit noch nicht dem Schengen-Abkommen beigetreten war.


Sobald dieser Fehler erkannt wurde, wurde eine Korrekturprägung mit einer aktualisierten Karte vorgenommen. Die erste Variante mit den Fehlern wurden insgesamt in einer Auflage von 100 Millionen Exemplaren geprägt, die korrigierte Fassung mit 260 Millionen Exemplaren. Trotz der Korrekturen waren auch auf der zweiten Variante einige Fehler vorhanden, wie etwa die falsche Platzierung von Dänemark und die Erhaltung der Istrischen Halbinsel innerhalb der italienischen Grenzen. Beide Varianten blieben bis zur Einführung des Euro im Jahr 2002 im Umlauf. Die Frage bleibt offen, ob der Entwerferinnen über keine euro-geografischen Kenntnisse verfügten.



Fehlerkennzeichnung der „Europa“-Münze

Bildquelle: Numista, Guerin/Sjoelund


Die „Europa“-Münze war die erste Umlaufmünze, deren Prägung aufgrund der bevorstehenden Einführung des Euro eingestellt wurde. Regulär wurden nur die Jahrgänge 1997 und 1998 geprägt. Danach ist die Münze bis zum Jahr 2001 nur noch als Bestandteil von Münzsätzen hergestellt worden. Als der Euro als gesetzliches Zahlungsmittel in Italien und vielen anderen EU-Staaten eingeführt wurde, sind die Prägungen eingestellt worden. Aus dem Jahr 2007 sind Nachprägungen beider Münzen aus 900er Gold und und 836er Silber mit der Kennzeichnung Copia bekannt.


Kleines Fazit


Die 1.000-Lire-Münzen „Roma Capitale“ und „Europa“ sind nicht nur numismatische Objekte, sondern auch Zeugen wichtiger geschichtlicher und politischer Ereignisse. Die „Roma capitale“-Münze feiert das Erbe und die Bedeutung Roms als Hauptstadt Italiens, während die „Europa“-Münze die Vision eines vereinten und grenzenlosen Europas widerspiegelt. „Roma capitale“ wurde in einer Auflage von etwa drei Millionen Exemplaren. „Europa“ kam in einer Massenauflage von hunderten Millionen heraus. Dennoch sind beide heute Sammlerstücke, die die Übergangszeit von der italienischen Lira zum Euro eindrucksvoll versinnbildlichen oder auch dokumentieren.


Andreas Raffeiner

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