Euthydemos I., der aus Magnesia am Maiandros in Ionien stammte, war vermutlich der Satrap der Sogdiane unter der Oberhoheit des gräko-baktrischen Königs Diodotos II. Um 225 v. Chr. stürzte er die Dynastie des Diodotos und beanspruchte selbst das Königtum. Danach herrschte er über Baktrien und die Sogdiane sowie über die nahe gelegenen Territorien von Margiana und Areia.
Um 208 v. Chr. geriet er jedoch in Konflikt mit dem seleukidischen König Antiochos III. Nachdem Euthydemos eine größere Schlacht gegen die Truppen des Antiochos in Areia verloren hatte, zog er sich in das gut befestigte Baktra, die Hauptstadt Baktriens, zurück und widerstand anschließend einer dreijährigen Belagerung durch Antiochos III. Da der Seleukidenkönig während dieser Zeit zur Überzeugung gekommen war, dass das Baktrische Königreich unter Euthydemos eigentlich einen guten östlichen Puffer zu seinem eigenen Reich bilden könnte, zumal es die Bedrohung durch die Skyten und andere nomadischen Stämme nördlich des Oxosflusses aufhalten könnte, hob er die Belagerung Baktras auf und erkannte die regionale Herrschaft des Euthydemos an.
Daraufhin gingen die beiden Könige eine Allianz ein, die schließlich auch noch durch familiäre Bande besiegelt wurde. Die seleukidische Prinzessin Laodike wurde mit Demetrios I., dem Sohn und Thronfolger des Euthydemos verheiratet. Nach dem Rückzug der Seleukiden aus Baktrien (nach 205 v. Chr.) verliert sich die Herrschaft des Euthydemos jedoch im Dunkel der Geschichte. Alles was wir mit Sicherheit sagen können, ist, dass das Königtum des Euthydemos bei seinem Tod (um 200 v. Chr.) an seinen Sohn Demetrios I. (200-185 v. Chr.) weitervererbt wurde.
Zu den Edelmetallmünzen, die Euthydemos I. emittierte, zählen sowohl goldene Oktodrachmen und Statere als auch silberne Tetradrachmen, Drachmen, Hemidrachmen, Obole und Hemiobole. Die besagten Münzen wurden im attischen Münzfuß (um 8,48 g/Stater, um 33,92 g/Oktodrachmon und um 16,96 g/Tetradrachmon) geprägt. Diese Gold- und Silbermünzen sind, von minimalen Unterschieden abgesehen, allesamt motivgleich, zeigen sie doch auf ihren Vorderseiten stets das diademierte Haupt des Euthydemos nach rechts und auf ihren Rückseiten den nach links sitzenden Herakles mit Keule. Auch nennen alle die Legende BASILEOS EYTHYDEMOY ([Münze] des Königs Euthydemos).
Betrachtet man die Münzen des Euthydemos etwas eingehender, so erkennt man vorderseitig zwei Porträttypen – einen jüngeren bzw. mittelalterigen (von 225-210/208 v. Chr.) und einen älteren (ab 206-200 v. Chr.).
Nun sind die Rückseiten zwar allesamt motivgleich, allerdings gibt es auch auf diesen kleine Differenzen, die zwischen früheren und späteren Ausgaben unterscheiden lassen. Auf den zwischen 225 und 210/208 v. Chr. geprägten Münzen sitzt Herakles auf übereinander gestapelten Steinen und stützt seine Keule auf eine vor ihm stehende Steinsäule, die sich ebenfalls aus drei bis vier übereinander gestapelten Steinen zusammensetzt. Bei den Geprägen ab 206 v. Chr. wirkt der Fels auf dem Herakles sitzt thronartiger, auch ist er mit dem Fell des Nemeischen Löwen bedeckt. Zudem stützt Herakles seine Keule nicht mehr auf eine Steinsäule, sondern auf seinen rechten Oberschenkel.
Interessant und bemerkenswert ist, dass dies Motiv des sich von seinen Arbeiten ausruhenden Herakles keine originale gräko-baktrische Schöpfung war, sondern von den Tetradrachmen des seleukidischen Königs Antiochos II. entlehnt wurde, die jener in Ionien prägen ließ. Auf denen sitzt Herakles ebenfalls nach links auf einem Fels, der mit dem Fell des Nemeischen Löwen bedeckt ist und stützt seine Rechte auf die am Boden vor ihm stehende Keule.
Übrigens, die Numismatiker Arthur Houghton und Oliver Hoover stufen die Seltenheit der goldenen Oktodrachmen mit R3 (1-2 Exemplare) und die der Goldstatere mit R2 (2-25 Exemplare) ein. Mit R2 werden zudem auch etliche Tetradrachmen sowie alle anderen silbernen Kleinnominale eingestuft.
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