Ptolemaios II. Adelphos bzw. Philadelphos (285/84-246 v. Chr.) war der Sohn des Dynastiegründers Ptolemaios I. Soter (323 bzw. 306-282 v. Chr.) und der Berenike I. 285 v. Chr. wurde er Mitregent sowie Thronfolger und 283/82 v. Chr. Alleinherrscher. Als ägyptischer Pharao und hellenistischer Monarch behauptete er sich in drei Syrischen Kriegen (zwischen 280 und 253 v. Chr.) gegen das Seleukidenreich. Im Cremonideischen Krieg (267-261 v. Chr.) gegen Makedonien sicherte er so die ptolemaischen Besitzungen in Kleinasien und in der Ägäis sowie seinen Einfluss auf den Bund der Insel-Griechen. Außerdem organisierte er Verwaltung und Justiz, mehrte den Handel und förderte Wissenschaft, Kunst sowie Dichtung. „Natürlich hat Ptolemaios II. die Bibliothek – wie überhaupt fast alle Ptolemaier – stark gefördert. Galten die Interessen seines Vaters eher der Geschichtsschreibung, so liebte der Sohn die Naturwissenschaften, und ihm ist die Errichtung botanischer und zoologischer Gärten zu verdanken.“ (Wolfram Hoepfner [Hrsg.]: Antike Bibliotheken, Mainz am Rhein 2002, S. 31). Den einbalsamierten Leichnahm Alexanders des Großen, den bereits Ptolemaios I. aus Damaskos entführt und nach Memphis hatte bringen lassen, überführte Ptolemaios II. dann von Memphis nach Alexandreia, also von der alten in die neue Hauptstadt des Reiches. Darüber hinaus begründete er den göttlichen Kult seiner Eltern. „Zwar waren Ptolemaios I. bereits zu dessen Lebzeiten kultische Ehren zuteil geworden, doch waren diese Ehren nicht regierungsamtlich dekretiert, sondern von befreundeten bzw. Verbündeten Mächten gewährt worden: von Rhodos (304 [v. Chr.]), von Lindos (?), von Miletos (nach 294 [v. Chr.]), vom Bund der Insel-Griechen (288 oder 287 [v. Chr.]), vielleicht von Naxos (ebenfalls 288 oder 287 [v. Chr.]) und möglicherweise von Kalymna (?).“ (Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit 323–30 v. Chr., München 2001, S. 324f.). Nach dem Tode Ptolemaios I. erklärte die Regierung, auf Veranlassung Ptolemaios II., den toten König zum „Gott Retter“ (theós Sotér) und ließ ihm in Alexandreia einen eigenen Tempel errichten. Nach dem Tode Berenikes I. wurde auch sie in diesen Kult aufgenommen und beide von da an als „(Götter) Retter“ (theoí Sotéres) verehrt.
Interessant und bemerkenswert ist, dass sich Ptolemaios II. aber nicht mit der kultischen Verehrung seiner Eltern begnügte, sondern ein paar Jahre später auch einen eigenen Kult für sich und seine Schwestergemahlin Arsinoe II. ins Leben rief. „Den entscheidenden Schritt in eine neue Phase des Herrscherkults hinein tat Ptolemaios II., als er im 14. Jahr seiner Herrschaft (272/71 [v. Chr.]) den Kult der <Götter Geschwister> (theoí Adelphoí) und damit einen Kult lebender Herrscher installierte.“ (Werner Huß, ebenda, S. 325).
Um die erwähnten Kulte auch propagandistisch soweit wie möglich in Szene zu setzen, ließ Ptolemaios II. ab 272/71 v. Chr. eindrucksvolle Goldstücke (Oktodrachmen und Tetradrachmen) prägen. Da die goldenen Oktodrachmen 100 Silberdrachmen oder einer Mine entsprachen wurden sie auch Mnaieion (Mine) genannt. Die goldenen Tetradrachmen bezeichnete man dagegen als Pentekontadrachmon (50 Silberdrachmen) oder Halb-Mnaieion. Diese motivgleichen Goldmünzen zeigen vorderseitig die nach rechts gestaffelten Büsten Ptolemaios´ II. Adelphos (Philadelphos) und seiner Schwestergemahlin Arsinoe II. sowie rückseitig die ganz ähnlich gestalteten Büsten von Ptolemaios I. Soter und seiner Gattin Berenike I.
Betrachtet man die Münzen etwas genauer, so fällt zum einen auf, dass die Büsten der Könige diademiert und die Büsten der Königinnen diademiert sowie verschleiert sind, wobei der Schleier nur im Halsbereich sichtbar wird. Zum anderen wird eine Beschriftung über den jeweiligen Büsten erkennbar. So lesen wir auf den Vorderseiten ADELPHON (der Geschwister) und auf den Rückseiten THEON (der Götter). Doch wenngleich die Legende auch nur den Kult der Götter Geschwister (theoí Adelphoí) erwähnt, so wird der Kult der „(Götter) Retter“ (theoí Sotéres) über das rückseitige Bildmotiv ebenso angesprochen.
Übrigens, von dem hier erwähnten Goldoktodrachmon gibt es den Numismatikern Svoronos und Lorber zufolge allerdings auch einen extrem seltenen Typ, bei dem Ptolemaios I. und Berenike I. die Vorderseite und Ptolemaios II. sowie Arsinoe II. die Rückseite zieren. Außerdem findet sich auf diesem Münztypus die gesamte Legende THEON ADELPHON auf der Rückseite, während die Vorderseite anepigrafisch ist. Will man Lorber Glauben schenken, dann beschließt dieser Münztypus die gesamte Serie. Laut Svoronos und Lorber existieren aber auch extrem seltene 1/4-Mnaieion- (25 Silberdrachmen-Äquivalent) und 1/8-Mnaieion-Goldünzen (12 ½ Silberdrachmen-Äquivalent), die mit den erwähnten 1- und ½-Mnaieion-Goldstücken motivgleich sind.
Comments