Mit einer Goldmünze zu 10 Dukaten, die unter Kaiser Rudolf II. (1576–1612) vermutlich nach 1602 in Prag verausgabt wurde, feierte die Habsburger Dynastie Kaiser Maximilian I. (1493–1519), Kaiser Karl V. (1519–1556) und Kaiser Ferdinand I. (1558–1564) als Begründer ihrer Macht und Größe.
Abb. 1: 10 Dukaten (nach 1602). Gold, 34,56 g, 40 mm, Münzstätte Prag [Künker 349/4449]
Das abgebildete Goldstück zeigt vorderseitig die nach rechts gestaffelten Brustbilder von Kaiser Maximilian I., Kaiser Karl V. und Kaiser Ferdinand I. mit Mitrenkronen und der Ordenskette vom Goldenen Vlies und nennt die Legende MAXI[milianus] I CARO[lus] V ET FERD[inandus] D[ei] G[ratia] ROM[anorum] CAES[ares] REG[es] HISP[aniae] (Maximilian I., Karl V. und Ferdinand von Gottes Gnaden Römische Kaiser, Könige von Spanien). Auf der Rückseite sehen wir den doppelköpfigen Reichsadler mit zweigeteiltem Brustschild, der links das Wappen von Kastilien und rechts das Wappen Österreichs zeigt, und lesen HVNG[ariae] BO[hemiae] DAL[matiae] CRO[atiae] & C[eterarum] ARCHID[uces] AVST[riae] DV[ces] BVRG[undiae] (von Ungarn, von Böhmen, von Dalmatien, von Kroatien etc. Erzherzöge von Österreich, Herzöge von Burgund).
Abb. 2–4 [Wikimedia Commons]:
Maximilian I. (1519). Gemälde von Albrecht Dürer (1471–1528). KHM, Wien;
Der junge Kaiser Karl V. (um 1520). Gemälde von Bernard van Orley (1487–1541). Louvre, Paris;
Der junge Ferdinand I. (um 1521). Hans Maler zu Schwaz (1480–?). KHM, Wien
Hatte doch Maximilian I. durch seine Heirat mit Maria von Burgund (1477) das reiche Burgund an Habsburg gebracht und durch die Verheiratung seines Sohnes Philips des Schönen mit Johanna der Wahnsinnigen (1496), der spanischen Thronerbin, auch Kastilien dem Reich einverleibt, nachdem sein Enkel Karl (V.) 1516 zum spanischen König gekrönt, 1519 zum römischen König und zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt worden war. Zudem hatte er die Weichen für den Erwerb von Ungarn und Böhmen als habsburgische Erblande gestellt, indem er seine Enkel Ferdinand und Maria mit den Kindern des ungarichen Königs verheiratete. Aus dieser maximilianischen Zeit stammt wohl auch der habsburgische Wahlspruch: „Bella gerant alii, tu felix Austria nube!“ (Kriege mögen andere führen, du, glückliches Österreich, heirate!) Hieraus sollte man aber nicht schließen, dass die Habsburger Außenpolitik ganz ohne Blutvergießen ausgekommen wäre, zumal sowohl Maximilian als auch Karl und Ferdinand etliche Kriege führten. Nach 1519 herrschte Karl V. dann über Kastilien, Aragon, die spanischen Überseegebiete in der „neuen Welt“, über die Erblande Österreichs und über den burgundischen Besitz. Außerdem übertrug er seinem Bruder Ferdinand (in den Verträgen von Worms 1521 und Brüssel 1522) die österreichischen Erblande einschließlich Tirols und die Vertretung im Reich, wenn er (Karl V.) sich nicht im Reich aufhielt. 1531 setzte Karl die Wahl Ferdinands zum römischen König durch, nachdem Ferdinand bereits 1526 zum König von Böhmen und zum König von Ungarn gekrönt worden war und somit die habsburgische Donaumonarchie begründete. Als Karl V. dann 1556 zu Brüssel resignierte und sich ins Kloster San Yuste zurückzog, übernahm Ferdinand die Herrschaft über die österreichischen Erblande (Kaiserkrönung Ferdinands aber erst 1558 nach dem Tode Karls V.). Karls Sohn Philipp II. erhielt dagegen die spanischen und burgundischen Gebiete.
Doch diese gestaffelten Porträts von Maximilian, Karl und Ferdinand hatte es bereits auf einer ersten einseitig geprägten Silbermedaille von 1536 gegeben, wenngleich die Darstellung damals auch noch etwas anders aussah als in Abb. 1. Die Idee für eine solche Würdigung der habsburgischen Kaiser kam also schon zur Regierungszeit Karls V. auf. Um 1590 ließ Kaiser Rudolf II. dann in Joachimstal oder in Prag sogenannte „Dreikaisertaler“ in den Nominalen ½, 1, 1½, 2, 3 und 4 Taler prägen, auf denen die Kaiserbüsten allerdings Bügelkronen trugen und nach links gewandt waren. Die Dreikaisermünzen zu 1, 1½, 2 und 3 Taler in Silber und zu 5, 10 und 15 Dukaten in Gold, die die Brustbilder der Kaiser mit Mitrenkronen und den Ordensketten vom Goldenen Vlies nach rechts gewandt zeigen wie in Abb. 1, dürften allesamt erst nach 1602 entstanden sein: Die Mitrenkronen, die darauf zu sehen sind, haben große Ähnlichkeit mit der „Rudolfinischen Hauskrone“, die sich Rudolf II. 1602 in Prag vom Juwelier Jan Vermeyen anfertigen ließ und die seit 1804 die Krone des Kaisertums Österreich war.
Abb. 5: „Rudolfinische Hauskrone“ 1602 Prag [KHM, Wien; Michael Kurt Sonntag]
Im Unterschied zu den früher gefertigten Kronen besteht eine Mitrakrone nämlich aus einem Kronreif, einem Kronbügel und einer Mitra. Die Mitra, die eigentlich nur die Bischöfe trugen, sollte durch diese Krone auf das Gottesgnadentum des Kaisers verweisen. Auf den 22-karätigen Goldplatten der Rudolfinischen Mitra sind übrigens bedeutende Szenen aus dem Leben Rudolfs II. dargestellt (wie z.B. Rudolf als Imperator oder Rudolf beim Ritt über den Krönungshügel in Pressburg).
Das goldene 10-Dukatenstück aus Abb. 1 wurde übrigens in der 349. Auktion von F. R. Künker vom März 2021 mit 50.000,– Euro geschätzt. Der Zuschlag erfolgte bei 70.000,– Euro.
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