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Michael Kurt Sonntag

Die Gold-Laurels des britischen Königs James I. (1603-1625)

Als der schottische König James VI. aus dem Hause Stuart 1603, nach dem Tode Elizabeths I., den englischen Thron bestieg, wurde er als James I. König von Großbritannien. Infolgedessen änderte man auch die Königstitulatur und die Wappengestaltung auf den Münzen. James war nun nämlich nicht mehr nur König von England (ANG:[liae]), Frankreich (FRAN:[ciae]) und Irland (HIB:[erniae]), sondern auch von Schottland (SCO:[tiae]). Ab 1604 setzte man dann an die Stelle von ANG:[liae] und SCO:[tiae] die Wörter MAG:[nae] BRIT:[anniae] für Großbritannien. Das viergeteilte Wappen wiederum, das unter Elizabeth I. nur die Löwen Englands (in den Feldern 2 und 4) und die Lilien Frankreichs (in den Feldern 1 und 3) gezeigt hatte, wurde unter James wie folgt umgestaltet. Im 1. Feld erschienen die Lilien Frankreichs und die Löwen Englands, im 2. Feld der schottische Löwe, im 3. Feld die irische Harfe und im 4. Feld erneut die Lilien Frankreichs und die Löwen Englands.

Die Münzprägung James' I. wird von Numismatikern in drei Abschnitte geteilt: First Coinage (1603-1604), Second Coinage (1604-1619) und Third Coinage (1619-1625). Zu den Goldmünzen zu 20 Shillings, die unter James I. geprägt wurden, gehören der Sovereign (1603), der Unite (1604-1619) und der Laurel (1619-1625). Zwar bestanden alle diese Münzen aus 22-karätigem Gold (916,67/1000) und galten auch alle jeweils 20 Shillings, doch wog der Unite bereits etwas weniger als der Sovereign und der Laurel noch etwas weniger als der Unite. Brachte der Sovereign noch 11,14 g auf die Waage so waren es beim Laurel nur noch 9,10 g.


Was den Laurel angeht, so erhielt er seinen Namen nach dem Lorbeerzweig, den James I. auf dem Münzporträt im Haar trug. Vorderseitig zeigt der Laurel nämlich die nach links gewandte, drapierte sowie belorbeerte Büste James' I. und nennt die Titulatur IACOBVS D: G: MAG: BRI: FRA: ET HIB: REX (Jacobus [englisch James] von Gottes Gnaden König von Großbritannien, Frankreich und Irland). Die Wertangabe XX [Shillings] befindet sich hinter dem Kopf des Königs. Auf der Rückseite sehen wir indes ein Langkreuz und darauf den gekrönten sowie geviertelten Wappenschild Großbritanniens mit den Wappen Englands und Frankreichs (in den Feldern 1 und 4), dem Wappen Schottlands (Feld 2) und dem Wappen Irlands (Feld 3) . Als Umschrift lesen wir zwischen Krone und Kreuzenden FACIAM / EOS IN / GENTEM / VNAM (Ich werde sie zu einem Volk machen) [Hesekiel, 37,22].

Laurel, Prägeperiode 3 (1619-1625), Büste Typ 3, Gold 916,67/1000, 9,08 g, Ø 36 mm, Münzzeichen Rose am jeweiligen Legendenende. [Bildquelle: MA-Shops, Wessex Coins, GB (Mai 2021)].
Laurel, Prägeperiode 3 (1619-1625), Büste Typ 4, Gold 916,67/1000, 9,08 g, Ø 36 mm, Münzzeichen Lilie am jeweiligen Legendenende. [Bildquelle: MA-Shops, Wessex Coins, GB (Mai 2021)]

Numismatiker unterscheiden bei diesen Laurel-Goldstücken fünf Porträtbüsten des Königs, die sich jeweils minimal voneinander unterscheiden. Vergleicht man die Porträts der ersten und zweiten Abbildung miteinander, so kann man auch tatsächlich kleine Unterschiede ausmachen.


Sieht man sich die Rückseiten der beiden Laurels etwas eindringlicher an, so fällt auf, dass die Legende der zweiten Abbildung im Unterschied zu jener der ersten keine richtige Trennung zwischen den ersten drei Worten macht bzw. die Trennung nicht grammatikalisch korrekt verläuft. Statt FACIAM EOS IN [Ich werde sie machen zu] steht beim zweiten Exemplar FACIA MEOSIN, was keinen Sinn ergibt, da diese Worte in Latein so nicht existieren. Warum steht es dann aber so da? Konnte der Legendenschreiber (Graveur) dieser Münze kein Latein? Nun, genau das Gegenteil war vermutlich der Fall. Weil der Legendenschreiber dieses Bibelzitat wohl auch in Latein auswendig kannte und voraussetzte, dass es auch den Menschen seiner Epoche geläufig war, und sich so jeder auch ohne korrekte Wortabgrenzung schnell darin zurecht finden könne, machte er sich keine Mühe, die Worte überhaupt durch Lehrzeichen abzugrenzen, sondern reihte alles einfach so aneinander, wie ihm dies die Zwischenräume des Langkreuzes erlaubten. Für diese Erklärung spricht übrigens die Tatsache, dass sich diese Art der Legendenschreibung auch auf zahlreichen anderen, späteren Laurels findet und somit kein „Unfall“ gewesen sein kann.

Aber die Goldmünzenemission beschränkte sich zur Zeit von James I. nicht auf die erwähnten 20-Shillings-Münzen (Sovereign, Unite und Laurel), sondern umfasste noch weitaus mehr Nominale. So zum Beispiel Rose-ryal (30 Shillings), Spur-ryal (15 Shillings), Angel (10 Shillings), Half-angel (5 Shillings), Double-crown, Britain crown, Thistle crown und Half crown. Dem an diesen Goldmünzen näher Interessierten sei an dieser Stelle beispielsweise der Katalog „Coins of England & The United Kingdom, Pre-Decimal Issues, Spink, 54. Aufl., London 2019“ empfohlen.




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