Anfangs waren es vor allem die Hansestädte sowie die italienischen Umschlagplätze Genua und Venedig, die den Übersee-Handel bestritten. Doch im 15. Jahrhundert erlangten auch Handelshäuser aus dem oberdeutschen Raum zunehmend an Bedeutung. Es waren Familienunternehmen aus Augsburg und Nürnberg, die mit ihren riesigen Umsätzen einen beträchtlichen wirtschaftlichen Einfluss ausübten. Der als Papst Pius II. bekannt gewordene Enea Silvio Piccolomini (1405-1464) sagte, der König von Schottland führe kein solches Haus wie mancher vornehme Nürnberger Bürger. Ihre Häuser glichen Königspalästen und deren Gold- und Silbergerät übertreffe alles andere an Pracht. Seit Anfang des 16. Jahrhunderts war Nürnberg aufgrund dessen auch das Mekka der Goldschmiedekunst in Europa: „Die Totenregister der Stadt weisen von Ende des 15. bis Mitte des 17. Jahrhunderts über 600 selbständige Goldschmiedemeister aus. Und das bei einer Einwohnerzahl von 20.000 (1449) bis 40.000 (1622). Dabei war der Goldschmied stets auch, ja in erster Linie, Silberschmied.“ (Günter Ludwig / Günter Wermusch: Silber – Aus der Geschichte eines Edelmetalls, Berlin 1986, S. 250). Schweres Tafelgeschirr aus Silber sollte den gesellschaftlichen Rang eines Hauses verdeutlichen. Zugleich diente es als Vermögensrücklage. Mit welchen Summen ein Nürnberger Handelshaus zu dieser Zeit hantierte, zeigt die Geschichte der Familie Imhoff.
Die Patrizierfamilie hatte sich im 14. Jahrhundert in Nürnberg angesiedelt. Im Fernhandel zwischen Venedig, Nürnberg und Osteuropa wurde die Imhoffsche Handelsgesellschaft im Jahre 1381 erstmalig erwähnt. Das Handelssortiment war breit gefächert, umfasste beispielsweise Gewürze, Stoffe, Farben, Edelmetalle und Waffen. Konrad Imhoff (gest. 1486) erwarb zudem Anteile an sächsischen Silberminen sowie im schlesischen Goldbergbau. Hans (gest. 1499), sein jüngerer Bruder, gründete eine weitere Handelsgesellschaft. Ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts konzentrierte sich diese auf Handelsplätze in Westeuropa. Der Kaufmann und seine acht Söhne betreuten die neuen Niederlassungen in Neapel, Aquila, Messina, Lyon, Saragossa, Lissabon, Antwerpen und Amsterdam: „Nach seinem Vermögensinventar von 1499 hatte Hans Imhoff in die Gesellschaft 28.669 Gulden eingebracht und hinterließ insgesamt 49.888 Gulden in bar, Silbergeschirr im Wert von 1.264 Gulden sowie liegende Güter im Wert von 39.437 Gulden. Er war Oberherr von dreiundfünfzig Nürnberger Wohnhäusern und Gewerbebetrieben.“ (Ludwig Veit: Die Imhoff, In: Das Schatzhaus der Deutschen Geschichte, Düsseldorf 1982, S. 602f.).
Der Sohn von Hans erweiterte das Profil des Hauses um Geld- und Bankgeschäfte. Unter dem Einfluss von Jean Kleeberger aus der Faktorei in Lyon engagierte sich das Handelshaus so im 16. Jahrhundert zunehmend im Anleihegeschäft mit der französischen Krone. Die Imhoffsche Handelsgesellschaft investierte „beträchtliches Kapital, was zur Folge hatte, dass sie durch den französischen Staatsbankrott 1557 nicht weniger als 45.000 Livres verlor. Eine Schuldurkunde des französischen Königs vom 1. März 1564 gegenüber Sebastian und Hieronymus Imhoff beläuft sich auf 25.300 Sonnenkronen. Der spanische Staatsbankrott schließlich brachte einen Verlust von nicht weniger als 34.000 Carolusgulden.“ (Ebenda, S. 584). Während andere Handelsgesellschaften aus Nürnberg und Augsburg an den Verlusten zugrunde gingen, überstanden die Imhoff mit einem Geschäftsvermögen von seinerzeit 100.000 Gulden die Verluste. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts begannen sich die Imhoffs aus dem Handel zurückzuziehen. Sie bekleideten Positionen in der Gesellschaft, lebten zunehmend von den Einkünften ihrer Güter. Gustav Wilhelm (gest. 1750) vom holländischen Zweig beispielsweise war Generalgouverneur von Niederländisch Indien.
Wer mehr über die Geschichte dieses namhaften Handelshauses erfahren möchte, kann sich im Germanischen Nationalmuseum informieren. In der Heimatstadt der Familie Imhoff angesiedelt, geht das Museum auf Hans von und zu Aufseß (1801-1872) zurück. Der Altertumsforscher gründete die Sammlungen im Jahre 1852 auf Anregung des bayerischen Königs. Seit seiner Jugend war der Freiherr auf Antiquitätenjagd gewesen: „Altes Tafelsilber […] wurde zum Wert des Silbergewichtes verkauft, gotischer Goldschmuck nach Feingehalt abgegeben. […] Es gab noch keine Liebhaberpreise.“ (Ebenda, S. 37). Seine Kollektionen, darunter auch 4.745 Münzen, vermachte er dem Museum. So entstand die größte Sammlung zur Geschichte deutscher Kunst und Kultur von der Vorzeit bis ins 21. Jahrhundert. Das Münzkabinett umfasst inzwischen etwa 150.000 Objekte. Darunter befinden sich Münzen, Medaillen, Banknoten und Notgeldscheine, Marken, Zeichen und Rechenpfennige, aber auch Siegel- und Prägestempel, antike Gemmen, Orden und Ehrenzeichen. Auch die numismatischen Schätze der Stadt Nürnberg und einiger ihrer Familien sind im Germanischen Nationalmuseum untergebracht - als Leihgaben. Schwerpunkt der musealen Sammlungen ist der deutsche Sprachraum von der Zeit der Karolinger bis in die Gegenwart. #KonradImhoff #Imhoff #Nürnberg #Wohlstand #Familie #Reichtum #Handel #Überseehandel #Frankreich #Schulden #Goldschmied #Silberschmied #GermanischesNationalmuseum #Handelshaus #DietmarKreutzer
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