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Rainer Geike

Die Eiche als Symbol auf Gedenkmünzen Frankreichs, Italiens und Großbritanniens

Durch vielfältige Verwendung seit Anfang des 19. Jahrhunderts hat sich in Deutschland der Gedanke entwickelt, die Eiche wäre ein "deutscher" Baum. In den Beiträgen beispielsweise von Caspar (1), Kampmann (2) und Gabriel (3) wird ausführlich auf die Eichensymbolik in Deutschland eingegangen.


Dabei zeigt ein Blick auf Umlaufmünzen, Gedenkmünzen und Geldscheine verschiedener Länder, dass dieses Symbol in sehr vielen Ländern geschätzt wurde und wird. In einem ersten sehr umfangreichen Beitrag hat der Autor in großer Breite das Thema "Eiche als Symbol" dargestellt, ein zweiter Beitrag widmete sich den Gedenkmünzen Osteuropas und zwei weitere Beiträge stellten Geldscheine vor, auf denen Personen in Uniform mit Eichenlaub abgebildet sind. (4) Dieser Beitrag zeigt nun ergänzend dazu eine kleine Auswahl von Gedenk- und Umlaufgedenkmünzen aus drei westeuropäischen Ländern aus den letzten Jahrzehnten, die die besondere Rolle von Eichen bzw. Eichenlaub für diese Länder belegen. (5)


Frankreich

Im Staatsemblem Frankreichs wird das Liktorenbündel von einem Oliven- und einem Eichenzweig begleitet, darum ist das Band mit der Losung der französischen Revolution gebunden. Die Präsidentenflagge des Landes zeigt jeweils das Symbol des regierenden Präsidenten. Francois Mitterrand (Präsident 1981 - 1995) wählte Eichen- und Olivenzweige über einem gemeinsamen Stamm. Sie sollen die Kraft der Eiche und den Frieden des Olivenbaumes vereinen und zugleich die enge Verbindung des Nordens und des Südens des Landes repräsentieren.


Französische Münzen zeigen Eichenlaub in vielen verschiedenen Versionen. Die Münze zu 25 Centimes von 1904/05 zeigt auf der Wertseite ein Liktorenbündel und Eichenlaub. Zehn Jahre später gibt es eine neue Gestaltung dieser Wertstufe. Die Münze hat ein Loch in der Mitte und zeigt auf der Wertseite Wertangabe, Jahreszahl, Olivenzweig und die Losung: "Liberté - Egalité - Fraternité". Die Gegenseite enthält die Buchstaben "RF" unter einer Freiheitsmütze zwischen Eichenzweigen. Diese Münze gab es von 1914 bis 1940 in verschiedenen Metalllegierungen.


Die 10-Francs-Münze von 1965 - 1973 hat eine Wertangabe zwischen Oliven- (oder Lorbeer- ?) und Eichenzweig. Die Motivseite zeigt am oberen Rand die Losung "Liberté - Ēgalité - Fraternité" und darunter eine Figurengruppe: Herkules zwischen der Freiheit, mit der Freiheitsmütze auf einem Stab, und der Gleichheit, die ein Dreieck hält. Die Münze zu 5 Francs (1959 - 1969 in 835er Silber, 1969 - 2001 in Kupfer/Nickel) zeigt auf der Wertseite Wertangabe, Jahreszahl, die Losung "Liberté - Ēgalité - Fraternité" sowie eine Darstellung aus Olivenzweig, Eichenzweig und Getreideähren. Die zweite Seite zeigt, als ebenfalls typisch französische Darstellung, die Säerin vor aufgehender Sonne und die Staatsbezeichnung. Die Motive für beide Seiten wurden vom 5-Franc-Stück des Jahres 1898 übernommen. Ob Oliven- oder Lorbeerzweig ist fraglich, es gibt in der Literatur beide Varianten. Im Weltmünzkatalog und im Standard Catalog of World Coins (SCWC) gibt es keine Informationen dazu.


Die Silbermünze zu 100 Francs von 1982 – 2001 (6) (Abb. 1) enthält auf der von J.-C. Dieudonné gestalteten Rückseite eine Darstellung des Panthéon, der 1790 eingeweihten Nationalen Ruhmeshalle der Franzosen in Paris, erbaut als Kirche Sainte Geneviève von Jacques Germain Soufflot. Die Umschrift lautet: "AUX GRANDS HOMMES LA PATRIE RECONNAISSANTE" - Den großen Männern die dankbare Heimat. Auf der Wertseite ist neben der Wertangabe und der Losung: "Liberté - Ēgalité - Fraternité" ein bewurzelter Baum dargestellt. Der Graveur war D. Gédalge. Dieser bewurzelte Baum ist offensichtlich eine sehr symbolische Darstellung. Der Baum ist zur Hälfte Eiche und zur anderen Hälfte Olivenbaum. Links liegen vertikal angeordnete Eichenblätter, die auf einer Ausschnittvergrößerung noch besser zu erkennen sind, und rechts horizontal angeordnete Olivenblätter. Auf bzw. hinter dem Baum liegen ein gleichseitiges Sechseck und im rechten Teil vier senkrechte Stäbe. Eichen- und Olivenzweige finden sich schon im französischen Staatsemblem. Francois Mitterrand wählte als sein präsidiales Symbol Eichen- und Olivenzweige über einem gemeinsamen Stamm (s. o.). 1981 war Mitterrand Staatspräsident geworden, die vorgestellte Münze gibt es seit 1982. Dies spricht dafür, dass das von ihm gewählte Symbol hier übernommen wurde bzw. die Münze in Anlehnung an sein Symbol gestaltet wurde.


Abb. 1a: Frankreich, 100 Franc 1982. Abb. 1b: Frankreich, 100 Franc 1982, Detail.


Eine Serie von silbernen 10-Euro-Münzen stellt ausgewählte französische Könige vor. 2012 ist eine dieser Münzen Ludwig IX., dem Heiligen, aus der Dynastie der Kapetinger gewidmet. (7) In identischer Gestaltung gibt es auch eine 50-Euro-Münze aus Gold. Ludwig gehört zu den populärsten Figuren der französischen Geschichte. Im französischen Nationalmythos ist er der gerechte, tugendhafte Herrscher. (8)


Abb 2: Frankreich, 10 Euro 2012.


Auf der Rückseite ist ein gekröntes frontales Porträt des jugendlichen Königs mit der Umschrift "SAINT LOUIS" zu sehen, unter dem Porträt die Jahreszahl 2012 und ein Münzzeichen. Auf der Vorderseite (Abb. 2) ist eine Eiche, die Eiche der Gerechtigkeit, dargestellt. Darüber ist die Regierungszeit "1226 – 1270" angegeben, unten die Wertangabe und neben dem Baumstamm heißt es "RF". Die abgebildete Eiche stellt die Eiche von Vincennes dar, einer Stadt im Großraum Paris. Die Burg von Vincennes ist die einzige heute noch erhaltene mittelalterliche Königsresidenz. Die Eiche steht ganz offensichtlich für die Schaffung des französischen Rechtssystems. In aktuellen Beschreibungen zu Schloss und Park von Vincennes wird keine Eiche erwähnt. Aber wenn es damals, zu Zeiten von Ludwig IX., schon ein eindrucksvoller Baum war, kann es ihn heute vermutlich auch nicht mehr geben. Die abgebildete Eiche ist ein Symbol mit historischem Hintergrund.


Ludwig wurde 1214/1215 geboren, 1226 wurde er nach dem Tod seines Vaters Ludwig VIII. mit elf Jahren König. Mit 20 heiratete er die 14-jährige Margaretha von der Provence und hatte mit ihr elf Kinder. Er ist der einzige heiliggesprochene französische König, sein Gedenktag als Heiliger ist der 25. August, sein Todestag. Neben Kaiser Friedrich II. gilt er als einer der herausragenden Herrscher des 13. Jahrhunderts.


Wichtig war ihm die Rechtsprechung. Er gab die Zusammenstellung von Schriften zum Recht in Auftrag, er schaffte das Duell als Gottesurteil ab und führte den Zeugenbeweis ein. Noch heute sei er für die Franzosen das Sinnbild für Gerechtigkeit: der im Schatten einer uralten Eiche, unweit seines Schlosses von Vincennes, gerichthaltende König Ludwig. In der von Jean de Joinville, einem Vertrauten des Königs, geschriebenen Biografie heißt es:

„Manchmal kam es vor, dass er zur Sommerzeit nach der Messe im Wald von Vincennes Sitzung hielt; da lehnte er sich gegen eine Eiche und ließ uns um ihn herum sitzen. Alle, die etwas vorzubringen hatten, kamen, um mit ihm zu sprechen, und sie wurden von keinem Türhüter oder sonst jemandem behindert. Und da fragte er sie mit seinem eigenen Mund: ‚Hat hier irgend jemand etwas vorzubringen?‘ Da standen die auf, die eine Sache vorzubringen hatten. Darauf sagte er: ‚Schweigt alle! Man wird euch der Reihe nach anhören und Bescheid geben.‘ Und dann rief er die Herren Petrus von Fontaines und Geoffroi von Vilette herbei und sagte zu einem von ihnen: ‚Entscheidet diese Angelegenheit!‘.“ (10)

Nach Le Goff, der eine über 1000 Seiten starke Biografie über Ludwig IX. geschrieben hat, war es ein charismatischer König, herrschend und betend, wenn nötig auch strafend und vernichtend, ein weiser König, ein tiefgläubiger Asket, Symbol seiner Epoche. Man kann es natürlich auch anders interpretieren. Im Feuilleton der FAZ schrieb Schümer, Ludwig war ein

„fürchterlicher Frömmler, der die Inquisition beförderte und wie ein geistesschwacher Lemming zweimal unterm Kreuzeszeichen in den Orient zog, wo er folgerichtig am mediterranen Darminfekt seines von Bußübungen geschwächten Körpers 1270 zugrunde ging“. (11)

Er befahl die Ausrottung der Katharer, die Verbrennung des Talmud und die Markierung der Juden mit einem Kleiderzeichen. Er verlangte von seinen königlichen Beamten, so Schümer,

„eine fast schon preußische Disziplin“ [und schuf damit] „die Bürokratur der juristischen Experten, die das Land bis heute regieren“. (12)


Italien

Das Wappen Italiens besteht aus einem weißen Stern auf einem Zahnrad, umgeben von Eichen- und Olivenzweigen, die mit einem Band verbunden sind, auf dem die Staatsbezeichnung steht. Die vier Elemente des Wappens stehen für Staat, Arbeit, Kraft und Friedenswille. Die Eichenzweige für die Kraft und die Olivenzweige für den Friedenswillen. Daneben stehen die beiden Zweige sicher wie auch in Frankreich für den Norden und den Süden des Landes.


Auch in Italien gab es eine ganze Reihe von Umlaufmünzen mit Eichenlaub. Bei der Münze zu 20 Centesimo von 1918 zeigt die Wertseite Wertangabe und Jahreszahl im Sechseck, zwischen Sechseck und Perlkranz liegt ein von Schleifen umwundener Kranz aus Eichenblättern mit Eicheln. Die Gegenseite trägt das Wappen und die Staatsangabe "REGNO D´ ITALIA". Das Wappen des Königreiches Italien war das Stammwappen des Hauses Savoyen, das bei der Einigung Italiens zum Staatswappen wurde. Es zeigt auf rotem Grund (Schraffur!) ein silbernes Kreuz. Auf dem Schild ruht die Königskrone, hinter dem Schild kreuzen sich zwei Zweige, von Eiche und Lorbeer (zumindest nach SCWC, KM # 58). Sie sollen die zwei Landesteile hinsichtlich Klima und Wirtschaftskraft symbolisieren, die Eiche vertritt den Norden und der Lorbeer den mediterranen Süden des Landes. Auf der 10-Centesimo-Münze von 1936 - 1939 ist das Liktorenbündel kombiniert mit einem kleinen Wappenschild, einer Getreideähre und einem kleinen Eichenzweig mit zwei Blättern. Auf der Rückseite ist Vittorio Emanuele (Viktor Emanuel) III. abgebildet.

Den Kopf der Italia, oder der Republik, mit einem Diadem oder Kranz aus Eichenlaub zeigt eine Münze zu 50 Lira. Diese Münze gab es von 1954 bis 1967 und weiter von 1984 (1989) bis 1995 in verringerter Größe. Die Gestaltung der 20-Lira-Münze, ausgegeben im Zeitraum von 1957 bis 2001 in veränderten Legierungen, erinnert an die Rückseite der deutschen Cent-Münzen. Auf der Wertseite dominiert ein kleiner Eichenzweig mit vier Blättern und einer Eichel.


Abb. 3: Italien, 500 Lira 1988.


Abb. 3 zeigt die Münze zu 500 Lira von 1988, sie ist dem Thema "40 Jahre Verfassung von 1948" gewidmet. (13) Die Vorderseite zeigt einen Ausschnitt aus dem Abschnitt "Grundlegende Rechtssätze" des Verfassungstextes: "Art.1 - Italien ist eine demokratische, auf die Arbeit gegründete Republik". Auf dem Text liegen ein Eichen- und ein Olivenzweig (so bei Numista.com, im SCWC Lorbeer statt Olive). Unter dem Text die Jahreszahlen "1948" und "1988". Die Umschrift lautet: "CONSTITUZIONE DELLA REPUBBLICA ITALIANA", unten die Wertangabe "L 500". Die Rückseite zeigt den Kopf der Italia, auf dem Haupt das von Kaiser Friedrich II. erbaute Castel del Monte als „Mauerkrone“. Die Inschrift auf dem Rand lautet "REPUBBLICA ITALIANA". Beide Seiten wurden von Laura Cretara gestaltet.

Die neue republikanische Verfassung Italiens vom 27. Dezember 1947 trat am 1. Januar 1948 in Kraft. Zwölf grundlegende Rechtssätze sind der Verfassung vorangestellt. Der erste Satz aus Artikel 1 wird auf der Münze zitiert. Weiter heißt es dort, dass die oberste Staatsgewalt dem Volke zusteht, welche sie innerhalb der Grenzen der Verfassung ausübt.


Abb. 4: Italien, 500 Lira 1991.


Eine sehr schöne symbolische Münzdarstellung zeichnet die 500-Lira-Münze von 1991 aus, die dem Thema "Flora und Fauna Italiens" gewidmet ist (Abb. 4). (14) Die Wertseite füllt eine mächtige Eiche, deren eine Hälfte abgestorben ist, während die zweite Hälfte durch den Schutz des sich der Wechselwirkung zwischen dem eigenen Leben und der ihn umgebenden Natur bewussten Menschen neu erblüht. Vor der Eiche steht, vielleicht erst auf den zweiten Blick zu erkennen, ein Mensch mit ausgebreiteten Armen. Die Gegenseite zeigt den Kopf der Italia, von dem stilisierte Sonnenstrahlen ausgehen, umgeben von einem Ring aus geschützten Tieren und Pflanzen. Gestaltet wurde die Münze von Eugenio Driutti, sein Name findet sich deutlich lesbar unter dem Kopf der Italia. (15)

Die zum Set "Flora und Fauna Italiens" gehörende 200-Lira-Münze wurde von Annalisa Valentini gestaltet. Sie zeigt einen Wolf mit einem Zitat aus Dantes Göttlicher Komödie und den Kopf der Italia, kombiniert mit den Köpfen von Adler und Bär, einem Schmetterling und einem Edelweiß.


Großbritannien

In den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts hat Großbritannien eine Serie von 1-Pfund-Münzen mit den Symbolen seiner Länder ausgegeben. Diese pflanzlichen Symbole wachsen jeweils durch ein königliches Diadem: 1984 und 1989 die Kratzdistel für Schottland, 1985 und 1990 der Winterlauch für Wales, 1986 und 1991 der Flachs für Nordirland und 1987 und 1992 nicht die bekannten weißen und roten Rosen, sondern eine Eiche für England (Abb. 5). (16) Jede dieser Münzen hat eine andere Randinschrift. Die englische Münze trägt als Randinschrift den Spruch "DECUS ET TUTAMEN“ (Schmuck und Schutz). Dies geht zurück auf die erste maschinell hergestellte Münze in England 1662, deren Rand zur Verhinderung des Beschneidens mit einer Inschrift versehen wurde. Graveur des sogenannten 3. Porträts war Raphael David Maklouf, der Entwurf der Motivseiten der vier Münzen stammt von Leslie Durbin. Das Diadem ist identisch mit dem, das auch das Porträt der Queen auf der Münze ziert, sie trug es jeweils zur Parlamentseröffnung.

Abb 5: Großbritannien, 1 Pound 1992.



Abb. 6: Großbritannien, 1 Pound 2013, Bildquelle: https://www.royalmint.com/stories/collect/st-georges-day/; 9.11.23.


In den Jahren 2013 und 2014 gab es erneut 1-Pfund-Münzen mit den pflanzlichen Symbolen, wobei diesmal jeweils zwei Symbole für jedes Land auf der Münze abgebildet sind. Abb. 6 zeigt die 2013 ausgegebene Münze für England mit einer Rose und einem kleinen Eichenzweig auf der Rück-/Wertseite. (17) Diese Seite wurde von Timothy Noad gestaltet. Die Vorder-/Porträtseite zeigt das von Ian Rank-Broadley FRBS (18) gestaltete Porträt der Queen, es ist das 4. Porträt. Die Randinschrift ist die gleiche wie auf den Münzen von 1987 und 1992. Die vorgestellten 1-Pound-Münzen verloren wie alle runden 1-Pound-Münzen am 15. Oktober 2017 ihre Gültigkeit im Zahlungsverkehr.


Die Eiche wurde immer als Nationalbaum Englands betrachtet. Ihre stattliche Höhe, ihr Alter und ihre Festigkeit machen sie zur Königin des Englischen Waldes (im engl.: king of the English forest) und zu einem Symbol der Standhaftigkeit. Und nicht nur in Großbritannien heißt die Stieleiche (Quercus robur), die in Deutschland gern als "deutsche" Eiche gesehen wird, "Englische Eiche". Entsprechende botanische Erklärungen hat der Autor in Estland und auch auf den Azoren gesehen.

Die berühmteste Eiche sei die, die das perfekte Versteck für den englischen König Charles II. bildete, als er auf der Flucht vor seinen Feinden war. Leider wurde diese Eiche bei Boscobel Hall in Shropshire Anfang des 18. Jahrhunderts von Souvenirjägern zerstört. Aber in der Nähe wuchs ein jüngerer Baum aus ihren Eicheln. Die originale Königliche Eiche hat jetzt einen Enkel – 2001 pflanzte Prinz Charles einen Schössling in der Nähe, um den 350. Jahrestag der Flucht seines berühmten Namensvetters zu würdigen.


Im Begleitmaterial zu der Münze des Jahres 2013 heißt es, die Eiche sei der Nationalbaum und ein weltweit mit England verbundenes Symbol. Von der Zeit der Tudorkönige an, wurden die großen Schiffe, die Englands Küsten schützten (und fremde Küsten eroberten) aus Eichenholz gebaut. Heute noch heißt der offizielle Marsch der Royal Navy "Heart of Oak". Hier heißt es "Als Alfred, unser König, die Dänen von unserem Land vertrieb, pflanzte er eine Eiche mit seiner eigenen königlichen Hand // Und er betete für den Segen des Himmels, zu heiligen den Baum, als ein Zepter für England, die Königin des Meeres“.


Großbritannien gab in Vorbereitung auf die Olympischen und die Paralympischen Spiele 2012 in London neben zahlreichen weiteren Gedenkmünzen 18 silberne 5-Pound-Münzen (19) heraus, die der Würdigung des britischen Erbes dienen. Das Motto auf dem Beiblatt der Münze lautet "A Celebration of Britain" (Eine Feier Britanniens). Sie stellen Newton und Stonehenge, britisches Wetter und englischen Humor, britische Fauna und Flora vor.


Die Münzen zeigen auf der Rückseite das Logo für London 2012 in Farbe und auf der Vorderseite das Porträt der Königin Elizabeth II von Ian Rank-Broadley FRBS. In der Umschrift um das Porträt befinden sich Namen und Titel "ELIZABETH II D G REG F D", rechts die Wertangabe "FIVE POUNDS" und die Jahreszahl, unter dem Porträt das Zeichen des Künstlers "IRB".

Das Logo besteht aus den vier Ziffern 2012, in der ersten Zwei steht "London", in der Null sind die olympischen Ringe dargestellt. Das Hologramm auf der Verpackung zeigt eine zweite Variante. In der unteren Zwei steht "Paralympic Games", in der Null deuten Striche evtl. ein Gesicht an, so dass das ganze Logo einen Sportler darstellt.


Abb 7: Großbritannien, 5 Pound 2010.


Diese 5-Pounds-Münze, ausgegeben 2010, ist der britischen Flora gewidmet (Abb. 7). Um den Stolz auf das Naturerbe zum Ausdruck zu bringen, wurde die mächtige Englische Eiche gewählt. Die Rückseite zeigt einen Eichenzweig mit einer Eichel, das Symbol der Olympischen Spiele 2012 in roter Farbe und das Motto "To strive, to seek ... and not to yield" (Übersetzungsproblematik siehe unten). Das Bild eines Eichenzweiges mit mehreren Blättern und einer Eichel

"repräsentiert die mächtige Eiche, symbolisiert die Festigkeit und Ausdauer der Olympioniken und Paralympioniken. Der Designer Shane Greeves arbeitete zusammen mit dem Gravierteam der Königlichen Münze, um diese spezielle Münze herzustellen." (20)

Die Münze kombiniert laut Britischer Münze

"ein bewegendes Zitat mit einem symbolischen Bild – beide stehen für die Emotionen, die Wunder und die Größe Britanniens und der Londoner Spiele 2012. Die Inschrift ‚To strive, to seek ... and not to yield‘ vom Victorianischen Poeten Alfred Lord Tennyson kann als Definition des Engagements gesehen werden, das Olympioniken und Paralympioniken brauchen, um den Höhepunkt ihrer Karriere zu erreichen, wenn sie ‚go for gold‘ (für Gold an den Start gehen)". (21)

Für das Motto ergeben sich mit Wörterbuch unterschiedliche, ja m. E. gegensätzliche Deutungen. Der erste Teil ist klar. "To strive, to seek" steht für "sich bemühen, erstreben". "[Y]ield" wird vorrangig mit "Resultat ergeben, Ernte einbringen, Ertrag erhalten" übersetzt. Das würde ergeben "Sich bemühen, kämpfen, aber es kommt nicht auf den Sieg an“, volkstümlich ausgedrückt „Dabei sein ist alles“. Das Wort "yield" kann aber auch "nachgeben / weichen" heißen – das würde das Motto nahezu ins Gegenteil umkehren "Sich bemühen, kämpfen, und nicht nachlassen". Die Übersetzungen von zwei Muttersprachlern lösen das Problem nicht, ihre Versionen lauten "Suche den Wettkampf, strebe danach, aber nicht des Goldes wegen!" und "Streben, suchen und nicht nachgeben".


Im Begleittext der Königlichen Münze werden, um die Bedeutung der Eiche für das Land hervorzuheben, die Königliche Eiche (s.o.) und der National Trust genannt:

"Vielleicht der in Großbritannien am häufigsten zu beobachtende Gebrauch der Eiche als Symbol, ist das mit einer Eichel versehene Zweiglein, welches das Emblem des National Trust ist. Gegründet wurde dieser 1895 durch drei Victorianische Philantropen – Octavia Hill, Sir Robert Hunter und Canon Hardwicke Rawnsley. Heute schützt der Trust mehr als 600.000 acres (1 acre = 4047 m², ergibt 2430 km²) Landschaft, mehr als 700 Meilen (1126,5 km) Küstenlinie und etwa 200 Gebäude, alles unter dem Schatten seiner symbolischen Eiche." (22)

Die Münze ist auch bezüglich der technischen Gestaltung sehr interessant. Das Münzbild ist rechts von der Mitte senkrecht geteilt, der rechte Teil ist im unteren Teil noch einmal waagerecht geteilt. Im linken Feld und im rechten unteren Feld erfolgt die Darstellung matt auf polierter Fläche, rechts oben ist die Darstellung umgekehrt.


Rainer Geike


Quellenangaben:


Bildquellen, wenn nicht anders angegeben: Geike

  1. Helmut Caspar: Schicksalsbaum der Deutschen - Eichenlaub auf Münzen. In: GS-Online v. 22.3.2023.

  2. Ursula Kampmann: Von teutschen Eichen und nationalen Gefühlen. In: MünzenRevue 6/2005, S. 103-109.

  3. Gottfried Gabriel: Ästhetik und Rhetorik des Geldes. Stuttgart u. Bad Cannstatt 2002.

  4. Rainer Geike: Die Eiche als Symbol. In: Herold-Jahrbuch, NF, 14. Band (2009), S. 39-88. Ders.: Die Eiche als Symbol auf Gedenkmünzen Osteuropas. In: Jahrbuch 2017 des Numismatischen Club Berlin-Pankow. Ders.: Eichenlaub auf Uniformen auf Geldscheinen. In: Infoheft des DGW 2014/2, S. 7-12 (Teil 1) und 2020/1, S. 31-33 (Teil 2).

  5. Die Informationen zu den Münzen stammen zunächst von den Begleitmaterialien der Münzen und den Webseiten der Münzstätten, ergänzende Informationen sind den Weltmünzkatalogen 20. und 21. Jahrhundert (Gietl-Verlag, Katalognummer mit XX bzw. XXI versehen), dem Standard Catalog of World Coins (SCWC) 1901 - 2000 (krause publications, Katalognummern mit KM) und der Webseite Numista.com entnommen.

  6. Ø 31 mm ⬧ 900er Silber ⬧ 15 g ⬧ Die Münze gab es außerdem in 950er Silber in doppelter Stärke, in Gold und in Platin. XX # 243 / KM # 951.1. Auflage ca. 15 Millionen, davon ca. 13 Millionen in den Jahren 1982-84 (nach SCWC).

  7. Ø 37 mm ⬧ 900er Silber ⬧ 22,2 g ⬧ Auflage 20.000 ⬧ Künstler Christian Lacroix. Quelle: Webseite der Monnaie de Paris. XXI # 1284.

  8. Gilbert Merlio: Frankreich, in: Günter Buchstab und Rudolf Uertz: Geschichtsbilder in Europa, Konrad-Adenauer-Stiftung 2009, S. 42.

  9. Petrus von Fontaines (Pierre de Fontaines), Berater des Königs insbesondere in Rechtsangelegenheiten, stellte in dessen Auftrag 1254-58 die wichtige Rechtsschrift „Conseil a un ami“, eines der drei großen französischen Rechtsbücher des 13. Jahrhunderts, zusammen. Neben dem geschriebenen Gemeinrecht und dem eigentlichen Gewohnheitsrecht wurde das römische Recht stärker berücksichtigt. Quelle: Wikipedia, Artikel zu Pierre de Fontaines (September 2012).

  10. Nach Jacques Le Goff: Ludwig der Heilige, Stuttgart 2000, S. 618.

  11. Dirk Schümer: Wein mit Wasser trank der Heilige ohne Strohsack, Rezension zu Le Goff, Ludwig der Heilige, FAZ vom 17.10.2000.

  12. Ebenda.

  13. Ø: 29,3 mm ⬧ Masse: 11 g ⬧ Auflage 67.000 + 13.400 ⬧ Material 835er Ag ⬧ XX # 129 / KM # 126

  14. Ø: 32,0 mm ⬧ Masse: 15 g ⬧ Auflage 50.000 + 9.500 ⬧ Material 835er Ag ⬧ XX # 148 / KM # 143. Ausgegeben auf der Basis des Dekretes des Finanzministeriums vom 2. April 1991.

  15. Eugenio Driutti, ein damals junger Graveur der Italienischen Münze, ausgebildet an der Scuola dell' Arte della Medaglia. Vorher hatte er beispielsweise schon die Münze zum Kampf gegen den Krebs (1989) oder zum 2100. Jahrestag des Baues der Ponte Milvio (1991) gestaltet.

  16. Ø: 22,5 mm ⬧ Masse: 9,5 g ⬧ Nickel-Messing ⬧ Auflage: 39,4 Millionen 1987 und 36,4 Millionen 1992 ⬧ XX # 438 / KM # 948 ⬧ Diese Münze gibt es auch in 925er Silber (9,5 g, ca. 75.000 Ex.) und in 925er Silber Piedfort (19 g, 15.000 Ex.)

  17. Ø: 22,5 mm ⬧ Masse: 9,5 g ⬧ Nickel-Messing ⬧ Auflage ca. 5,3 Millionen ⬧ XXI # 735 / KM # 1237. ⬧ Diese Münze gibt es auch in 925er Silber (9,5 g), in 925er Silber Piedfort (19 g) und in 916,7er Gold (19,619 g).

  18. Fellow of the Royal Society of British Sculptors.

  19. Ø 38,61 mm ⬧ Masse: 28,28 g ⬧ Material: 925er Silber ⬧ Auflage: max. 95.000 Stück Münzstätte: British Royal Mint. XXI # 675 bzw. KM # 1155 für die vorgestellte Münze.

  20. Quelle: Webseite der British Royal Mint (2010).

  21. Ebenda.

  22. Ebenda.

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