General Achaios stand ebenso wie sein Vater Androchmachos und sein Großvater Achaios der Ältere im militärischen Dienst der Seleukidendynastie. Seine Gattin Laodike war die Tochter Mithradates´ II. von Pontos und die Schwester der Gemahlin Antiochos´ III. (222-187 v. Chr.), die ebenfalls Laodike hieß. 223 v. Chr. begleitete Achaios den Seleukidenkönig Seleukos III. (225/24-222 v. Chr.) auf einem Feldzug nach Kleinasien. Nachdem Seleukos III. 222 v. Chr. von seinen Offizieren Nikanor und Apatourios ermordet worden war, bot das Heer Achaios das Diadem (die Königswürde) an. Doch dieser lehnte ab, ließ die Verschwörer sowie Mörder hinrichten und überließ Antiochos III., dem jüngeren Bruder Seleukos´ III., den Thron. Aus Dank für seine Treue wurde Achaios von Antiochos zum Vizekönig Kleinasiens ernannt. Anschließend eroberte Achaios die ehemaligen seleukidischen Gebiete in Kleinasien vom pergamenischen König Attalos I. nahezu vollständig zurück. Doch obwohl er diese Eroberungen im Namen Antiochos´ III. getätigt hatte, ließ er sich 220 v. Chr. in Laodikeia am Lykos in Phrygien von seinem Heer zum König ausrufen. Da Antiochos III. zu dieser Zeit mit der Niederschlagung der Revolte des Molon in Babylonien beschäftigt war, erwog er sogar einen Staatsstreich und wollte mit seiner Armee auf Antiocheia am Orontes marschieren. Doch als das Heer sich weigerte Hochverrat zu begehen und Achaios erkannte, dass es meutern würde, sollte er versuchen, es zum Staatsstreich zu zwingen, gab er sein Vorhaben auf. Antiochos wiederum konnte seinen abtrünnigen General zwischen 219 und 217 v. Chr. allerdings nicht entmachten, auch wenn er von dessen Umsturzvorhaben Kenntnis hatte, weil seine militärischen Kräfte zu dieser Zeit im Vierten Syrischen Krieg zwischen Seleukiden- und Ptolemaierreich gebunden waren. Und so wandte er sich erst ab 216 v. Chr. gegen Achaios, drängte diesen Ende 215 oder Anfang 214 v. Chr. in dessen Hauptstadt Sardeis zurück und ließ die Stadt belagern. Als Achaios die Aussichtslosigkeit seiner Lage während dieser Belagerung erkannt hatte, versuchte er aus der Stadt zu fliehen, wurde aber 214 v. Chr. gefangengenommen und hingerichtet. „Antiochus chose a brutal allegory to make an example of Achaeus, flaying him, as Apollo had done to Marsyas, before beheading him and impaling his body.“ (Arthur Houghton / Catharine Lorber: Seleucid Coins. A Comprehensive Catalogue, Part I: Seleucus I through Antiochus III, Volume I, Lancester / London 2002, S. 347 f.). [Antiochos wählte eine brutale Allegorie, um an Achaios ein Exempel zu statuieren; er ließ ihn häuten, wie Apollon es mit Marsyas gemacht hatte, bevor er ihn köpfen und seinen Körper pfählen ließ. Übersetzung: Michael Kurt Sonntag]. Vergegenwärtigt man sich, dass Achaios das Diadem nach dem Tode von Seleukos III. noch abgelehnt und Antiochos III. die Königswürde überlassen hatte, dann drängt sich einem die Frage auf, weshalb er denn nur zwei Jahre später zum Usurpator wurde? Waren ihm etwa die militärischen Erfolge, die er im Kampf gegen Attalos I. von Pergamon errungen hatte, zu Kopf gestiegen? Mit anderen Worten: Wähnte er sich danach plötzlich zu Höherem bestimmt? Es mag sein, dass die besagten militärischen Erfolge ihn auch machtpolitisch beflügelt haben mögen, allerdings dürften die „Ermutigungen“ der Ptolemaier ebenfalls dazu beigetragen haben, einen Sinneswandel bei ihm herbeizuführen. Umwarben und ermutigten ihn diese doch bereits seit 222 v. Chr., die Seiten zu wechseln und sich gegen seinen König Antiochos zu stellen. Dass er dies 220 v. Chr. dann schließlich tat, war sicherlich auch der „Überredungskunst“ des ptolemaiischen Premiers Sosibios zu verdanken, der Achaios wissen ließ, dass sein Vater Andromachos unter Ptolemaios III. Geisel in Ägypten geworden war und Achaios nun für dessen Wohlergehen und mögliche Freiheit die Verantwortung trage. Es scheint also eine Kombination aus eigener Machtgier und wirksamer Erpressung seitens der Ptolemaier gewesen zu sein, die Achaios schließlich zum Usurpator werden ließ.
Zu den Edelmetallemissionen, die Achaios während seiner Königsherrschaft (220-214 v. Chr.) verausgabte, gehören motivgleiche Goldstatere und Silbertetradrachmen. Diese zeigen vorderseitig die nach rechts gewandte bärtige und drapierte Porträtbüste des Königs mit Diadem sowie rückseitig die ganzfigurige, nach links stehende Athena Promachos mit Helm, Lanze sowie Schild und nennen die Legende BASILEOS / ACHAIOY ([Münze] des Königs Achaios).
Nach Houghton und Lorber waren diese Münzen des Achaios sowohl stilistisch als auch typologisch von den zeitgenössischen Münzen Philipps V. von Makedonien beeinflusst. Zudem erinnerten sie – so die Autoren – mit dem Bildnis des erfahrenen militärischen Heerführers und der vorkämpfenden Athena, der Hauptgöttin Pellas, an die Vitalität und die Kraft der Diadochen. Zwar fänden sich auch spezifisch seleukidische Hinweise auf den Münzen, wie der Pferdekopf im inneren linken Münzfeld oder der Anker auf dem Schild der Athena, doch seien diese eher untergeordnet bzw. zweitrangig. „The imagery seems to promise renewal of a Seleucid dynasty that had grown degenerate through internecine rivalries and the accession of immature kings.“ (Houghton / Lorber, S. 348). [Die Bildmotive scheinen die Erneuerung einer Seleukidendynastie zu versprechen, die durch vernichtende interne Rivalitäten und die Thronbesteigung unreifer Könige degeneriert war. Übersetzung: Michael Kurt Sonntag].
Da diese Edelmetallmünzen nach dem Tode des Achaios von Antiochos III. allerdings eingezogen und eingeschmolzen wurden, haben sich nur extrem wenige bis heute erhalten. Arthur Houghton und Catharine Lorber sprechen in ihrem oben erwähnten Katalog von nur einem Goldstater und von nur zwei Tetradrachmen, die bis heute auf uns gekommen sind. Und Oliver D. Hoover stuft den Goldstater mit R3 und die Tetradrachmen mit R2-3 ein. #Antike #Goldstater #Tetradrachmon #Usurpator #Seleukiden #Antiochia #Ptolemaier #Achaios #Seleukos #MichaelKurtSonntag
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