Noch bis zum 31. Oktober 2022 wird im Münzkabinett Dresden die Sonderausstellung „Geprägt im Herzen Europas: Geld und Medaillenkunst in der Tschecho/Slowakei“ mit etwa 180 numismatischen Objekten gezeigt. Zu den Glanzstücken zählen die beiden ausgestellten Serien von Dukaten. Die erste wurde vor dem Zweiten Weltkrieg geprägt, eine weitere danach.
Die Geschichte der Münzprägung des im Oktober 1918 gegründeten Staates begann kurz nach der Währungsreform vom April 1919. Damals war die Koruna československá zu 100 Heller eingeführt worden. Eine betriebsfähige Münzstätte stand jedoch nicht zur Verfügung. Die alte Prager Münze, untergebracht in einem früheren Kloster, war schon 1857 stillgelegt worden. Aus der ehemaligen Münzstätte der Ungarn in Kremnitz waren Einrichtung, Ausstattung und Materialbestand nach Budapest ausgelagert worden. Die Entscheidung zum Neuaufbau fiel dennoch zugunsten von Kremnitz aus: „Unter Leitung von D. Petrovits, dem früheren Direktor der Wiener Münze, gelang es dem mit der Rekonstruktion der Münzstätte beauftragten Kollektiv die maschinentechnische Ausstattung zu beschaffen und versierte Mitarbeiter zu gewinnen. […] Nach Abschluss der Rekonstruktionsmaßnahmen konnte am 19. Januar 1921 der Probebetrieb aufgenommen werden.“ (Günter Graichen: Die Geldzeichen der Tschechoslowakei, Berlin 1983, S. 19)
Den Wettbewerb für die Gestaltung der neuen Münzen hatte der Bildhauer Otakar Španiel aus Prag gewonnen. Die erste Neuprägung war ein 20-Heller-Stück von 1921 aus Kupfer-Nickel. In kurzer Zeit folgte weiteres Kleingeld und 1922 das Kronen-Stück, ebenfalls aus Kupfer-Nickel.
Die zum fünfjährigen Bestehen der Republik aufgenommene Dukatenprägung gehörte nicht in den Kanon der regulären Münzen. Es waren besondere Zahlungsmittel, zu deren Bedeutung es in § 4 des Gesetzes Nr. 62/1923 vom März 1923 heißt: „Der tschechoslowakische Dukat ist kein Zahlungsmittel, das bei der Begleichung von Schulden angenommen werden muss, sondern eine Handelsmünze, die nach dem Willen der Vertragsparteien verwendet wird.“ (cs-mince.eu) Mit ihrer Prägung knüpfte die Tschechoslowakei an die große Tradition böhmischer Dukaten an: „Die ersten eintausend Exemplare waren nummeriert. Sie wurden sowohl an Repräsentanten des Staates als auch an Sponsoren der Staatskasse vergeben. Je niedriger die Nummer, desto höher der Rang des Staatsdieners oder die Spende. Es ist bekannt, dass die Münze Nr. 1 an Staatspräsident Masaryk ging.“ (Gerd-Dieter Gollnisch: Tschechoslowakische Dukatenmedaillen, in: money trend, Heft 9/1996, S. 62) Ohne Nummer sind in jenem Jahr weitere 61.861 Dukaten geprägt worden, die mit erheblichem Aufpreis verkauft wurden. Außerdem kamen 4.000 Zwei-Dukaten-Stücke heraus. Die Gedenkausgaben waren so beliebt, dass der Finanzminister im Juni 1924 eine Bekanntmachung zur Dukatenprägung auf private Rechnung erließ. Damit konnte jedermann die Stücke gegen Goldabgabe bestellen. Die Dukaten zeigen auf der Vorderseite das kleine Staatswappen im Schild sowie die Staatsbezeichnung mit den Jubiläumsdaten. Auf der Rückseite ist der Heilige Wenzel im Brustharnisch mit Schwert und Fahne zu sehen. Die Umschrift bedeutet: „Lasst uns und unsere Nachkommen nicht untergehen“. Gestaltet wurden die Stücke von Otakar Španiel und Jaroslav Benda.
Ab 1929, dem großen Jubiläumsjahr des Heiligen Wenzel, dessen Tod in jenem Jahr eintausend Jahre zurücklag, wurden auch Münzen zu fünf und zehn Dukaten angeboten. Auf ihnen ist der Schutzpatron Böhmens zu Pferd mit Fahne, Schwert und Palmenzweig abgebildet. Bis 1938 wurden 452.540 Dukaten und 45.200 Mehrfach-Dukaten geprägt. Nachprägungen geringer Stückzahl sind 1939 in der Slowakei sowie 1951 in der ČSSR hergestellt worden. In der Katalog-Literatur sind außerdem neun „nichtoffizielle“ Dukatenprägungen in Gold, Silber und Bronze aufgeführt: „Die erste Medaillenserie aus dem Jahre 1928 ist dem zehnjährigen Bestehen der Republik gewidmet. Herausgeber war der Verband der tschechoslowakischen Grubenbesitzer, Gestalter Otakar Španiel. […] Die Auflagenhöhe dieser Medaillen ist nicht bekannt. Sie lassen sich auch nicht rückschließen, da gerade im Jahre 1928 umfangreiche Prägungen sowohl für das Militär als auch für andere Auftraggeber erfolgt sind. Der bekannte Prager Münzhändler Karel Chaura bot 1930 die Goldmedaillen für 380 bzw. 186 Kronen an.“ (Ebenda, S. 63) Nicht alle der im Auftrag der Regierung geprägten Dukaten sind jedoch verkauft worden. Ein Teil von ihnen ist als staatliche Goldreserve ausgewiesen worden. Als die Deutsche Wehrmacht im Herbst 1938 in Prag einmarschierte, musste das Gold ausgeliefert werden. Nach Kriegsende sprach die Pariser Konferenz der Tschechoslowakei etwa 24,5 Tonnen des Goldes zu: „Davon gelangten im Jahr 1948 knapp über sechs Tonnen nach Prag, in Form von Dukaten mit dem Abbild des Heiligen Wenzel.“ (Die Rückkehr des tschechoslowakischen Goldschatzes, auf: deutsch.radio.cz)
Neben den frühen Dukatenprägungen ist in der Ausstellung des Dresdner Münzkabinetts eine Dukatenserie zu sehen, die 1978 anlässlich des 600. Todestages von Kaiser Karl IV. hergestellt wurde: „Die künstlerischen Entwürfe wurden von der Staatsbank der Tschechoslowakei in einem beschränkten, nicht anonymen Wettbewerb ausgewählt, an dem sich sieben führende tschechische und slowakische Medailleure beteiligten.“ (cs-mincze.eu) Der einfache Dukat sollte die Büste von Karl IV. aus dem Veitsdom oder aber dessen Statue von der Karlsbrücke zeigen. Für den doppelten Dukat wurde das Siegel des Kaisers mit dem Königsthron ausersehen. Das Stück zu fünf Dukaten sollte den Kaiser als Gründer der Karlsuniversität ausweisen und das Stück zu zehn Dukaten ein Panorama von Prag zeigen. Insgesamt legten sechs eingeladene Künstler und weitere acht nicht geladene Künstler immerhin 133 Entwürfe vor. Für den einfachen Dukat wurden die Entwürfe von Peter Formánek ausgewählt. Beim doppelten Dukat setzte sich Andrej Peter durch. Die Stücke zu fünf und zehn Dukaten wurden nach den Entwürfen von Zdenĕk Kolářský realisiert. Von den einfachen Dukaten wurden zwischen 1978 und 1982 insgesamt 17.318 Exemplare geprägt. Die höheren Wertstufen kamen nur im Jahr 1978 und in einer geringeren Auflage heraus.
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