Am 14. November 2022 versteigerte Numismatica Genevensis einen 20-fachen Basler Dukat des Jahres 1741 in der Ausnahmeerhaltung MS65PL. Er zeigt die schönste Stadtansicht von Basel, die man sich vorstellen kann. Die Schätzung betrug 600.000 CHF, der Zuschlag erfolgte für 700.000 CHF.
Los 362. Schweiz/Basel. Multiplum zu 20 Dukaten 1741. Aus den Auktionen SBV 5 (1977), Nr. 391 und NGSA 8 (2014), Nr. 581. NGC MS65PL. Perfektes Kabinettstück auf polierter Ronde. Taxe: 600.000,– CHF
Die frühe Neuzeit kennt Münzen, die geprägt wurden, um damit im normalen Geldumlauf zu bezahlen. Daneben gibt es Münzen, die ausschließlich dazu hergestellt wurden, besondere Dienste von besonderen Menschen zu vergelten. Der 20-fache Basler Dukat, den Numismatica Genevensis am 14. November 2022 mit einer Schätzung von 600.000 Schweizer Franken anbot, wurde Mitte des 18. Jahrhunderts zu genau diesem Zweck hergestellt. Wir wissen nicht, ob die Basler Stadtregierung damit einen Diplomaten für seine besonderen Leistungen um das Wohl der Stadt entlohnte oder ob sie damit die Dienste eines hohen Basler Beamten vergalt. Was wir aber wissen, ist die Tatsache, dass für solche besonderen Münzen besonders viel Mühe aufgewandt wurde.
Zur Herstellung dieses außergewöhnlichen Stücks benutzten die Handwerker die Stempel, mit denen die Taler des Jahres 1741 geprägt wurden. Für sie zeichnete der noch junge, aber begnadete Stempelschneider Johann Jakob Handmann (1711–1786) verantwortlich. Wir sehen seine Initialen rechts unter der Stadtansicht. Handmann stammte aus einer berühmten Basler Künstlerfamilie, deren bekanntestes Mitglied sein Bruder, der damals international gefragte Porträtist Emanuel Handmann, war. Der ausschließlich als Medailleur tätige Johann Jakob Handmann setzte sein überragendes Können ein, um für den repräsentativen Taler von 1741 eine lebendige Sicht, auf die Rheinbrücke von Basel rheinabwärts gerichtet, zu schaffen.
Die Münze zeigt alles, worauf die damals rund 20.000 Basler Bürger stolz waren. Wir sehen ein detailliertes Stadtbild der mächtigen Rheinmetropole mit der Rheinbrücke im Zentrum, darüber den Stadtnamen in einer aufwändig verzierten Kartusche. Darüber sind die Wappen der von Basel beherrschten Ämter Ramstein, Liestal, Waldenburg, Farnsburg, Homburg, Münchenstein, Pratteln und Riehen dargestellt. Unter der Stadtansicht füllt eine dekorative Komposition aus Füllhorn und Lorbeerzweig den Abschnitt. Während das Füllhorn für den Überfluss steht, der durch den Handel in die Stadt kam, deutet der Lorbeer an, wie erfolgreich die Stadt ihre Unabhängigkeit gegenüber Bischof und Frankreich behauptete.
Diese Selbstvergewisserung war umso wichtiger, als zahlreiche Basler Bürger erst im Jahr zuvor in die Auseinandersetzung zwischen dem Basler Fürstbischof und seinen Untertanen involviert waren, die ein Einschreiten französischer Truppen nach sich zog. Im April 1740 besiegten die Franzosen die Aufständischen. Ein Übergreifen dieses militärischen Konflikts auf Basler Gebiet drohte, konnte aber in letzter Minute verhindert werden. Die Rückseite zeigt den Basler Schildhalter, einen machtvollen Basilisken. Beim Basilisk, der auch als König der Schlangen bezeichnet wird, handelt es sich um ein Mischwesen aus Schlange und Hahn, das – je nach Überlieferung – mit seinem Atem tötet oder mit seinem Blick versteinert. Er hält den in einer barocken Kartusche gefassten Schild mit dem Baselstab. Darum lesen wir das Basler Motto (in Übersetzung): Herr, erhalte uns im Frieden.
Es bleibt ein Geheimnis, für wen diese wunderbare Münze hergestellt wurde, die Numismatica Genevensis in seiner Auktion am 14. November 2022 anbot. Was wir aber wissen, ist, dass es sich um eine Kostbarkeit von größter Seltenheit handelt. Schon Goldabschläge von Talerstempeln sind extrem selten. Doch ein Multiplum im Gewicht von 20 Dukaten ist fast einzigartig. Dazu kommt die vom unabhängigen Gradingunternehmen NGC bestätigte Erhaltung MS65PL. Sie ist für eine Münze des 18. Jahrhunderts außerordentlich. Damit ist diese Münze besser erhalten als das zweite bekannte Exemplar im Privatbesitz und als das Exemplar, das das Schweizerische Nationalmuseum im Jahr 1964 ankaufen konnte.
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