Die achte Arbeit, die der mykenische König Eurystheus Herakles auferlegte, bestand darin, die Stuten des Diomedes zu bändigen und nach Mykene zu bringen. Der Thrakier Diomedes war ein Sohn des Kriegsgottes Ares und König des kriegerischen Volkes der Bistonen. Die Stuten, die Diomedes besaß, waren allerdings höchst ungewöhnlich. Zum einen waren sie nämlich dermaßen stark und wild, dass man sie mit eisernen Ketten an eherne Krippen gebunden hatte und zum anderen ernährten sie sich von Menschenfleisch. „Ihr Futter bestand nicht aus Hafer, sondern die Fremdlinge, welche das Unglück hatten, in die Stadt des Königs zu kommen, wurden ihnen vorgeworfen, und das Fleisch derselben diente den Rossen zur Nahrung.“ (G. Schwab, Sagen des klassischen Altertums, München 2001, S. 154).
Als Herakles, der davon gehört hatte, in die Stadt des Diomedes kam, bemächtigte er sich zuerst des Königs, schaltete dann die Wächter der Pferdekrippen aus und warf anschließend den König seinen eigenen Rössern zum Fraß vor. Nachdem die Stuten Diomedes gefressen hatten, wurden sie plötzlich zahm und Herakles konnte sie bis an die Gestade des Meeres führen. Weil die kriegerischen Bistonen Herakles aber gefolgt waren, übergab dieser die Pferde seinem Liebling und Begleiter Abderos zur Bewachung und wandte sich dem Kampf mit den Bistonen zu. Doch während Herakles die Bistonen in die Flucht schlug, bekamen die Stuten auf einmal wieder Lust nach Menschenfleisch und machten sich über Abderos her. Als Herakles zurückgekehrt war und Abderos von den Rössern zerrissen vorfand, betrauerte er den getöteten Freund und gründete ihm zu Ehren am selben Ort die Stadt Abdera. Danach bändigte er die Stuten erneut und brachte sie nach Mykene zu König Erystheus. Dieser weihte sie anschließend der Göttin Hera. Aus der Nachkommenschaft dieser Stuten, so die Legende, soll übrigens auch Bukephalos, das Leibpferd Alexanders des Großen, gestammt haben.
Da im antiken griechischen Raum auf diese achte Arbeit des Herakles aber kaum Münzen verausgabt wurden, drängt sich der Verdacht auf, dass diese Arbeit entweder nicht so gut bekannt war oder zumindest nicht so beliebt gewesen sein dürfte wie beispielsweise die erste Arbeit des Herakles. Denn während man sowohl in Sizilien als auch in Unteritalien und in Kilikien Münzen auf Herakles' Kampf mit dem Nemeischen Löwen prägte, verausgabte man solche auf die Bändigung der Stuten des Diomedes durch Herakles nur im unteritalischen Taras/Tarent.
Wie die Münzrückseite belegt, bändigt der frontal stehende Herakles eine nach rechts springende Stute, indem er sie mit seiner Linken fest am Zügel packt und mit der Keule, die er in seiner Rechten hochhält, bedroht. Im linken Feld oben und im rechten Feld unten finden sich zudem zwei Monogramme. Gepaart ist diese Rückseite mit der Vorderseitendarstellung der Göttin Athena im Korinthischen Helm.
Aber auch im unteritalischen Taras muss die erste Arbeit des Herakles im Gegensatz zur achten sehr viel beliebter gewesen sein, da der Kampf des Herakles mit dem Nemeischen Löwen über einen Zeitraum von 100 Jahren (380-325 v. Chr. und 280-228 v. Chr.) immer wieder numismatisch thematisiert wurde, die Bändigung der Stuten des Diomedes jedoch nur von etwa 280-228 v. Chr. und auch nur auf einem Nominal, dem silbernen Diobol.
Vielleicht war dies aber auch bloß der Tatsache geschuldet, dass sich der Kampf mit einem gefährlichen Löwen ikonografisch weitaus spektakulärer und eindrucksvoller in Szene setzen ließ, als das „Festhalten“ einer kräftigen wilden Stute. Übrigens, die Numismatiker Houghton und Hoover stufen das abgebildete Diobol auf die achte Arbeit des Herakles mit R2 (2-25 Exemplare) ein.
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