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Andreas Raffeiner

Die 100-Franken-Goldmünze von 1925

Die 100-Franken-Goldmünze von 1925 ist ein Meisterwerk der Schweizer Numismatik und gilt als die größte Goldmünze, die jemals von der Schweizerischen Eidgenossenschaft geprägt wurde. Ihre Geschichte ist keinesfalls nur von technischer Bedeutung, sondern auch ein faszinierendes Kapitel der Schweizer Nationalgeschichte, da sie als Symbol für den nationalen Stolz und die Fortschritte des Landes zu Beginn des letzten Jahrhunderts entworfen wurde.


Historischer Kontext und Entstehung


Die Schweiz gehörte gemeinsam mit Frankreich; Belgien und Italien zu den Gründungsmitgliedern der Lateinischen Münzunion. Der auf den Währungsmetallen Gold und Silber zugleich basierende Verbund von Staaten hatte sich im Dezember 1865 auf einheitliche Normen und einen gemeinsamen Münzumlauf von Kurantmünzen verständigt. Während Frankreich alle ausgewiesenen Wertstufen von Goldmünzen in den Umlauf brachte, prägten die übrigen Partner nur einzelne Wertstufen. Lediglich die Standardmünze zu 20 Francs, Franken oder Lire wurde von allen Teilnehmerstaaten ausgeprägt. Die Schweiz ließ sich mit der Prägung der Goldmünzen am längsten Zeit. Erst 1883 führte sich die Helvetia ein, ein Goldstück zu 20 Franken. Zwölf Jahre später sollte die Münze neu gestaltet werden.


20 Franken (Schweiz, 1897, 900er Gold, 6,4 Gramm, 21 mm) - Bildquelle: Swiss Gold Safe


Über die Auseinandersetzungen bei der Auswahl und Umsetzung des Siegerentwurfes von Fritz Ulysse Landry im Laufe des Jahres 1895 ist viel geschrieben worden. Erst 1897 sind die ersten Exemplare der Münze mit dem Porträt eines jungen Mädchens als neuer Helvetia auf der Bildseite ausgegeben worden. Während des Ersten Weltkrieges, in dem die Schweiz ihre Neutralität wahrte, wurde die Prägung der Goldmünzen eingestellt. In den Nachkriegsjahren war das erklärte Ziel der Regierung eine möglichst rasche Rückkehr zum Goldstandard. Der Politiker Jean-Marie Musy war von 1920 bis 1935 Vorsteheher des eidgenössischen Finanzdepartements. Nach einer mehrjährigen wirtschaftlichen Durststrecke gelang ihm im Herbst 1924 de facto die Rückkehr zum Goldstandard. Der Kurs, mit dem der Franken in Gold bewertet wurde, war derselbe, der in der Vorkriegszeit galt.


Jean-Marie Musy als Bundespräsident - Bildquelle: Genève Enchères


Im Jahr 1925 wurde Musy zum Bundespräsidenten gewählt. Der Stolz auf das Erreichte bewirkte, dass er sich für die Prägung einer Goldmünze zu 100 Franken nach den Normen der Lateinischen Münzunion einsetzte. Die Prägung der 100-Franken-Münze war ein Prestigeprojekt, das keine unmittelbare wirtschaftliche Notwendigkeit hatte. Die Schweiz hatte in den 1920er-Jahren keine besondere Notwendigkeit für eine Goldmünze dieses Wertes, und das bestehende Münzgesetz sah die Prägung einer so großen Münze auch nicht vor. Dennoch trat Musy mit Nachdruck für die Idee ein. Er sah die Schaffung dieser Münze als eine Möglichkeit, die technischen Fertigkeiten der Schweiz zu demonstrieren und das Land als eine moderne, fortschrittliche Nation zu repräsentieren.


Das Projekt war von Anfang an umstritten. Das Parlament war skeptisch, da es in der Münze eher ein Sammlerstück als ein funktionelles Zahlungsmittel sah. Die ursprüngliche Auflage von 5.000 Münzen war zudem auch nur als Geschenk für Diplomaten und hochrangige Würdenträger gedacht. Die Prägung war daher nicht als Massenwährung vorgesehen, sondern als Symbol der Schweizer Identität und als technisches Meisterwerk. Trotz dieser Bedenken setzte sich Musy durch und konnte die Prägung realisieren. Heute wird die Münze als eines der prächtigsten Exemplare der Schweizer Numismatik angesehen und ist ein begehrtes Sammlerstück.


Design und Symbolik


Das Design der 100-Franken-Goldmünze von 1925 ist sowohl kunstvoll als auch symbolträchtig und spiegelt die nationale Identität der Schweiz wider. Der Grafiker Fritz Landry hatte einst das Bild der jungen Helvetia entworfen, die in der Mitte der Münze auf dem Avers zu sehen ist. Sie trägt eine traditionelle Schweizer Tracht und ist mit einem geflochtenen Haarkranz geschmückt, was eine tiefe Verbundenheit zur Heimat symbolisiert. Im Hintergrund sind die Alpen abgebildet, die ebenfalls als Symbol für die schweizerische Identität und Naturverbundenheit stehen.

100 Franken (Schweiz, 1925, 900er Gold, 32,3 Gramm, 35 mm) - Bildquelle: Künker,

Frühjsahrs-Auktionen 318-321, Los 6175, Zuschlag: 12.000 Euro


Auf der Revers der Münze befindet sich das schweizerische Kreuz, das den Nennwert 100 FR (Franken) umrahmt. Der Rand wird von Alpenrosen geschmückt, einem weiteren nationalen Symbol, das die Verbindung zur Schweizer Landschaft betont. Unterhalb des Kreuzes befindet sich das Münzzeichen „B“, das für die Prägeanstalt Bern steht, während der Rand mit der Inschrift „DOMINUS PROVIDEBIT“ – übersetzt „Der Herr wird sorgen“ – versehen ist. Diese Worte, begleitet von Sternen, verleihen der Münze eine zusätzliche symbolische Bedeutung, die sich auf Vertrauen und Sicherheit stützt.


Seltenheit und Sammlerwert


Obwohl ursprünglich 5.000 Exemplare dieser Münze geprägt wurden, sind nur 3.750 Münzen erhalten, da 1.250 Exemplare später eingeschmolzen wurden. Dies macht die 32,258 g schwere Goldmünze von 1925 besonders selten und begehrt. Die hohe Qualität der Prägung und das symbolträchtige Design machen die Münze nicht nur zu einem Goldstück, sondern auch zu einem Kunstwerk der Schweizer Numismatik. Diese Münze wird von Sammlern weltweit hoch geschätzt, sowohl wegen ihres Goldgehalts als auch wegen ihrer Historie und der ästhetischen Schönheit.


Fazit


Die 100-Franken-Goldmünze von 1925 ist ein einzigartiges Beispiel für die Verbindung von künstlerischer Gestaltung, nationaler Symbolik und technischer Meisterleistung. Sie bleibt ein faszinierendes Stück Geschichte und ein begehrtes Sammelobjekt. Auch heute noch erinnert sie an eine goldene Ära der Münzprägung und ist ein unverwechselbares Symbol für die Schweiz und ihre Identität im frühen 20. Jahrhundert.


Andreas Raffeiner

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