Da sich Admete, die Tochter des mykenischen Königs Eurystheus, den Gürtel der Amazonenkönigin Hyppolite wünschte, wurde Herakles von ihrem Vater zu den Amazonen gesandt, um diesen Gürtel herbei zu schaffen. Es war dies die 9. Arbeit, die Herakles verrichten musste. Die Amazonen wohnten im kleinasiatischen Land Pontos am Schwarzen Meer am Fluss Thermodon. Sie waren „ein Volk, das nur aus kriegerischen Frauen bestand. Sie ließen von ihren Kindern allein die Mädchen aufwachsen, die rechte Brust schnitten sie sich ab, damit diese sie beim Bogenschießen und Speerwerfen nicht hindere, mit der linken nährten sie ihre Töchter. Die tapferste unter ihnen war Hyppolite, ihre Königin.“ (Karl Kerényi, Die Mythologie der Griechen, II. Teil, Die Heroengeschichten, 5. Aufl. Stuttgart 2014, S. 130). Den Gürtel, den Hyppolite trug, hatte sie als Abzeichen von ihrem Vater, dem Kriegsgott Ares, erhalten.
Weil die Amazonen aber kriegerisch waren, fuhr Herakles nicht allein in ihr Land, sondern hatte eine ganze „Heldenschar“ dabei, darunter den Athener-Prinzen Theseus und Telamon, den Helden der Salaminier und Aigineten. Nachdem Herakles und seine Schar bei Themiskyra, der Flussmündung des Thermodon, gelandet waren, stellten sie fest, dass die Amazonen ihnen gegenüber überhaupt nicht ablehnend waren und Hyppolite sogar geneigt war, Herakles ihren Gürtel zu schenken. Doch dann betrat die alte Feindin des Herakles, die Göttin Hera, den Schauplatz in Gestalt einer Amazone und schürte im Frauenvolk den Verdacht, Herakles und die Seinen wollten in Wahrheit Hyppolite rauben. Daraufhin kam es zum erbitterten Kampf zwischen den Amazonen und Herakles und seiner Schar, da jeweils beide Seiten glaubten, verraten worden zu sein.
In diesem Gefecht tötete Herakles Hyppolite und nahm ihr den Gürtel ab. Einer anderen Version zu Folge, nahm Theseus die Amazonenkönigin gefangen, schenkte ihren Gürtel dem Herakles und führte Hyppolite heim. Von ihr soll er dann seinen Sohn Hyppolitos bekommen haben. Der Gürtel aber soll in Mykene im Heiligtum der Hera gelandet sein, in dem Admete als Priesterin diente.
Doch so bekannt und vertraut dieser Mythos den alten Griechen auch gewesen sein mag, in der antiken griechischen Numismatik fand er keinen Niederschlag. Erst in der späten römischen Kaiserzeit, genauer gesagt unter den Kaisern Elagabal (218-222) und Gordianus III. (238-244) finden sich Provinzialprägungen, die diesem Mythos huldigen.
So sehen wir beispielsweise auf der Rückseite einer Bronzemünze des Kaisers Elagabal aus dem moesischen Tomis, wie Herakles die Amazonenkönigin Hyppolite vom Pferd zu ziehen versucht, die in ihrer Rechten eine Streitaxt und in ihrer Linken ihren Gürtel hält.
Auf der Rückseite eines Bronzemedaillons des Kaisers Gordianus III. aus dem thrakischen Anchialos, sehen wir zwar erneut den Zweikampf zwischen Herakles und Hyppolite, allerdings scheint die Amazonenkönigin, die in ihrer Linken ihren Gürtel hochhält, hier bereits deutlich in die Defensive geraten zu sein, zumal ihr Pferd schon gestürzt ist und auch sie in ihrer Rechten keine Waffe mehr trägt, sondern nur noch Herakles Hand, die sie fest am Schopf gepackt hat, los zu werden sucht.
Herakles wiederum ist gerade im Begriff, die Amazonenkönigin mit seiner Keule zu erschlagen. Gekoppelt sind diese beiden Bronzemünzen vorderseitig mit den belorbeerten, drapierten und gepanzerten Kaiserbüsten des Elagabal (Abb. 2) und des Gordianus (Abb. 3). Gordianus III. erscheint zusätzlich noch mit Schild und Speer bewaffnet.
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