Nach der großen Inflation konnte das Deutsche Reich zur Jahreswende 1923/24 seine Währung stabilisieren. Der Rentenmark folgte wenig später die Reichsmark. In § 1 des Münzgesetzes vom 30. August 1924 steht, dass das Reich zur Goldwährung zurückkehrt. Als Währungseinheit wurde die Reichsmark zu 100 Reichspfennigen festgelegt. Die Herstellung neuer Goldmünzen musste allerdings wegen der geringen Goldreserven aufgeschoben werden. „Reichssilbermünzen“ und „Reichsmünzen über Reichspfennige“ galten als Scheidemünzen. Die Scheidemünzen von 1 bis 5 Reichsmark wurden in einer niedrigen Silberlegierung von 500 Teilen Silber und 500 Teilen Kupfer hergestellt. Die Herstellung einer „Vorläufer-Serie“ hatte bereits 1924 zur Zeit der Rentenmark mit Stücken zu 1 und 3 Mark begonnen. Aufgrund einer Bekanntmachung des Reichsfinanzministers vom April 1925 folgten Münzen zu 1 und 2 Reichsmark, mit denen entsprechende Nominale der Rentenbankscheine ersetzt wurden. Der Ersatz der Scheine zu 5 Rentenmark erfolgte 1927 in Form einer schweren Silbermünze mit dem Motiv einer Eiche. Hinzu kamen ab 1925 die in unregelmäßigen Abständen erschienenen Gedenkmünzen zu 3 und 5 Reichsmark in Silber.
Das Design der Kursmünze zu 5 Reichsmark war aus mehreren Entwürfen ausgewählt worden. Einige dieser Entwürfe werden weiter unten gezeigt. „Während die Vorderseite von Prof. Josef Wackerle, München, sich mit Deutsches Reich und der Wertbezeichnung Fünf Reichsmark um den Adler funktional gab, zeigte die Rückseite (Prof. Maximilian Dasio, München) eine Eiche ‚als Sinnbild deutscher Kraft und Standhaftigkeit‘ und die Umschrift Einigkeit und Recht und Freiheit. Im Gewirr der Äste und Blätter zeigt das Münzbild einige blätterlose Zweige, die nach der Volksmeinung und ihrer Bestätigung durch den Künstler die aufgrund des Friedensvertrags von 1919 verlorenen Gebiete symbolisieren sollten.“ (Herbert Rittmann: Deutsche Geldgeschichte seit 1914, München 1986, S. 130). Ab 1927 ausgegeben, zeigte sich jedoch bald, dass das großformatige Geldstück für den normalen Zahlungsverkehr zu schwer und zu unhandlich war. Die Lohntüten der Angestellten wurden von den Arbeitgebern nur ungern mit derartigen Münzen bestückt. So flossen viele der 5-Mark-Stücke wieder an die Reichsbank zurück. Dennoch wurden bis Anfang 1933 riesige Stückzahlen geprägt. Erst im Jahr 1934 ist der Nachteil der Unhandlichkeit beseitigt worden: Das Gewicht der Münzen wurde von 25 Gramm auf 13,9 Gramm reduziert. Der Durchmesser ging von 36 Millimeter auf 29 Millimeter zurück. Gleichzeitig stieg der Silberanteil auf 90 Prozent. Das Silber-Feingewicht der Kursmünzen von 12,5 Gramm blieb auf diese Weise erhalten.
Maximilian Dasio (1865-1954), der den Eichbaum entworfen hatte, war Maler, Grafiker und Medailleur. Seine ersten Versuche mit Medaillen gehen auf das Jahr 1903 zurück. Sein Kennzeichen war der handwerkliche Stempelschnitt in verschiedenartigsten Materialien. Die Bildseite des 5-Mark-Stückes mit dem Eichbaum war nicht die einzige Münze in der Weimarer Republik, für die Dasio den Entwurf lieferte. Von ihm stammen auch die Vorlagen zu den folgenden Gedenkmünzen: 100 Jahre Bremerhaven (3 und 5 RM, 1927), Jahrtausendfeier Reichsstadt Nordhausen (3 RM, 1927) und 300 Jahre Stadtbrand Magdeburg (3 RM, 1931). Als Vorlage für seinen „Eichbaum“ diente eine 650 Jahre alte Stieleiche im Forst von Kellenhusen (Schleswig-Holstein). Der etwa 350 Jahre alte Baum mit einer Höhe von 26 Metern und einem Stammumfang von sechs Metern ist frei zugänglich. Allerdings ist er vor einigen Jahren abgestorben und nur noch rudimentär sichtbar. Josef Wackerle (1880-1959), der den Adler der Münze entworfen hat, war Bildhauer und Medailleur. Schon kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges tauchte sein markanter Adler erstmalig auf: „Der von Josef Wackerle entworfene Reichsadler wurde für die Reichsmünzen und verschiedene offizielle Medaillen verbindlich und erscheint bereits auf Aluminium-Münzen von 1922.“ (Helmut Caspar: Vom Taler zum Euro, Berlin 2006, S. 149). Die Stempel fertigte Reinhard Kullrich (1869-1947).
Einst war der „Eichbaum“ in der Bevölkerung nicht sonderlich beliebt. Die Zahl der erhalten gebliebenen Münzen liegt daher deutlich unterhalb jener von späteren Prägungen mit dem Motiv der Garnisonkirche (1934-1935) und dem Porträt von Hindenburg (1935-1939). Heute wird der „Eichbaum“ dagegen zuweilen als schönste Kursmünze ihrer Zeit gerühmt und gilt als Rarität. So liegen die Angebotspreise praktisch nie unter 100 Euro. Besonders gut erhaltene Exemplare des Jahrgangs 1930 aus den Prägestätten München, Muldenhütten, Stuttgart, Karlsruhe und Hamburg können sogar Verkaufspreise von einigen tausend Euro erzielen. Die höchsten Preise erreichen die seltenen, in Hamburg hergestellten Stücke des Jahrganges 1933.
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