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Michael Kurt Sonntag

Das Jahr 1809 im Spiegel napoleonischer Medaillen

Vom Aufstand der Spanier gegen Napoleon ermutigt, erklärte Österreich am 9. April 1809 Frankreich den Krieg. Elf Tage später traf die österreichische Hauptmacht unter Erzherzog Karl in Bayern auf die Truppen Napoleons. Vom 20. bis 22. April kam es dann zu den Schlachten bei Abensberg, Landshut und Eggmühl, die die Österreicher allesamt verloren. Keinen Monat später konnte Napoleon wieder in Wien einziehen (13. Mai). Am 21./22. Mai trafen Österreicher und Franzosen in der Schlacht bei Aspern aber wieder aufeinander und diesmal siegte Österreich. Im Juli, genauer gesagt am 5./6. Juli, kam es jedoch bei Wagram erneut zur Schlacht zwischen Franzosen und Österreichern, doch jetzt wurden die Österreicher entscheidend geschlagen. Nachdem sich die Hoffnung Österreichs, in den deutschen Staaten Bundesgenossen gegen Napoleon zu finden, zerschlagen hatte, kam es am 14. Oktober 1809 in Schönbrunn/Wien zum Friedensschluss zwischen Österreich und Frankreich. In diesem verlor Österreich Salzburg, das Innviertel, Westgalizien, zum Teil auch Ostgalizien sowie seine Küstenländer an der Adria. In Frankreich dagegen feierte man die militärischen Siege und Territorialgewinne des Kaisers frenetisch und verausgabte u. a. eine imposante Bronzemedaille darauf.


Frankreich, Medaille 1809, von Babouot und Duvivier, auf den französischen Feldzug von 1809 und den Frieden von Wien. Av. Belorbeerter Kopf Napoleons I. nach rechts; Rv. Nach links fliegende und Posaune blasende Nike/Victoria mit den Lorbeerkränzen des Sieges in ihrer Linken. Bronze, Ø 55 mm. [Bildquelle: MA-Shops, Münzenkontor Kornblum, Bremen].

Während die vorderseitige Umschrift Napoleon als Kaiser und König und Protektor des Rheinbundes ausweist, nennt die Rückseitenlegende unter der Titulatur „Feldzug von 1809“ alle Siege des Kaisers von der ersten französisch-österreichischen Schlacht jenes Jahres bis zum Wiener-Friedensschluss. Doch das Jahr 1809 war für Napoleon auch in anderer Hinsicht erfolgreich. In diesem Jahr siegte er nämlich nicht nur gegen Österreich, sondern annektierte auch den Kirchenstaat und schloss damit Rom an das Kaiserreich Frankreich an, genauer gesagt an sein Königreich Italien, dessen König er bereits seit 1805 war.


Napoleon I. als König von Italien (um 1805), Gemälde von Andrea Appiani (1754-1817), Standort: Kunsthistorisches Museum, Weltliche Schatzkammer, Wien. [Bildquelle: Michael Kurt Sonntag].

Die offizielle Vereinigung des Kirchenstaats mit dem napoleonischen Italien fand am 10. Juni 1809 statt. Da Papst Pius VII. diese Annexion missbilligte, jede Zusammenarbeit verweigerte und darüber hinaus jeden mit dem Bann der Exkommunikation bedrohte, der mit Frankreich kollaborieren sollte, ließ ihn Napoleon am 6. Juli durch seinen General Etienne Radet im Quirinalspalast verhaften, anschließend zunächst nach Grenoble und dann nach Savona bringen. Papst Pius VII. wurde somit zum Gefangenen Napoleons und im Jahr 1812 im französischen Fontainebleau interniert.

Das Kaiserreich Frankreich aber feierte sich seit dem 10. Juni 1809 als Reich mit zwei Hauptstädten – Paris und Rom – und emittierte zur Feier dieses Ereignisses eine beeindruckende Bronzemedaille.

Frankreich, Medaille 1809, von B. Andrieu und A. J. Depaulis, auf die Annexion Roms und ihre Erklärung zur zweiten Hauptstadt neben Paris. Av. Belorbeerter Kopf Napoleons I. nach rechts; Rv. Die drapierten Büsten der Personifikationen von Rom und Paris nach links gestaffelt. Bronze, 40,55 g, Ø 40,9 mm. [Bildquelle: MA-Shops, Münzenkontor Kornblum, Bremen].

Um die beiden Stadt-Personifikationen leicht auseinanderzuhalten, trägt diejenige Roms einen mit der Wölfin und den Zwillingen Romulus sowie Remus verzierten Helm und diejenige von Paris ein gallisches Schiff als Kopfputz. Da sich die Pariser Personifikation im Vordergrund der Medaille befindet, wird klar, Paris war die erste und Rom die zweite Hauptstadt des Kaiserreichs Frankreich.



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