Dass die 3 Mark des Königreichs Sachsen von 1917 auf das 400. Jubiläum der Reformation (J.141) die seltenste Silbermünze des Deutschen Reichs ist, ist unter Numismatikern, Sammlern und Händlern heute allseits bekannt. Schließlich wurden von der Gedenkmünze nur 100 Exemplare in PP angefertig und anschließend über die Hälfte davon wieder eingeschmolzen.
Ein 3-Mark-Stück, das zwar nicht ganz so selten ist, aber ebenfalls nur 130 Mal in mattiert und 5 Mal in PP als Probe für den König produziert wurde, ist die bayerische Gedenkmünze von 1918 auf die Goldene Hochzeit von Ludwig III. und Marie Therese von Bayern (J.54).
Deutsches Reich/Königreich Bayern. 3 Mark 1918 (Zur Goldenen Hochzeit am 20. Februar 1918). Mattiert. Silber 900/1000 fein, Gewicht: 16,67 g, Ø 33 mm, Randschrift vertieft: GOTT MIT UNS, Münzstätte München, Entwurf und Modell der Bildseite: Prof. Theodor Georgii, München. Bildquelle: F. R. Künker, Auktion 350 (29. Juni–1. Juli 2021), Los 2022.
Diese zeigt auf ihrer Bildseite die nach rechts gestaffeleten Porträts des Jubiläumspaares – den barhäuptigen Kopf des Königs nebst dem mit einem Diadem geschmückten seiner Gattin – und nennt die Umschrift "LUDWIG III MARIE THERESE V. BAYERN · 1868-1918". Auf der Wertseite sehen wir den heraldischen Reichsadler mit ausgebreiteten Schwingen, von der Kaiserkrone gekrönt, mit dem preußischen Wappenschild auf der Brust, der wiederum von der Collane des Schwarzen Adlerordens umgeben ist und lesen "DEUTSCHES REICH 1918 / DREI MARK".
Deutsches Reich/Königreich Bayern. 3 Mark 1918 (Zur Goldenen Hochzeit am 20. Februar 1918). Polierte Platte. Silber 900/1000 fein, Gewicht: 16,67 g, Ø 33 mm, Randschrift vertieft: GOTT MIT UNS, Münzstätte München, Entwurf und Modell der Bildseite: Prof. Theodor Georgii, München. Stempelschneider: Alois Börsch. Bildquelle: https://ikmk.smb.museum/object?id=18200069.
Nachdem der Märchenkönig Ludwig II. das Königreich „märchenhaft-exzentrisch“ regiert hatte, folgte ihm am 10. Juni 1886 Prinzregent Luitpold auf den Thron. Dessen Regierung, die bis zu seinem Tod am 12. Dezember 1912 andauerte, galt allgemein als glücklich, zumal sich die bayerische Wirtschaft sowie das Universitätswesen in dieser Zeit prächtig entwickelte, München zum Kunst-, Kultur- und Wissenschaftszentrum aufstieg und so bedeutende Bauten entstanden wie das Bayerische Armeemuseum und das Nationalmuseum. Als Schutzherr der Künstler unterhielt Lutipold zudem gute Beziehungen zu den Kunstschaffenden und besuchte diese bisweilen auch in ihren Ateliers. Da er zudem ein leidenschaftlicher Jäger war, kam er häufig auch mit den einfacheren Menschen in Kontakt und erfreute sich bald großer Beliebtheit beim Volk. Doch am 12. Dezember 1912 verstarb Luitpold hochbetagt (mit 91 Jahren) und sein Sohn Ludwig übernahm das Prinzregentenamt und wurde am 5. November 1913 als Ludwig III. König von Bayern. Aber anders als sein Vater war er weitaus weniger jovial, nicht so volksnah. Außerdem hatte er für viele ein zu übermäßiges Interesse an seinem landwirtschaftlichen Mustergut Leutstetten am Starnberger See. Die Folge: Man verspottete ihn und seine Gattin im Volk bald als „Milibauer“ und „Topfenreserl“. Hinzu kam noch, dass er das Land durch die schwere Zeit des I. Weltkriegs bringen musste, die Dominanz der Preußen („Saupreißn“) über Bayern unter Kaiser Wilhelm II. als schlecht und drückend empfunden wurde, der Krieg zahllose Tote und Verwundete brachte und die Versorgungslage im Laufe des Krieges immer schlechter geworden war. Am 8. November 1918 erklärten die Sozialdemokraten Ludwig III. für abgesetzt und riefen den Freistaat Bayern aus. Damit endete die 738 Jahre dauernde Herrschaft der Wittelsbacher. Ludwig III. und Therese von Bayern flohen in größter Eile aus München, auf das wittelsbacher Schloss Wildenwart am Chiemsee. Dort verstarb die schwer erkrankte Königin bereits am 3. Februar 1919. Ludwig wiederum hatte sich danach auf Schloss Nádasdy bei Sávár in Ungarn niedergelassen, das seine Gemahlin vor Jahren in die Ehe gebracht hatte. Am 18. Oktober 1921 verstarb jedoch auch er im Alter von 76 Jahren.
Postkarte mit Ludwig III. während des Ersten Weltkrieges am Kriegsschauplatz im Osten. Bildquelle: wikimedia, gemeinfrei.
Ihre Goldene Hochzeit hatten Ludwig III. und Marie Therese, Erzherzogin von Österreich-Este und Prinzessin von Modena aber bereits am 20. Februar 1918 gefeiert. Mit der öffentlichen Feier dieser Goldenen Hochzeit hatte man versucht, das Ansehen des Königshauses in Bayern zu heben. Ferner sollten Stiftungen der Wittelsbacher und des Landes das Augenmerk auf die Großzügigkeit des Königspaars lenken. Zur weithin sichtbaren Feier schlug man zudem Münzen und Medaillen. Für die Soldaten an der Front waren 14.000 Eisenmedaillen produziert worden, die allerdings nicht mehr rechtzeitig an die Front gelangen konnten und so allesamt erst 1922 auf dem Dachboden der Bayerischen Münze entdeckt wurden. Da Münzsilber, wie damals überall im Deutschen Reich, sehr knapp war, hatte der Bundesrat noch im Dezember 1917 beschlossen, nur 100 der oben abgebildeten 3-Mark-Gedenkmünzen zu prägen.
„Diese 100 Stück sind auch offiziell abgeliefert und abgerechnet worden. Nach mündlicher Überlieferung sollen etwa 130 Stück geprägt worden sein. Die 100 Stück standen zur Verfügung des Königspaars. … Besteller, die kein Original zugestellt erhielten, wurden mit einem Abschlag auf Karton abgefunden. … Nachprägungen, wohl aus den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts, sind auch an der fehlenden Randschrift erkennbar.“ (Kurt Jaeger [Bearbeiter Michael Kurt Sonntag]: Die deutschen Münzen seit 1871, 28. Aufl., Regenstauf 2023, S. 112.)
In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden laut Kurt Jaeger weitere Abschläge auf andere 3-Mark-Stücke überprägt, da es keine Originalschrötlinge mehr gab.
Die oben abgebildete mattierte Münze gelangte in der 350. Auktion von F. R. Künker zur Versteigerung. Ihr Schätzpreis betrug 40.000,– Euro. Der Zuschlag erfolgte bei 44.000,– Euro. Im März 2009 versteigerte das Auktionshaus Künker auch einen der erwähnten Karton-Abschläge dieser Münze.
Der Zuschlag damals: 550,– Euro.
Offizielles Porträt zur Goldenen Hochzeit. Gemälde von Walther Firle. Bildquelle: wikimedia, gemeinfrei.
Michael Kurt Sonntag
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