Christian A. Kohl, Udo Becker: Sächsische Guldengroschen 1500–1525.
Variantenkatalog der Klappmützentaler, Freiberg 2020, 360 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Format: 29,5 x 21 cm, Festeinband.
Seit dem 12. Jahrhundert wurden im Erzgebirge große Mengen Silber abgebaut und in klingende Münze verwandelt. Viele große und kleine Geldstücke aus dem Land der Wettiner blieben zur Freude der Sammler erhalten, manche sind sogar recht preiswert zu haben. Das gilt nicht nur für die Schreckenberger Groschen, die nach den dort abgebildeten Engeln als Schildhalter auch Engelgroschen genannt werden, sondern ebenso für die ab 1500 geprägten Klappmützentaler und für andere Sorten. Vorbild für ihre Emission war der 1486 in Tirol von Erzherzog Sigmund dem Münzreichen aus der Taufe gehobene Guldengroschen als silbernes Äquivalent für den Goldgulden. Kurfürst Friedrich der Weise und sein Bruder Herzog Johann hatten im Einvernehmen mit dem in Dresden residierenden Herzog Georg die Ausgabe der MONETA NOVA genannten Silbermünze beschlossen und dies in der Leipziger Münzordnung vom 17. Mai 1500 festgelegt. Mit diesem Dokument beginnt das von Christian A. Kohl und Udo Becker verfasste Buch mit dem Titel „Sächsische Guldengroschen 1500-1525. Variantenkatalog der Klappmützentaler“. Herausgegeben vom Verein Freiberger Münzfreunde e. V. umfasst das Buch 360 Seiten, enthält zahlreiche Abbildungen und kostet 49,90 Euro zuzüglich 7,- Euro Versandkosten (Bestellung über u.becker-freiberg@t-online.de). Ziel dieses verdienstvollen, auf umfangreichen Studien zeitgenössischer Dokumente, der numismatischen Fachliteratur, der Auswertung öffentlicher und privater Sammlungen sowie von Auktionskatalogen und anderen Materialien basierenden Buches ist es, Berufs- und Laiennumismatikern bei der Bestimmung und Bewertung fraglicher Stücke behilflich zu sein. Deshalb werden zu den abgebildeten und in allen erdenklichen Details beschriebenen Münzen auch die bei ihrem Verkauf erzielten Preise, hier Richtwerte genannt, sowie Angaben darüber beigefügt, wo sie aufbewahrt werden.
Die Münzordnung von 1500 hatte die Ausgabe einer eigenen Münze festgelegt, die man als Guldengroschen bezeichnete. In ihrer Stückelung entsprachen sieben sogenannte Schreckenberger, 21 Zinsgroschen und 42 halbe Groschen der neuen Großmünze. Ab dem Sankt Ulrichstag (= 4. Juni 1500) sollten in Sachsen keine anderen Münzen mehr geschlagen werden als die neuen Geldstücke. Niemandem war es gestattet, deren Annahme zu verweigern bzw. die Bezahlung mit dem neuen Geld abzulehnen.
Der Katalog erfasst zu den in Leipzig, Frohnau, Annaberg und Buchholz geprägten Klappmützentalern 305 Varianten, doch halten es die Verfasser für möglich, dass weitere Forschungen oder auch neue Münzfunde bisher unbekannte Stempelversionen zutage fördern könnten. Dass von den in 24 Typen untergliederten Klappmützentalern so viele Abweichungen meist in den Umschriften vorkommen, deutet auf die massenhafte Verprägung des erzgebirgischen Silbers hin, was wegen der schnellen Stempelabnutzung bei der Arbeit am Prägestock immer wieder zu einem Verlangen nach neuen Stempeln führte. Die Autoren des Variantenkatalogs haben die für die Umschriften benutzten Buchstabenpunzen und Punkte sowie die Zeichen der Münzmeister genau unter die Lupe genommen und abgebildet. Das versetzt Sammler, Händler, Museologen und andere Interessenten in die Lage, ihre Stücke bestimmten Münzstätten und Münzmeistern zuordnen und manchmal auch die Herstellungszeit eingrenzen zu können.
Auf dem allerersten Guldengroschen sind Friedrich der Weise mit Kurhut und dem Kurschwert als Zeichen für ihn als Kurfürst von Sachsen und Erzmarschall des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation sowie die Herzöge Albrecht der Beherzte und Johann abgebildet. Die Reihenfolge der Namen erlaubt es, die stets undatierten Silberstücke zeitlich einzuordnen. So sind auf den ganz frühen Stücken von 1500 die Namen Friedrich, Albrecht und Johann zu finden, auf den bis etwa 1507 geprägten Exemplaren die Namen Friedrich, Georg sowie Johann und schließlich Friedrich, Johann und Georg auf denen von 1507 bis 1525 gefertigten Guldengroschen. Erst nach dem Tod des auch als Beschützer des Reformators Martin Luther rühmlich in die Geschichte eingegangenen Kurfürsten im Jahr 1525 ging man wie in anderen Regionen zur Datierung dieser Großsilbermünzen und weiterer Nominale über.
Der Erfolg der Klappmützentaler regte die Grafen Schlick an, das in ihrer zu Böhmen gehörenden Bergstadt Sankt Joachimsthal geförderte Silber ebenfalls zu vermünzen. Vom Namen dieser in sehr großen Mengen hergestellten Joachimsthaler, die zuerst 1519/1520 unter der Leitung des sächsischen Münzmeisters Ulrich Gebhard geprägt wurden, ist die später übliche Bezeichnung Taler abgeleitet. Als Dollar ist er bis heute ein internationaler Begriff.
Die Klappmützentaler sind interessante Zeugnisse der sächsischen Geld- und Kunstgeschichte am Beginn der Neuzeit und begehrte Sammelstücke dazu. Dass sie von Christian A. Kohl und Udo Becker auf neue, in die Tiefe gehende Weise erschlossen wurden, lässt das Buch zu einem hervorragenden Zitierwerk werden.
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