Am 23. Juni 2022 wurde im Gobelinsaal des Berliner Bode-Museums gleich neben der Ausstellung des Münzkabinetts dessen langjähriger Direktor Prof. Dr. Bernd Kluge zum Ehrenmitglied der 1843 gegründeten Numismatischen Gesellschaft zu Berlin (NGB) ernannt. Sie ist die älteste dieser Art in Deutschland, blickt auf eine lange, von Höhen und Tiefen geprägte Geschichte zurück und zählt zu ihren Ehrenmitgliedern viele "Sterne am numismatischen Himmel". Dem verdienstvollen Münzforscher und Museumsmann wurde bei dem musikalisch umrahmten Festakt die Ehrenmedaille der NGB verliehen. Die Ehrung sollte eigentlich schon kurz nach seiner Ernennung auf der NGB-Hauptversammlung am 23. Januar 2020 stattfinden, musste aber wegen der Coronapandemie zweimal verschoben werden.
In seiner Laudatio würdigte der Direktor des Berliner Münzkabinetts Prof. Dr. Bernhard Weisser seinen Vorgänger, Mentor und Freund und erinnerte an seine vielen "schwergewichtigen" Publikationen vor allem zur Münzgeschichte des deutschen Mittelalters, aber auch an seine Verdienste um die Ausrichtung des XII. Internationalen Numismatischen Kongresses 1997 in Berlin, den Umbau des Bode-Museums und die nicht einfache Zeit der damit zusammenhängende Schließung des Kabinetts, ferner an die Gestaltung von hochkarätig besetzten Ausstellungen sowie an seine Arbeit mit Münzfunden und für die Numismatische Gesellschaft zu Berlin, deren Erster Vorsitzender er lange Jahre war und deren Geschichte er erforscht und publiziert hat.
Lutz Fahron überreichte als Erster Vorsitzender der NGB Bernd Kluge die Ehrenurkunde und die mit dem Bildnis des auch für die Numismatik "zuständigen" Heiligen Eligius geschmückte Ehrenmedaille. Mit Freude nahm der Museumsdirektor a.D. die Medaille entgegen und versprach, die Gesellschaft wie bisher mit allen Kräften zu unterstützen.
Fritz Rudolf Künker, ebenso Mitglied in der NGB, erinnerte an begeisternde Begegnungen mit Bernd Kluge und betonte, dass er von ihm und aus seinen Publikationen immer viel erfahren und gelernt hat. Der Gründer des bekannten Auktionshauses in Osnabrück und Förderer des Berliner Münzkabinetts schenkte, wie er es schon früher getan hat, dem Kabinett zwei seltene Goldmünzen der preußischen Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. aus den Jahren 1728 und 1756. Kluge nahm den nach 20 Jahren wieder entdeckten Dukaten des Soldatenkönigs mit einer Art Lilie auf der Harnischplatte sowie den durch ein U statt eines V in der Umschrift auf der Vorderseite als Kriegsprägung ausgewiesenen Friedrichs d'or von Friedrich dem Großen für die Dauer der Feierstunde dankend an und gab sie dann an Bernhard Weisser weiter.
Preußische Soldaten dürften ein solches Stück kaum jemals in der Hand gehabt haben, sein Wert war mehr als das Dreifache des Monatslohns eines Grenadiers. Eher kann man sich vorstellen, dass Säckchen mit Dukaten vom König als "Schmiermittel" in diplomatischen Missionen vergeben wurden. Der hochseltene Dukat und der münzpolitisch bedeutsame Friedrichs d'or aus geringhaltigem Gold fehlten bisher in der Berliner Sammlung und sie werden demnächst in dessen Interaktivem Katalog vorgestellt und hoffentlich bald auch in der ständigen Ausstellung im Bode-Museum zu sehen sein.
Unter dem Motto "Denare und Dukaten - Warum man sich ein Leben lang mit Münzen beschäftigen kann" dankte Bernd Kluge allen Mitarbeitern des Berliner Münzkabinetts für die Zusammenarbeit sowie den Sammlern und Freunden von Münzen sowie Medaillen und allem, was in diesen Bereich fällt. Auf humorvoll-nachdenkliche Art ließ er sein als Museumsleiter, Forscher und Publizist prall gefülltes Leben Revue passieren und dankte dabei auch mit bewegten Worten seiner Frau, die die daraus resultierenden Belastungen für die Familie getragen hat. Hier brandete Beifall auf, und manch ein Zuhörer wird daran gedacht haben, wie schwierig es manchmal ist, hier Münzen und Medaillen und dort Familienleben sowie Freundschaften unter einen Hut zu bringen.
Eher durch Zufall habe er sich vor einem halben Jahrhundert an das Berliner Münzkabinett "gekettet", berichtete Kluge weiter, doch er habe es nicht bereut, sich mit "numismatischen Kinkerlitzchen" befasst zu haben, wie manche Außenstehende das im Bode-Museum und im Tresor des Berliner Münzkabinetts sowie in anderen Museen verwahrte Erbe etwas überheblich bezeichnen. Der Redner betonte, dass er selber weder Münzen noch Medaillen sammelt, ausgenommen die Ehrenmedaillen, mit denen er von deutschen und internationalen Gesellschaften ausgezeichnet wurde.
Sofern es seine Kräfte zulassen, so Kluge weiter, will er in den kommenden Jahren das Werk von Hermann Dannenberg "Die deutschen Münzen der sächsischen und fränkischen Kaiserzeit"( 4 Bände, Berlin 1876-1905), welches ihn Zeit seines Lebens begleitet hat, bearbeiten und die seither gewonnenen Erkenntnisse dort einfügen. Man darf sich also auf weitere Publikationen von Bernd Kluge freuen.
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