Die Krönung des letzten iranischen Schahs am 26. Oktober 1967 in Teheran war ein internationales Medienereignis: „41 Jahre nach der Krönung seines Vaters und 26 Jahre nach der eigenen Thronbesteigung krönt sich Mohammad Reza Pahlawi, Schah-in-Schah (König der Könige) und Aryamehr (Sonne der Arier) des Iran zum König und setzt anschließend zum ersten Mal seit der Unterwerfung Persiens im Jahre 641 durch den Islam seiner Schahbanu (Herrscherin), seiner Frau Farah Diba, eine Krone auf.“ [1] Um dem Zeremoniell die nötige Würde zu verleihen, bemühte der Schah den Glanz der jahrhundertealten Dynastie der Habsburger. Eine der Krönungsmedaillen entwarf der renommierte österreichische Medailleur Ferdinand Welz (1915–2008). Die zuerst geprägte Medaille zeigt das gestaffelte Herrscherpaar, die Erinnerungsmedaille auch den Krönungsakt. Nicht zufällig erinnert dieses Bildmotiv an die goldene Gedenkausgabe zu 100 Kronen anlässlich der Krönung von Kaiser Franz Joseph I. zum König von Ungarn genau einhundert Jahre zuvor. Die österreichische Münze gilt bis heute als eine Rarität: „Ebenfalls speziell für dieses Ereignis bestellt wurde die Krönungskutsche, die in Wien von Joseph Klickmann hergestellt wurde. Der Wagen wurde in Teilen per Flugzeug nach Teheran geschickt und dort aufgebaut. Der blau-goldene Wagen war eine Nachbildung des österreichischen Kaiserwagens, der von den Habsburgern verwendet wurde. […] Eine vergoldete Krone, eine Nachbildung der Schah-Krone, krönte die Kutsche, und in der Tür war das Wappen der kaiserlichen Familie ebenfalls in Gold gehalten.“ [2]
Ferdinand Welz [Akademie der bildenden Künste Wien]
Der österreichische Medailleur Ferdinand Welz hatte sich schon als Jugendlicher für den Beruf des Bildhauers interessiert. Nach seiner Lehre als Graveur wollte er in die renommierte Werkstatt von Prof. Josef Müllner wechseln: „Ich klopfte schüchtern an die Tür von Professor Müllner. Dieser öffnete mir, er war sehr eitel. […] Als ich ihm sagte, dass ich Graveur sei, antwortete er mir nur: ‚Ein Graveur kann kein Bildhauer werden.‘ Er drehte sich um und schloss die Tür. Ich habe mich überwunden und noch einmal angeklopft. Müllner ließ sich erweichen und ich konnte am nächsten Wochenbeginn an die Akademie kommen.“ [3] In seiner Zeit an der Allgemeinen Bildhauerschule reiste Welz mehrmals nach Deutschland, wo er unter anderem Ernst Barlach und Käthe Kollwitz kennenlernte. Bei Barlach durfte er sogar einige Wochen arbeiten. Nach dem Abschluss des Studiums erhielt Welz eine Stelle am Wiener Hauptmünzamt, wo er vor allem Prägestempel für Umlaufmünzen anfertigte. Aus dieser Zeit stammen seine Porträt- und Kalendermedaillen.
Österreich. 1 Schilling von 1967. Aluminium-Bronze, 4,2 g, 22,5 mm [NGC]
Österreich. 10 Schilling von 1987. Kupfer-Nickel plattiert, 6,2 g, 26 mm [Numista, NumisCorner]
Im Jahre 1951 erhielt Welz den Auftrag, im schwedischen Skellefteå eine bestehende Werkstatt für Silberwaren zu einer Fabrik auszubauen. Er blieb vier Jahre. Danach wurde er zum Leiter der neu geschaffenen Meisterschule für Medailleurkunst und Kleinplastik in Wien berufen. In den Folgejahren entstanden die meisten seiner Münzentwürfe. Das silberne Zehn-Schilling-Stück mit dem Porträt einer Wachauerin mit Goldhaube zeigt eine anmutige Porträtdarstellung. Solche Hauben mit eingewebten Goldfäden werden in Oberösterreich traditionell an hohen kirchlichen Festtagen getragen. Das von Welz entworfene Wappen dieser Münze wurde für die 50-Groschen-Münze übernommen, welche im Jahre 1959 die zuvor ausgeprägten Aluminiumstücke ersetzte. Für den „schweren“ Schilling aus dem Jahr 1959 entwarf Welz ein blühendes Edelweiß für die Bildseite. In den Folgejahren war Welz für die Bildseiten von Gedenkmünzen abonniert. Drei Silbermünzen zu 25 Schilling sind mit Brustbildern oder Porträts des Medailleurs versehen, nämlich das für Ferdinand Raimund von 1966, für Franz Lehr von 1970 und Max Reinhard von 1973. Die erste Gedenkmünze zu 50 Schilling von 1963 erhielt ebenfalls eine Bildseite von Ferdinand Welz. Sie zeigt die Wappenschilde von Österreich und Tirol, durch eine Kette verbunden. Zwei Jahre später folgte erneut ein Münzporträt, diesmal von Rudolf dem Stifter zum 600. Gründungstag der Universität Wien. Für die 100-Schilling-Münze „XII. Olympische Winterspiele Innsbruck 1976“ verwendete Welz ein speziell aufbereitetes Emblem der Spiele. Die 500-Schilling-Münze zum 100. Geburtstag von Anton Wildgans aus dem Jahr 1981 zeigt ein Porträt des Schriftstellers. Auch die Silbermünze zum Besuch von Papst Johannes Paul II. in Österreich von 1988 ist mit einem Porträt versehen.
Iran. Erinnerungsmedaille an die Krönung von Mohammad Reza Pahlawi von 1967. 900er Gold, 25,1 g, 38 mm [St. James’s Auctions 33/547]
Österreich. Gedenkmedaille für Bundeskanzler Julius Raab von 1964. 900er Gold, 99,8 g, 55 mm [Schoeller Münzhandel]
Welchen Anteil Ferdinand Welz an den Medaillen zur Krönung des Schahs hatte, lässt sich nicht mehr zweifelsfrei nachvollziehen. Die Bildmotive iranischer Münzen und Medaillen tragen in der Regel keine Künstlersignatur. Das gestaffelte Porträt des Herrschers und seiner Frau könnte aber durchaus von seiner Hand sein, ebenso die kunstvoll ausgearbeitete Kehrseite mit der Krönungszeremonie. Eine Vielzahl seiner Entwürfe zeigt, dass Ferdinand Welz eine besondere Vorliebe für das Porträt hatte. Schon die ersten aus seiner Lehrzeit überlieferten Arbeiten aus den Jahren 1932/33 sind Porträtdarstellungen – die seiner Eltern. An dieser Leidenschaft änderte sich bis ins hohe Alter nichts: „Da Welz zu den führenden Medailleuren Österreichs zählt, blieben auch offizielle Porträtaufträge nicht aus. So fertigte er Medaillen für die Bundespräsidenten Adolf Schärf (1959, 1960), Franz Jonas (1969), Rudolf Kirchschläger (1985), Kurt Waldheim (1986) und Thomas Klestil (1992) an.“ [4] Aus seiner Hand stammt auch eine Goldmedaille zum Ableben des legendären Bundeskanzlers Julius Raab, unter dessen Regierung der Österreichische Staatsvertrag unterzeichnet wurde, mit dem die Souveränität des Landes wiederhergestellt wurde. Anders als auf der nüchternen 50-Schilling-Münze von Hans Köttenstorfer aus 1971, zeigt diese Medaille den Verstorbenen als typischen Österreicher alten Schlages: Der gemütliche und zugleich patriarchalische Politiker saß oft im Rauch seiner Virginia-Zigarren in einem der großen Kaffeehäuser am Kanzleramt! Quellen
„Schah krönt sich“, in: Chronik des 20. Jahrhunderts. Gütersloh 1994, S. 983.
„The Imperial Coronation of Iran“, auf: fahrahpahlavi.org.
Günter Dembski, Heinz Winter: „Ferdinand Welz – ein österreichischer Medailleur des 20. Jahrhunderts“, in: Numismatische Zeitschrift, Band 115, 2007, S. 105.
Ebd., S. 116.
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