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Außergewöhnliche Sammlung von Proben und Verprägungen der BRD

Es ist eine Ironie der Numismatik, dass Sammler immer das suchen, was selten ist. Während der Liebhaber (handgeprägter) antiker Münzen die perfekte Prägung haben möchte, spezialisiert sich mancher Freund der (mittels Maschinen produzierten) deutschen Nachkriegsprägungen auf Proben und Verprägungen, also gerade auf die Stücke, die nicht so perfekt sind wie das normale Kleingeld, mit dem wir zahlen. Er argumentiert, dass man anhand dieser „fehlerhaften“ Stücke technische Details begreifen kann, die am fehlerlosen Produkt nicht nachzuvollziehen sind.


Proben

Proben bieten einen wichtigen Einblick in die Entstehung einer Münze: Mittels eines Probeabschlags wird die Qualität eines Stempel beurteilt. Vor dem Anlaufen der Massenprägung wurden im 19. und 20. Jahrhundert häufig den verantwortlichen Verwaltungsbeamten und Politikern Probeabschläge der geplanten Münze überreicht. Hin und wieder kam es dann gar nicht zur Anprägung. Die Probe mutierte zur gesuchten Rarität. Man denke nur an die Geschichte des frivolen Stirnlockenvreneli der Schweizer.

Solche Probeprägungen entwickelten sich sehr früh zum gesuchten Sammlerobjekt, so dass sie manche Münzstätte seit dem 19. Jahrhundert in größeren Mengen produzierte, um damit einen guten Gewinn zu machen. Und manch kompromissloser Sammler, der dazu über genügend politischen Einfluss verfügte, man denke nur an den ägyptischen König Faruk, ließ solche Proben eigens für sich herstellen.

Proben gibt es heute noch, auch wenn der Computer mehr und mehr eingesetzt wird, um bei bekannten Münzmateriallegierungen die Druckverteilung des Stempels schon vor der Prägung zu optimieren. Allerdings dürfen diese Proben nicht mehr verkauft werden. Wenn eine Münzstätte „Proben“ oder „Essaies“ anbietet, dann sind das nichts anderes als eine kleinere Auflage von leicht im Motiv abweichenden Stücken, die zu rein kommerziellen Zwecken produziert wurden. Dass die eine oder andere echte Probeprägung dennoch gelegentlich eine Münzstätte verlässt, hat menschliche Gründe...


Verprägungen

Im Gegensatz zur Probe ist eine Verprägung immer unbeabsichtigt. Sie ist das Produkt eines technischen Fehlers und sollte eigentlich während der immer schärfer werdenden Kontrollen vor dem Verpacken und dem Versand zur Deutschen Bundesbank aus dem Verkehr gezogen worden sein. Dass trotzdem immer wieder Fehlprägungen im Umlaufgeld zu entdecken sind, freut viele Sammler. Von einigen weiß man, dass die Ehefrau jeden Abend ihren Geldbeutel entleeren muss, damit gemeinsam nach eventuellen Seltenheiten gefahndet werden kann.

So ein außergewöhnliches Ensemble, wie es unter der Losnummer 5566 in der kommenden Auktion Künker 309 am 19. Juni 2018 versteigert wird, kann allerdings niemand aus dem alltäglichen Umlaufgeld fischen. Es handelt sich um eine der spektakulärsten Sammlungen von Proben und Verprägungen, die jemals auf dem freien Markt angeboten wurde.


Die neuen Münzen der jungen Bundesrepublik

Als der ägyptische König Faruk wegen eines Goldabschlags des ersten Pfennigs der jungen Bundesrepublik anfragte, wurde dieser für ihn selbstverständlich angefertigt. Er blieb nicht die einzige Gefälligkeitsprägung. Jaeger kennt in der 25. Auflage von 2017 auch klippenförmige Abschläge vom 5-Pfennig-Stück 1949 F in verschiedenen Legierungen.



Bis jetzt noch nicht im Jaeger verzeichnet ist diese Reihe von silbernen, einseitigen Abschlägen von den Pfennigstücken der ersten Generation. In der Sammlung sind jeweils zwei einseitige Silberabschläge vom 1-, 2-, 5- und 10-Pfennig-Stück vorhanden, eine spektakuläre Reminiszenz an das früheste Geld der Bundesrepublik Deutschland.


5 DM 1965 auf einer 2 Pfennig-Kupferronde

Relativ leicht ist zu verstehen, wie diese Fehlprägung zustande kam: Die kupferne Ronde eines 2 Pfennig-Stücks war in den Behälter mit den silberhaltigen Ronden für das 5-DM-Stück geraten. Sie wurde wie alle anderen Ronden zwischen Ober- und Unterstempel der Münzpresse transportiert und gepresst. Dass sie wesentlich kleiner war als alle anderen, sieht man nicht nur an der mangelhaften Ausprägung des Motivs, sondern auch an dem völligen Fehlen einer Randinschrift.

Dass so eine Prägung entsteht, ist nicht überraschend, dass sie aber die strengen Kontrollen passierte, grenzt an ein Wunder, auch wenn man 1969 noch „nur“ mit dem menschlichen Auge aussortierte.

Bislang war nur ein einziges Exemplar dieser Fehlprägung bekannt.


Raiffeisen in Messing

Um eine echte Stempelprobe dürfte es sich bei dem Abschlag zur Gedenkmünze 1968 „Friedrich Wilhelm Raiffeisen“ in Messing handeln. Mittels solcher Abschläge wurde getestet, ob der Druck über den Stempel gleichmäßig verteilt wird oder ob es an bestimmten, besonders belasteten Stellen zu Stempelrissen kommt.


Randstabsprobe

Aus genau solchen technischen Gründen war es nicht möglich das neue 5-DM-Stück, das erstmals 1975 erschien, so auszugeben, wie der Künstler es eigentlich entworfen hatte. Der stark überhöhte, unregelmäßig dicke Rand ließ sich in der Massenprägung nicht herstellen. Er hätte einen zu hohen Stempelverschleiß bedeutet. Deshalb wurde der Randstab in der folgenden Massenprägung niedriger und gleichmäßiger.

Es existieren Proben, die den eigentlich geplanten Randstab zeigen, und zwar zu 5 DM 1975 D, G, F und J. Drei davon, nämlich D, G und F, sind in der bei Künker angebotenen Sammlung enthalten.


Probe 10 Euro 2011 „Frauenfußball-Weltmeisterschaft“

Nur wenige Proben haben die Münzstätten seit der Umstellung auf den Euro verlassen. Eine davon ist das Stück, das 2011 auf die Frauenfußball-Weltmeisterschaft ausgegeben wurde. Auf ihnen wird das Wort Frauenfußball mit einem Bindestrich geschrieben: FRAUEN-FUSSBALL. Obwohl diese Münzen aus Silber sind, tragen sie nicht die Feinangabe, so dass wir wissen, dass sie mit dem ursprünglich für die Umlauf-Gedenkmünze vorgesehenen Stempel geprägt wurden. Erst angesichts der Proben wurde entschieden, den optisch unschönen Bindestrich in der Legende zu entfernen.

Auf die vorgestellte Sammlung von Proben und Verprägungen der BRD, die Künker in der Auktion 309 anbietet, könnte wohl jedes deutsche Museum stolz sein. Es lohnt sich also, die Losnummer 5566 in der Künker-Auktion 309 genauer anzusehen. Das Lot weist museale Qualitäten auf. Der Ausruf wurde für die ca. 330 Stück mit 10.000 Euro angesetzt. Dass dieses Lot dafür nicht zu haben sein wird, dürfte aber auch klar sein.

Hier kommen Sie direkt zu der Losnummer und ihrer Beschreibung.

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