Die Namensänderung geht auf Ludwig I. zurück, der seinen Sohn Otto als König nach Griechenland schickte
König Ludwig I. von Bayern war ein großer Verehrer von allem, was mit griechischer Kunst, Geschichte und Kultur zusammenhängt. Gleich nach seiner Thronbesteigung im Jahr 1825 ordnete er an, dass die von ihm beherrschte Monarchie nicht mehr Baiern heißen soll, sondern Bayern. Der Ersatz des Buchstaben „i“ durch ein „y“ wird als Ausdruck des von dem kunstsinnigen und baufreudigen König praktizierten Philhellenismus gewertet. Seine Liebe zu den alten Griechen oder, wie man auch sagte, zu den Hellenen, führte dazu, dass Bauten in München und anderswo in der Art antiker Tempel errichtet wurden. Berühmte Beispiele für die Rückbesinnung auf die Antike sind im Land der Bajuwaren die auch auf Münzen und Medaillen abgebildete Walhalla auf einem Berg bei Donaustauf, das Siegestor und die Feldherrnhalle in München sowie weitere Glanzleistungen des in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Architektur und bildenden Kunst erblühenden Klassizismus.
Bild 1 und 2) König Maximilian I. Joseph regierte über “Baiern“, sein 1825 auf den Thron gelangter Sohn Ludwig I. fand Bayern besser.
Die Umstellung von „Baiern“ auf „Bayern“ erfolgte auf einem 1825 in München zur Thronbesteigung Ludwigs I. geprägten Geschichts-Konventionstaler und wurde konsequent bis zum Ende der Monarchie 1918 und darüber hinaus fortgesetzt. Als ein paar Jahre später für das von der Türkenherrschaft befreite Griechenland ein Staatsoberhaupt gesucht wurde, konnte der noch jugendliche Prinz Otto von Bayern dort als König den Thron in Athen besteigen. Dieser Staatsakt war für Ludwig I. so wichtig, dass er ihn 1832 auf einem seiner vielen Gedenktaler feiern ließ.
Bild 3) Die Walhalla und die Feldherrnhalle hat Ludwig I. auf seinen Geschichtstalern von 1842 und 1844 als Symbole für den Sieg in den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 über das napoleonische Frankreich verewigt, das Bayern in fünf Kriege verwickelt hatte.
Als Prinz Otto 1832 den griechischen Thron bestieg, war er erst 16 Jahre alt und stand daher noch unter Vormundschaft. Erst 1834 war er voll regierungsfähig. Auf sein hohes Amt war er ungenügend vorbereitet, doch standen ihm Berater zur Seite, die ihm sagten, was er zu tun hat. Außerdem war er von jenen Mächten abhängig, die ihm die Königskrone verschafft hatten, kein gemütlicher Gedanke für den selbstbewussten Herrscher. Dass die bayerischen Farben Weiß und Blau auch die griechischen Landesfarben wurden, war kein Zufall, sondern vom König so gewollt. Bei seiner Ankunft fand Otto I. ein vom Krieg verwüstetes Land vor, das keineswegs den verklärten Vorstellungen der bayerischen Griechenlandliebhaber mit Ludwig I. an der Spitze entsprach. Dessen ungeachtet bestimmte der neue Herrscher Athen zur Hauptstadt. Dies geschah, obwohl in der ziemlich herunter gekommenen Metropole vom Glanz der Antike so gut wie nichts mehr zu spüren war. Vom bauwütigen Vater und seinen Architekten inspiriert, verlieh Otto I. jedoch seiner Hauptstadt ihre bis heute sichtbare städtebauliche und architektonische Gestalt. Hin und wieder ist im Fernsehen das ehemalige Königsschloss, das heute Sitz des griechischen Parlaments ist, zu sehen.
Bild 4) Hinter der riesigen Bavaria auf der Münchner Theresienwiese, die als Schauplatz des Oktoberfestes weltberühmt ist, erhebt sich eine Halle, in der berühmte Bayern geehrt werden.
König Otto I. von Griechenland war der zweitgeborene Sohn von Ludwig I., der 1848 wegen seiner Liebesaffäre mit der Tänzerin Lola Montez die Krone seinem Sohn Maximilian II. übergeben musste, was die Prägung eines seltenen Geschichtstalers wert war. Der Bayer nutzte nach dem Ende des griechischen Unabhängigkeitskriegs gegen die Türken die Gunst der Stunde, um den noch minderjährigen Otto auf den Thron der Hellenen zu hieven. Die damaligen Großmächte England, Frankreich und Russland hatten ein starkes Interesse an geordneten Verhältnissen in dem seit dem 15. Jahrhundert von den Türken beherrschten Griechenland, das durch eine in London getroffene Übereinkunft zum unabhängigen Königreich erklärt wurde. Ludwig I. willigte für Otto unter der Voraussetzung ein, dass die beteiligten Großmächte dem Land eine Anleihe von 60 Millionen Francs als Aufbauhilfe garantierten. Sein Sohn erhielt weiter die Apanage eines bayerischen Prinzen und kam mit einem Korps von 3500 Bayern nach Griechenland. Otto verließ München am 6. Dezember 1832 und landete drei Monate später an Bord einer englischen Fregatte im Hafen von Nauplia (Nafpolio).
Bild 5) Ludwig I. von Bayern „hievte“ seinen Sohn Otto auf den Königsthron in Athen und förderte im Rahmen seiner Möglichkeiten seine Entwicklung und die Wiedergeburt der griechischen Monarchie. Ottos Herrschaft sah Höhen und Tiefen, am Ende musste der Wittelsbacher das Land verlassen und starb 1867 im Bamberger Exil.
Bild 6 und 7) Der bayerische Stempelschneider Carl Voigt schuf nicht nur die Geschichtstaler von Ludwig I., sondern auch die Werkzeuge für dieses silberne Fünf-Drachmen-Stück von 1844 mit dem Kopf Ottos I. von Griechenland und dem gekrönten Landeswappen sowie weitere Münzen dieses Monarchen.
Bild 8 und 9) König Otto von Griechenland nimmt auf der griechisch beschrifteten Medaille von 1834 aus Kupfer die Königskrone an, die ihm Abgesandte seiner neuen Untertanen reichen. Die Silbermedaille daneben aus dem gleichen Jahr feiert mit einer antikisierenden Allegorie die Wiedergeburt Griechenlands.
Wenn die Griechen an Otto von Bayern denken, tun sie es mit einiger Dankbarkeit, vergessen gern die Querelen, die mit seiner Regentschaft verbunden waren. Er war maßgeblich am Aufbau der Staatsverwaltung, der Organisation eines modernen Bildungs- und Gesundheitswesen und der Erschließung von Verkehrswegen beteiligt. Doch richtig heimisch wurde er in seinem Königreich nie. Der König der Hellenen wird als pflichtbewusster, aber wenig durchsetzungsfähiger Mann geschildert, der sich erst von bayerischen, alsbald jedoch von griechischen Politikern beraten, nach Kräften bemühte, die Probleme des vernachlässigten Landes zu lösen. Otto passte sich den Bräuchen und Sitten seiner Untertanen an, deren Sprache er schnell erlernte. Er legte die Grundlagen einer an Bayern orientierten modernen Staatsverfassung und -verwaltung sowie eines neuzeitlichen Rechts-, Bildungs- und Verkehrssystems. Seine Weigerung, zum orthodoxen Glauben zu konvertieren, seine Kinderlosigkeit und sein mangelndes Verständnis für demokratische Forderungen seiner Untertanen einerseits und die schwierige politische und wirtschaftliche Lage des Landes andererseits bereiteten den Nährboden für Verschwörungen gegen ihn. Der Mann aus Bayern genügte offenbar nicht den hohen Erwartungen, die die Griechen an ihr Oberhaupt stellten. So kam es 1862 zu einem Aufstand, an dessen Ende der Wittelsbacher seine Krone niederlegen musste. Otto I. und seine Gemahlin Amalie kehrten nach Bayern zurück und machten Bamberg zu ihrem Wohnsitz. Der Ex-König starb 1867 und wurde in der Münchner Theatinerkirche bestattet.
Helmut Caspar
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