Friedrich II. (1194–1250) aus dem Geschlecht der Staufer war der Sohn von Kaiser Heinrich VI. und Enkel von Friedrich I. Barbarossa und von König Roger II. von Sizilien. Obwohl Friedrich auf Drängen seines Vaters schon 1196 zum Römischen König gewählt worden war, wurde seine Thronfolge nach dem Tod seines Vaters (1197) nicht anerkannt. Seine Mutter Konstanze ließ ihn 1198 als Friedrich I. zum König von Sizilien krönen und stellte ihn bis 1208 unter die Vormundschaft von Papst Innozenz III. Der Papst unterstützte die Wahl Friedrichs zum Gegenkönig in Deutschland (1212), sodass Friedrich nach Beendigung des römisch-deutschen Thronstreits 1215 in Aachen zum zweiten Mal zum Römischen König gekrönt wurde. Als Gegenleistung für die päpstliche Hilfe musste Friedrich große Teile Mittelitaliens an den Kirchenstaat abtreten und auf die Beeinflussung der Bischofswahlen und Spolien- und Regalienrechte in der Kirche verzichten. Außerdem sollte er das Königreich Sizilien seinem Sohn Heinrich überlassen. Friedrich aber ließ Heinrich 1220 in Frankfurt am Main zum König wählen, kehrte selbst nach Italien zurück und wurde am 22. November 1220 in Rom als Friedrich II. zum Kaiser gekrönt.
Sein Versuch, die Kaisergewalt in Oberitalien wiederherzustellen, schlug jedoch fehl und ließ den „latenten“ Konflikt mit dem Papsttum offen in Erscheinung treten. Besonders verübelte ihm Papst Gregor IX. die Tatsache, dass Friedrich bei seiner Krönung in Aachen gelobt hatte, einen Kreuzzug zu führen, diesen aber mehrfach verschoben hatte. 1227 hatte die Geduld des Papstes ein Ende und er verhängte einen Kirchenbann über Friedrich. 1228/29 richtete Friedrich diesen Fünften Kreuzzug dann aus und begab sich ins Heilige Land. Da Friedrich ein geschickter Diplomat und Taktierer war, gelang es ihm, im Februar 1229 mit Sultan Al-Kamil in Kairo einen Vertrag zu schließen, in dem der Sultan ihm die heiligen Stätten kampflos überließ. Anschließend krönte sich Friedrich selbst zum König des Königreichs Jerusalem. 1231 löste der Papst den Kirchenbann gegen Friedrich nach Vermittlung durch die Reichfürsten. Nachdem Friedrich seine imperialen Ziele in Oberitalien allerdings erneut verfolgte, belegte ihn der Papst 1239 wieder mit dem Bann. Doch Friedrich brachte ungeachtet dessen weite Teile Italiens unter seine Kontrolle. Das Verhältnis zum Papsttum besserte sich aber auch unter Innozenz IV., dem Nachfolger Gregors, nicht. Der Machtkampf ging bis zum Tode Friedrichs II. 1250 weiter, blieb aber trotz allem unentschieden, da Friedrich letztlich nicht niedergerungen werden konnte und an seinem „imperialen Sendungsauftrag“ bis zum Schluss festhielt.
Friedrich II. mit seinem Falken. Aus der illuminierten Handschrift von „De arte venandi cum avibus“,
Cod. Pal. Lat. 1071, fol. 1v (Süditalien, 1258–1266). Standort: Bibliotheca Apostolica Vaticana
[Digitalisat der UB Heidelberg]
Kaiser Friedrich II. war hochgebildet, interessierte sich für Mathematik, Philosophie und Naturwissenschaften, sprach mehere Sprachen und stand in Verbindung mit arabischen Gelehrten. Sein Hof in Palermo wurde durch ihn zum kulturellen Mittelpunkt. Das von ihm verfasste Buch über die Falkenjagd („De arte venandi cum avibus“ [Von der Kunst, mit Vögeln zu jagen]) gilt bis heute als frühes Meisterwerk der naturwissenschaftlichen Beobachtung. Seine Zeitgenossen schätzten seine außerordentliche und überragende Persönlichkeit so sehr, dass sie ihn schon zu seinen Lebzeiten als „stupor mundi“ („Staunen der Welt“) bezeichneten. Nach seinem Tod spalteten sich die Geister jedoch. Während ihn seine Anhänger als künftigen Retter der Welt erwarteten, fürchteten ihn seine Gegner als Antichrist, der am Ende der Zeit kommen wird.
Da Sizilien unter Friedrich II. eine aufstrebende Wirtschaftsmacht war und sein Fernhandel von immenser Bedeutung für die Insel und den königlichen Hof, veranlasste Friedrich die Emission goldener Augustalis-Münzen zu 7 ½ Tari = 1 Augustalis.
Königreich Sizilien, Kaiser Friedrich II. (1220–1250). Augustalis (nach 1231).
Gold, 5,26 g, 20 mm. Münzstätte Brindisi [F. R. Künker, Auktion 163/44]
Dieser zeigt vorderseitig die nach rechts gewandte drapierte Büste des Kaisers mit Lorbeerkranz. Während der Mantel von einer Scheibenfiebel am Hals zusammengehalten wird, ist das Untergewand am Oberarm mit einer breiten Borte oder mit einem Armreif verziert. Die kurzen Haare enden über der Stirn in kleinen kunstvoll angeordneten Locken. Die Münzumschrift lautet: IMP(erator) ROM(anorum) – CAESAR AVG(ustus).
Rückseitig sehen wir einen majestätisch anmutenden Adler mit offenen Schwingen, kräftigen Fängen und einem eindrucksvollen Schnabel am nach rechts gewandten Kopf und lesen + FRIDE–RICVS. Beide Bildmotive werden zudem von einem Perlkreis umrundet.
Enstanden sind diese schönsten Goldmünzen des Mittelalters, die zweifellos aus der Masse der sonstigen Goldprägungen ihrer Zeit herausragen, nach Friedrichs Rückkehr aus Jerusalem (1229) im Rahmen einer Neuordnung der Verhältnisse im Königreich Sizilien. Geprägt wurden die neuen Augustales-Stücke in Brindisi und Messina. Welche Münze aus welcher Münzstätte kommt, kann jedoch nur anhand diverser Beizeichen auseinandergehalten werden. Vergegenwärtigt man sich, dass diese erwähnten Goldmünzen aus Sizilien in Goldgewicht und Feingehalt kompatibel waren mit den byzantinischen Hyperpyra und den hafsidischen Doppeldinaren, dann wird schnell klar, wieso ausgerechnet ihr Einsatz den Fernhandel wesentlich erleichterte. Zwar sind auch halbe Augustales bekannt, allerdings sind diese deutlich seltener.
Nun wurde das Kaiserporträt wegen seiner Ähnlichkeit mit Münzen des Augustus und mit Münzen Konstantins des Großen bisweilen als „antikisierend“ bezeichnet, wenngleich auch schon die Karolinger ähnliche Münzporträts – allerdings vorwiegend in Silber – fertigten. Der Adler wiederum ist zwar auch ein antikes Herrschaftssymbol, dürfte hier aber wohl eher als kaiserlicher Wappenvogel verstanden werden, zumal der Adler schon von Friedrichs Großvater, Friedrich I. Barbarossa, zum Wappen der staufischen Herrscherdynastie erkoren wurde.
Übrigens betrug die Taxe (der Schätzpreis) dieses Goldstücks 2010 in der Künker-Auktion 10.000,– Euro, der Zuschlag erfolgte dann bei 30.000,– Euro.
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