Als ich am 30. Januar unmittelbar nach der Eröffnung der World Money Fair am Stand des Battenberg Bayerland Verlages vorbeikam, winkte mich dessen Geschäftsführer Josef Roidl heran: "Wollen Sie im Blog ein Gewinnspiel veranstalten und einmal in unsere Schatzkiste greifen?" Ich war sofort dabei, fotografierte Josef Roidl und die nun vor mir stehende Kiste.

"Schatzkiste" am Messestand
Foto: Kreutzer

Inhalt der "Schatzkiste"
Foto: Kreutzer
Als ich hineingriff, versuchte ich einige interessante Silbermünzen herauszufischen. In drei Fällen lag ich richtig. Die italienischen und niederländischen Umlaufmünzen, die ich in der Hand hielt, waren aus Silber. Ebenso eine österreichische Gedenkmünze. Lediglich bei einer französischen und einer spanischen Umlaufmünze lag ich daneben. Die französische Münze war vor dem Zweiten Weltkrieg aus Silber geprägt worden. In der Nachkriegszeit wurde sie jedoch in einer Kupfer-Nickel ausgegeben. Die spanische Münze aus der Zeit von Francisco Franco besteht aus derselben Legierung. Ein ähnlich aussehendes Stück, das einige Jahre später erschien, war aus Silber. An dem Gewinnspiel, das am 10. Februar zu den fünf ausgewählten Münzen im Blog unter "Aktuelles" eingestellt wurde, beteiligten sich überraschenderweise mehrere hundert Abonnenten. Vor einigen Tagen wurde im Verlag der Gewinner gezogen: Paul F. aus Obergurig. Glückwunsch! Ihm werden die Münzen nun zugesandt. Nachfolgend werden sie inklusive der richtigen Lösung im Detail vorgestellt.
Münze Nr. 1) Die italienische Kursmünze wird auf der Website eines Händlers, der italienische Münzen vorstellt, als "eine der schönsten europäischen Umlaufmünzen nach dem Zweiten Weltkrieg" bezeichnet. Ab 1958 bis 1967 wurde sie in hohen Millionenauflagen geprägt, danach nur noch in Sets für Sammler. Pietro Giampaoli war der Medailleur. Richtig war also Antwort b.
500 Lire (Italien, 1958-2001, 835er Silber, 11 Gramm, 29 mm)
Foto: Battenberg Bayerland Verlag
Eine griechische Firma verkauft die Münze sogar als Anhänger mit sorgfältig ausgesägten Motiven. Münzsammlern bleibt angesichts dessen oft der Mund offen stehen: "Wunderschöner Anhänger einer 500-Lire-Münze aus dem Jahr 1958". Der Kunde kann wählen, ob er die umgearbeitete Münze lieber mit einem Lederband oder einer Kette aus 925er Silber tragen will.

"Ich war mal eine Münze ..."
Bildquelle: Etsy, GGCoinJewellry
Münze Nr. 2) Der silberne Rijksdaalder mit dem Porträt von Königin Juliana wurde von 1959 bis 1964 jedes Jahr millionenfach geprägt, danach noch einmal im Jahr 1966. Im Jahr 1969 wurde das Münzmaterial auf Nickel umgestellt. Richtig war also Antwort c. Die Münze besticht vor allem durch das anziehende Porträt der Königin und das plastische Wappenrelief.
2 1/2 Gulden (Niederlande, 1961, 720er Silber, 15 Gramm, 33 mm
Foto: Battenberg Bayerland Verlag
Medailleur war Ludwig Oswald Wenckebach (1895-1962). Der Künstler ist in jungen Jahren als Maler bekannt geworden. Ab 1948 gestaltete er zahlreiche Münzen und Medaillen. Als Bildhauer entwarf er auch niederländische Denkmäler, insbesondere Kriegsdenkmäler.

Oswald Wenckebach um 1913
Bildquelle: Wikimedia, Ronn
Münze Nr. 3: Der Schillng wurde nach dem Ersten Weltkrieg unter Bundeskanzler Ignaz Seipel eingeführt. Richtig war also Antwort a. Die Gedenkmünze zu 50 Schilling aus dem Jahr 1978 erschien anlässlich des 150. Todestages von Franz Schubert. Es war die letzte österreichische Gedenkmünze mit diesem Nennwert. Danach kamen nur noch zu 100 und 500 Schilling heraus, Der Entwurf der Bildseite stammt von Alfred Zierler (1933-2024) vom Wiener Hauptmünzamt.
50 Schilling (Österreich, 1978, 640er Silber, 20 Gramm, 34 mm)
Foto: Battenberg Bayerland Verlag
Die Urfassung der Vorderseite mit den Wappen der Bundesländer hat Edwin Grienauer für die erste österreichische Gedenkmünze der Nachkriegszeit entworfen. Sie erschien zum 100. Todestag von Franz Schuibert im Jahr 1928. Der überarbeitete Entwurf ist ebenfalls von Grienauer.
2 Schilling (Österreich, 1928, 640er Silber, 12 Gramm, 29 mm)
Bildquelle: Ebay, Authentic Ancient Greek Roman Coins
Münze 4) Nach dem Ersten Weltkrieg schien Wert des französische Franc ins Bodenlose zu fallen. Erst mit der Reform von Raymond Poincaré aus dem Jahr 1926 konnte er wieder stabilisiert werden. Die Ersatzmünzen der Nachkriegszeit wurden von Silbermünzen abgelöst. Diese Münzen sind von Pierre Turin im Art-Decó-Stil gestaltet worden. Richtig war also Antwort c.
10 Francs (Frankreich, 1946, Kupfer-Nickel, 7 Gramm, 26 mm)
Foto: Battenberg Bayerland Verlag
Mit dem Zweiten Weltkrieg fiel der Franc jedoch einer neuerlichen Inflation anheim. Die zwuischen 1945 und 1949 geprägten Münzen zu zehn und 20 Francs sehen zwar genauso aus wie ihre silbernen Vorgänger, bestehen aber aus einer Kupfer-Nickel-Legierung. Pierre Turin hat neben den Münzen übrigens auch zahlreiche zauberhafte Art-Decó-Medaillen entworfen.
Medaille (Musees Nationaux, Frankreich, 1929, Pierre Turin, Bronze, 108 mm)
Bildquelle: Ebay, Medallic Gallery
Münze 5) Die spanische Umlaufmünze zu 50 Pesetas ist mit dem Jahr der Erstausgabe versehen. Das jeweilige Prägejahr ist im links stehenden Stern auf der Rückseite erkennbar. Der Entwurf der Vorderseite stammt von dem namhaften spanischen Bildhauer und Medailleur Mariano Benlliure Gil (1862-1947). Die Rückseite von Teodoro Miciano Becerra (1903-1974) zeigt das Wappen von Spanien mit dem Adler des Heiligen Johannes im Flug mit Joch und Pfeilen darunter.
50 Pesetas (Spanien, 1957 (1958), Kupfer-Nickel, 12,5 Gramm, 30 mm)
Foto: Battenberg Bayerland Verlag
Nur einmal wurde versucht, mit einer silbernen Umlaufmünze das Vertrauen in die Peseta zu stärken. Das war im Jahr 1966. Richtig war also Antwort b. Die Stempel zu der unten abgebildeten Silbermünze aus dem besagten Jahr sind von Manuel Marin Jimeno geschnitten worden. Der Entwurf des Porträts auf der Vorderseite stammt von dem Bildhauer Juan de Ávalos y Taborda.

100 Pesetas (Spanien, 1966, 800er Silber, 19 Gramm, 34 mm)
Bildquelle: Kölner Münzkabinett
Zwei der Münzen habe ich in letzter Zeit übrigens in Sammlungen gesehen. Ein Sammler aus meinem Bekanntenkreis trägt seit einiger Zeit moderne Talervarianten aus der Neuzeit zusammen. Da darf ein silberner "Rijksdaalder" aus den Niederlanden nicht fehlen. Ein anderer sammelt österreichische Gedenkmünzen. Das umfangreiche Sammelgebiet der Schilling-Gedenkmünzen von 1928 bis zur Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung und ist nicht nur aufgrund des Silberwertes interessant, sondern auch wegen der künstlerisch vielfältigen Motive.
Dietmar Kreutzer
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