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Dietmar Kreutzer

Württembergs Münzen: Die Eskapaden von König Wilhelm I.

Die Dynastie der Württemberger geht auf die 1081 erstmals genannten Herren von Wirdeberch im Stammesherzogtum Schwaben zurück. Ein verbliebener Stein der Stammburg datiert auf das Jahr 1083. Im 12. Jahrhundert zu Grafen befördert, gelang es den Württembergern, ihr Territorium durch Kriege, gute Heiratspolitik und Zukäufe zu erweitern. Graf Eberhard V. im Bart (reg. 1457/1482-1496) gelang es, das zeitweise geteilte Territorium zu einem Herzogtum zusammenzuführen. Unter Herzog Ulrich (reg. 1503-1519 und 1534-1550) kam es zu einer Reihe öffentlicher Skandale. Kaiser Maximilian I. verhängte die Reichsacht über ihn. Herzog Eberhard Ludwig (reg. 1693-1733) baute sich mit der Ludwigsburg eine neue Residenz. Die „Zweitheirat“ mit seiner Mätresse Wilhelmine von Graevenitz im Jahr 1707 löste einen Skandal wegen Bigamie aus. Der Kaiser musste schlichten. Nachfolger Carl Alexander (reg. 1733-1737) suchte wegen der erdrückenden Schuldenlast nach Möglichkeiten, an frisches Geld zu kommen. Dabei verfiel er auf Joseph Süß Oppenheimer, einen jüdischen Geschäftsmann. Die Wahl mündete in einen Skandal um minderwertiges Geld. Die Hinrichtung des „Sündenbocks“ änderte an den Verhältnissen bei Hofe jedoch wenig. Auch unter Herzog Carl Eugen (reg. 1737-1793) wurde weiter auf Pump gefeiert und ein Schloss nach dem anderen errichtet. Selbst im 19. Jahrhundert unter Wilhelm I. wollten die zahlreichen Skandale im von Napoleon zum Königreich beförderten „Ländle“ nicht enden.

Wilhelm I. als Kronprinz (um 1815). [Bildquelle: Artaria, Mansfeld]

König Wilhelm I. (reg. 1816-1864) war schon als junger Mann ein Heißsporn. Mit seiner bürgerlichen Geliebten floh er 1805 vom Hofe des „Dicken Frieder“ nach Paris. Zwei Jahre später kehrte er reumütig nach Stuttgart zurück, bewährte sich als Offizier im Befreiungskrieg gegen Napoleon. Seine erste Ehe mit einer bayerischen Prinzessin scheiterte. Seine zweite Frau Katharina Pawlowna, eine Schwester des russischen Zaren, litt unter der Untreue ihres Mannes: „Gesundheitlich bereits angegriffen, fuhr Katharina bei scheußlichstem Winterwetter aufgrund eines Gerüchts zum Gestüt nach Schamhausen. Wie befürchtet, traf sie dort ihren Mann mit einer Geliebten an. Eine Woche später, am 9. Januar 1819, erlag Katharina einer an sich harmlosen Erkältung. Die Aufregung um die Treulosigkeit ihres Mannes dürfte einen tödlichen Hirnschlag verursacht haben.“ (Das Haus Württemberg, Augsburg 2001, S. 47) Die dritte Ehe Wilhelms mit einer württembergischen Cousine konnte den Frauenheld auch nicht zähmen. Auf Reisen nach Italien traf sich der König mit Blanche La Fleche, einer früheren Mätresse von Jérôme Bonaparte. Wenig später wandte er sich Amalie von Stubenrauch zu, einer Schauspielerin am Stuttgarter Hoftheater. In ihr fand er endlich eine passende Geliebte. Politisch gelang es Wilhelm I. im Jahr 1819, eine relativ fortschrittliche Verfassung für das Land durchzusetzen. Wirtschaftlich blieb Württemberg aber rückständig. Das Augenmerk der Regierung lag viel zu lange allein auf der Landwirtschaft. Die einseitige Wirtschaftspolitik erwies sich als unzeitgemäß: „Erst als die Erwerbslosenziffer trotz jährlicher Auswanderung von 10.000 bis 11.000 Menschen bedrohlich für die Sicherheit des Staates wurde, beschloss die württembergische Regierung den Bau einiger Eisenbahnlinien (ab Juni 1844).“ (Hans Schwenke: Die Münzen des Königreichs Württemberg 1806-1871, Berlin 1968, S. 74) Zwei Missernten mit Hunger und Inflation brachten die Revolution von 1848 auch nach Württemberg.

Kronentaler (Wilhelm I., 1833, Handelsfreiheit, 868er Silber, 29,5 Gramm, 38 mm). [Bildquelle: Dom Aukcyjny Numimarket, Auktion 4, Los 693]
4 Dukaten (Wilhelm I., 1841, 25. Regierungsjubiläum, 986er Gold, 14,0 Gramm, 30 mm). [Bildquelle: Münzenhandlung Möller, Aktion 63, Los 1407]

Der wirtschaftlichen Misere in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts versuchte die Regierung unter anderem mit einer Währungsreform zu begegnen: „Dringend notwendig wurde die Vereinheitlichung der Maße, Gewichte und vor allem der Währungen. Die Unterschiedlichkeit der Währungen mit ihrem komplizierten Zahlungs- und Verrechnungsmodus standen der Entwicklung des einheitlichen deutschen Marktes hindernd im Wege. […] Gerade deshalb war für Süddeutschland, insbesondere Württemberg, mit seinen vielerlei Währungen, eine Neuregelung und Vereinheitlichung des Währungswesens unumgänglich.“ (Ebenda, S. 59) Als erster Versuch kann die Prägung der badischen Gulden von 1821 gesehen werden, mit denen das Chaos der Talermünzen und ihres schwer durchschaubaren Verhältnisses zum sogenannten Rechnungsgulden beseitigt werden sollte. Württemberg schloss sich 1824 diesem Experiment des Großherzogtums Baden an. Die Stuttgarter Münze prägte zwei Jahre lang silberne Gulden und Doppelgulden sowie dazu passendes Kleingeld zu 12 und 24 Kreuzern. Als Handelsmünzen kamen erstmals 10- und 5-Gulden-Stücke aus Gold heraus. Auf wenige Territorien beschränkt, konnten sich die neuen Geldstücke aber nicht durchsetzen. Im Münchner Münzvertrag einigten sich Bayern, Württemberg, Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau und Frankfurt/Main deshalb im Jahr 1837 auf ein einheitliches Grundgewicht sowie einen einheitlichen Münzfuß - den 24 1/2-Gulden-Fuß. Die auf der Basis dieser Vereinbarung geprägten Gulden wurden einheitlich gestaltet. Ein Jahr später gelang mit dem Dresdner Münzvertrag ein erster Schritt in Richtung eines gesamtdeutschen Währungssystems. Als Vereinsmünze wurde der Doppeltaler im Wert von 3 ½ Gulden eingeführt. Die alten Kronentaler blieben noch einige Jahre im Umlauf. Erst 1845 wurden sie außer Kurs gesetzt und durch vergleichbare Zwei-Gulden-Stücke ersetzt. Bis Ende 1849 sind mehrere Millionen dieser Kronentaler eingeschmolzen worden. Eine weitere Neuerung ergab sich aus dem Wiener Münzvertrag, der 1857 zwischen den deutschen Zollvereinsstaaten, dem Kaisertum Österreich und dem Fürstentum Liechtenstein geschlossen wurde. Auf der Grundlage des Zollpfundes gab es in Württemberg nun auch einfache Vereinstaler.

Doppeltaler (Wilhelm I., 1842, 900er Silber, 37,1 Gramm, 41 mm). [Bildquelle: WAG Online Aktion 97, Los 1384]
2 Gulden (Wilhelm I., 1848, 900er Silber, 21,2 Gramm, 36 mm). [Bildquelle: H. D. Rauch, E-Auktion 32, Los 103]

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