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Anhaltende Diskussion: Preise für DM-Gedenkmünzen bleiben im Keller!

Dietmar Kreutzer

Als Herbert Rittmann im Herbst 1985 die Arbeit an seinem Standardwerk Deutsche Geldgeschichte seit 1914 (München 1996) abschloss, war die Welt noch in Ordnung. Die ersten vier Gedenkmünzen der Bundesrepublik, die ab 1953 in Auflagen von je 200.000 Exemplaren erschienen, wurden als Raritäten gehandelt: "Heute (1985) kosten diese Stücke in Stempelglanz zwischen 1.800 DM (Germanisches Museum) und 1.100 DM (Eichendorf), in den Spiegelglanz-Ausführungen gut das Dreifache; es sind unverhältnismäßig hoch bezahlte Seltenheiten geworden." Rittmann bezog sich dabei auf die Rubrik "Preistrend" der Zeitschrift Geldgeschichtliche Nachrichten vom März 1985. Die seit den sechziger Jahren zum Volkssport gewordene Sammeln hatte dazu geführt, dass die Auflagen der Gedenkmünzen kontinuierlich stiegen. Mit der vierten Prägung (Fichte, 1964) erreichte die Auflage eine halbe Million Stück, mit der fünften (Leibnitz, 1966) bereits zwei Millionen Exemplare. Einige Jahre später (1971) kamen neue Gedenkausgaben bereits auf acht Millionen Stück. Anlässlich der Olympischen Spiele in München von 1972 erschienen silberne Zehn-Mark-Stücke in einer Gesamtauflage von 100 Millionen Stück. Der steigende Silberpreis befeuerte den Absatz derart, dass die Bunderegierung die Erträge aus dem Münzverkauf zur Finanzierung der Spiele heranziehen konnte. Selbst die zeitweilige Umstellung der Gedenkmünzen von Silber auf eine unedle Magnimat-Legierung tat der Sammlerfreude in dieser Zeit keinen Abbruch. Die Auflage der zweimal jährlich erschienen Gedenkmünzen verharrte weiterhin bei etwa acht Millionen Stück. Erst nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten gingen die Stückzahlen zurück. Die letzte DM-Gedenkmünze vor der Euro-Einführung (Bundesverfassungsgericht, 2001) kam nur noch in einer Auflage von zwei Millionen Exemplaren heraus.



5 DM (Germanisches Museum, 1952 (1953), 625er Silber, 11,2 Gramm, 29 mm)

Bildquelle: Sammeln Spezial (Berlin)


Kurz nach der Euro-Einführung entwickelte sich im Deutschen Münzenforum eine Diskussion über die fallenden Wiederverkaufspreise von Raritäten und Gedenkmünzen im Sammelgebiet Deutsche Mark, die bis heute anhält. Auf den einleitenden Hinweis, dass die fallenden Preise zum Nachkauf fehlender Stücke einladen, tun zahlreiche Sammler seither ihre Erfahrungen kund. Da heißt es, vor zehn Jahren habe man für ein "Germanische Museum" etwa 2.700 DM bezahlen müssen, im Jahr 2002 belief sich der Wert der Münze laut Katalog auf 1.100 Euro. Bei ebay würden die Stücke gar für 600 bis 900 Euro gehandelt. Im Dezember 2016 wurde die im Forum einstweilen unterbrochene Diskussion mit der Nachricht wieder aufgenommen, dass die Preise seit 2002 auf ein Drittel des Ausgangswertes gefallen seien. Das "Germanische Museum" könne man in ansprechender Erhaltung inzwischen für 300 Euro haben. Es wurde gefragt: Was sind die Ursachen? Endet der Preisverfall irgendwann? Historische Stücke aus Altdeutschland oder dem Kaiserreich erzielten ja beachtliche Preise. Goldmünzen seien sogar zu einem begehrten Investitionsgut geworden. Die Antworten kamen postwendend: Die Auflagen der DM-Gedenkmünzen seien hoch gewesen. Die Zahl der Sammler ging zurück. Die Stücke seien auf Münzbörsen daher nun "säckeweise" zu haben. Nur sehr seltene Stücke, etwa solche in der Ausführung Polierte Platte erzielten noch hohe Preise. Das Preisniveau der ersten vier Gedenkmünzen mit relativ niedrigen Auflagen (Germanisches Museum, 1953, Schiller, 1955, Türkenlouis, 1955 und Eichendorff, 1957) fielen aber nicht kurzfristig ins Bodenlose. Sammler, die jene vier Ausgaben zu den einstigen Preisen nicht zu kaufen bereit waren, vervollständigten nun ihre Sammlung.


Vom Germanischen Museum bis Fichte: Die ersten fünf Gedenkmünzen der Bundesrepublik

Bildquelle: ebay, muenzen-fenzl


Die Nachkommen von frühreren Sammlern versuchen seit Jahren zunehmend, die von ihren Eltern angelegten Sammlungen von BRD-Gedenkmünzen bei Händlern unterzubringen. Diese haben ihre Lager mit den Stücken jedoch längst gefüllt und finden kaum noch Abnehmer. So bleibt vielfach nur noch ein Verkauf der Münzen zum Silberpreis oder die Möglichkeit des Umtausches zum amtlichen Wechselkurs bei der Deutschen Bundesbank. Ein Münzsammler berichtete, dass er seit 1980 eine Sammlung aller westdeutschen Münzen der verschiedenen Prägestätten ab 1948 angelegt habe. Um Geld dafür zu erhalten, werde die Sammlung nun auf Veranlassung der Kinder verkauft. Anders als er selbst hätten diese kein Interesse an einer Münzsammlung. Die sich an die Äußerung anschließende Diskussion gipfelte in den Worten: "Man kann nur seine Münzen vererben, nicht aber sein Hobby." (User: Silberheini, 13.02.2017) Die Interessen der nachwachsenden, mit dem Internet verbundenen Generation lägen auf anderen Gebieten als dem klassischen Sammeln von Münzen. Und wenn sie sammelten, dann keine DM-Münzen, sondern die heute angesagten Euro-Sonderprägungen. Der Kreis der nachwachsenden Sammler habe keinen persönlichen Bezug mehr zur Deutschen Mark. Die Prägungen seien auch unter historischen Aspekten nicht bedeutsam. Um Raritäten handelte es sich angesichts der hohen Auflagen schon gar nicht. Oft werde nur noch der Geldwert des Silbers gewürdigt, das in den Münzen stecke. So ist das relativ seltene Germanische Museum (1953) inzwischen für 150 bis 300 Euro zu haben, der Fichte (1964) für 15 bis 25 Euro. Spätere Ausgaben besäßen nur einen Materialwert bzw. den amtlichen Tauschwert, zu dem sie von der Deutschen Bundesbank zurückgenommen werden.


Münzalbum mit Gedenkmünzen der Bundesrepublik Deutschland

Bildquelle: LotSearch 8918, 89. Auktion, Los 1949, Startpreis: 660 Euro


In der jüngsten Zeit verlagerte sich die Forumsdiskussion mehr auf die Zukunft des Münzensammelns insgesamt. Ist der Rückgang des Interesses am Sammelgebiet der Deutschen Mark ein Indiz für einen permanenten Schwund an Münzsammlern? Mehrere der kundigen User waren sich einig, dass eine solche Aussage zu pauschal sei. Es müsse jedoch konstatiert werden: "Die Alten sterben weg und die Nintendo-Generation hat keinen Sinn für alte Münzen. Materialwert geht immer. Von daher, alles was Silber oder Gold inne hat, wird immer wertig sein. Alles andere ist Liebhaberei und wird dem entsprechend mal so, mal so bewertet." (User: Brigachtaler, 22.01.2020) Für historische Münzen, speziell antike, werde es weiterhin eine kleine, stabile Sammlerschaft geben. Für aktuelle Münze, die modischen Trends unterliegen, sei der Wiederverkaufswert dagegen höchst zweifelhaft. Vielen jüngeren Sammlern sei das aber nicht wichtig. Bei Ihnen stehe die Freude am Hobby im Vordergrund. Diejenigen, die Münzen vordergründig unter dem Aspekt der Geldanlage sammelten, bevorzugten eher Anlagemünzen wie den Krügerrand. Zahlreiche Sammler, die historische und künstlerisch hochwertige Raritäten sammeln, müssten in ihr Hobby dagegen erhebliche finanzielle Mittel investieren.


Dietmar Kreutzer


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