1526 fertigte der Medailleur Christoph Füssl in Kremnitz eine silberne Medaille auf den in der Schlacht bei Mohács umgekommenen ungarischen König Ludwig II. (Abb. 1)
Abb. 1: Medaille auf den Tod des ungarischen Königs Ludwig II. bei Mohács. Silber, 28,34 g, Ø 45,26 mm, Münzstätte Kremnitz. [Bildquelle: F. R. Künker, Auktion 418 (29. Januar 2025), Los 691]
Diese zeigt vorderseitig die Brustbilder König Ludwigs II. (links) und seiner Gattin Maria (rechts) jeweils mit Hut einander gegenübergestellt und nennt in einer Kartusche im Abschnitt die Legende LUDO(vico) : UNGAR(iae) : BOHE(miae) : QVE / REGIS · ET · MARIAE · RE/GINAE · DVLCISS(imae) · CŌIV/GIS · AC · PRO CES(are) / IN · FLAN(dria) ([Im Gedenken] an Ludwig, den König von Ungarn und Böhmen und an Maria, die Königin, [seine] süßeste Gattin, die an des Kaisers statt in Flandern [herrscht]). Auf der Rückseite sehen wir die schwer gepanzerte ungarische Kavallerie mit ihrem König, die von der leichten osmanischen Reiterei angegriffen und von der türkischen Artillerie beschossen wird und lesen in einer Kartusche im Abschnitt LVDO(vicus) : HVNG(ariae) : BOEM(iae) : ZC [= etc.] : REX / AN(n)V(m) : AGENS · XX · IN · TVRCAS / APVD · MOHAZ · CVM · PAR/VA · SVORVM · MANV · PVGNA(n)S · HONESTE / OBYT [= obiit] · MDXXVI. (Ludwig, König von Ungarn und Böhmen etc., der im Alter von 20 Jahren gegen die Türken bei Mohács mit einer kleinen Schar der Seinen kämpfte und 1526 ehrenvoll starb).
Am 22. Juli 1515 wurde Maria, die Tochter Philipps des Schönen und Johannas von Kastilien, die Schwester Karls V. und Ferdinands I., mit dem böhmisch-ungarischen Thronfolger Ludwig II. verheiratet. (Abb. 2 und 3)
Abb. 2: Königin Maria (um 1520). Königin von Ungarn (seit 1522). Gemälde von Hans Maler
zu Schwaz (1480–). Standort: Society of Antiquaries of London. [Bildquelle: Wikimedia Commons]
Abb. 3: König Ludwig II. (um 1522). Gemälde von Hans Krell (1490–1565).
Standort: Kunsthistorisches Museum, Wien. [Bildquelle: Wikimedia Commons]
Da Ludwigs Schwester Anna gleichzeitig Ferdinand I. ehelichte, gingen diese im Wiener Stephansdom geschlossenen Ehen als „Wiener Doppelhochzeit“ in die Geschichte ein.
Der am 1. Juli 1506 in Ofen geborene Ludwig II. (ungarisch Lajos) entstammte der polnisch-litauischen Dynastie der Jagiellonen. 1516, im Alter von 10 Jahren, wurde Ludwig zum König von Böhmen und Ungarn erklärt. Die Regierungsgeschäfte übernahm aber der Reichsverweser Johann Zapolya und ein ihm unterstehender Regentschaftsrat. Nach dem Tod Kaiser Maximilians von Habsburg 1519 übernahm Georg von Brandenburg-Ansbach-Kulmbach, ein Vetter Ludwigs, die Vormundschaft und Erziehung des jungen Ludwig. Zum ungarischen König gekrönt wurde Ludwig allerdings erst 1522, bei seiner Volljährigkeit, in Stuhlweißenburg. Das Ungarn, über das Ludwig nun herrschte, war jedoch durch Machtkämpfe und den ungarischen Bauernaufstand von 1514 arg geschwächt. Zudem besaß es seit Matthias Corvinus kein stehendes Heer mehr und war an seiner Südgrenze nur schwach geschützt. Zwar setzte sich Königin Maria, die politisch begabte Gattin Ludwigs, bei ihren Brüdern Karl V. und Ferdinand I. für Ludwig und Ungarn ein und forderte militärische Unterstützung gegen das Osmanische Reich, das bereits einen begehrlichen Blick auf Ungarn geworfen hatte, doch blieb die Unerstützung Habsburgs aus.
Abb. 4: Sultan Suleyman II., genannt der Prächtige (1530er). Gemälde vermutlich „Werkstatt Tizians“. Standort: Kunsthistorisches Museum, Wien. [Bildquelle: Wikimedia Commons]
Dem Osmanischen Reich, das unter Suleyman dem Prächtigen (1520–1566) (Abb. 4) seine höchste Blüte erreicht hatte, und auf Nordwest-Expansion sann, kam die Schwäche Ungarns sehr gelegen und nachdem Suleyman 1521 die ungarische Festung Belgrad erobert hatte, griff er 1526 auch Ungarn selbst mit 70.000 Mann an. Ludwig II. zog den Osmanen in der Folge mit einem viel zu kleinen und nur unzureichend gerüstetem Heer und ohne ausländische Unterstützung entgegen. Als es dann am 29. August 1526 bei Mohács zur Entscheidungsschlacht kam, konnten die Osmanen die schwer gepanzerte ungarische Reiterei in einen Hinterhalt locken, sie mit ihrer Artillerie über den Haufen schießen und die Überlebenden mit ihrer leichten Reiterei in die Sümpfe von Mohács treiben und vernichten. In dieser Schlacht verloren die Ungarn 28 Magnaten, 7 Kirchenfürsten, 500 Adlige, 4.000 Reiter und 10.000 Fußsoldaten. Nach der Schlacht ließ Suleyman 2.000 Ungarn enthaupten und die Umgebung von Mohács plündern und niederbrennen. Darüber hinaus führte er zahlreiche Ungarn in die Sklaverei. König Ludwig II. konnte zwar von einigen Getreuen vom Schlachtfeld gerettet werden, doch ertrank er anschließen auf der Flucht, als er versuchte, den Hochwasser führenden Bach Csele-patak, einen Nebenfluss der Donau zu überqueren. Seine Leiche wurde erst zwei Monate später gefunden.
Die Osmanen rückten danach weiter nach Westen vor, eroberten weite Teile Altungarns, wandelten diese in einen osmanischen Vasallenstaat um, scheiterten später jedoch bei der Belagerung von Wien.
Strategisch betrachtet, waren die Habsburger die Sieger von Mohács, denn sie erbten das nördliche Ungarn und wurden auch Könige von Böhmen. Anfang 1531 übernahm Maria auf Bitten Karls V. die Statthalterschaft über die Spanischen Niederlande, das sie durch eine kluge Politik zur wirschaftlichen und kulturellen Blüte führte. Nachdem Kaiser Karl V. 1556 zu Brüssel resigniert hatte, beendete auch Maria ihre Statthalterschaft und ging mit Karl nach Spanien, wo sie 1558 verstarb.
Die Silbermedaille aus Abb. 1 wird in der 418. Auktion von F. R. Künker am 29. Januar 2025 versteigert. Ihr Schätzpreis begträgt 15.000,– Euro.
Michael Kurt Sonntag
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