Die Olympischen Spiele der Antike galten als Fest der Schönheit. Ein auffälliges Merkmal des griechischen Sports war die Nacktheit der Athleten. In Olympia riss sich Orsippos aus Megara im Jahr 724 v. Chr. beim Kurzstreckenlauf den Lendenschurz vom Leib – und gewann. Daraufhin soll Akanthos aus Sparta, der Sieger im Langstreckenlauf, als erster Athlet nackt angetreten sein. Seit 720 v. Chr. sind alle leichtathletischen Disziplinen unbekleidet durchgeführt worden. In der Schwerathletik kämpfte man seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. nackt. Diese Sitte trug wesentlich zur Attraktivität der Kämpfe bei: „Die Zuschauer machten die weite Reise nicht in erster Linie, um in Olympia sportliche Rekorde und spannende Wettkämpfe zu erleben. Sie wollten durchtrainierte junge Leiber sehen, nackt, braungebrannt, muskulös, glänzend vom Öl.“ (Hubert Ortkemper: Olympische Legenden – Geschichten aus dem antiken Olympia, Frankfurt/Main 1996, S. 187) In den Augen der Veranstalter war dies jedoch kein Selbstzweck. Der athenische Staatsmann Solon (630-560 v. Chr.) erläuterte einem Gast: „Wir sehen alle diese Kampfübungen als eine Art von Vorbereitung auf den bewaffneten Kampf an und sind überzeugt, dass junge Menschen, deren nackte Körper wir auf diese Weise geschmeidiger, gesünder, kräftiger, dauerhafter und behender gemacht haben, wenn es ernst wird, ungleich bessere Soldaten sein und den Feinden desto furchtbarer werden müssen.“ (Lukian, zitiert nach Ortkemper, S. 192) Doch was ist der Ursprung dieser Spiele?
Zahlreiche antike Quellen sprechen von einer Erneuerung der Spiele. Sie müssen demnach schon lange vor dem Beginn der überlieferten Zählung im Jahre 776 v. Chr. stattgefunden haben. Als sicher kann angenommen werden, dass im engen Zusammenhang von kultischen Handlungen und sportlichen Kämpfen zunächst der kultische Aspekt in Vordergrund stand, insbesondere die Ehrung des Gottes Zeus. Es gab insgesamt vier große panhellenische Spiele: die Olympischen Spiele in Olympia, die Pythischen in Delphi, die Isthmischen in Korinth und die Nemeischen im Tal von Nemea. Außer diesen vier „Zyklusspielen“ existierten in Athen die Panathenäischen Spiele. Die Olympischen Spiele entwickelten sich jedoch zu den bedeutendsten und glanzvollsten. Als Teilnehmer der Spiele waren lediglich die freien Bürger Griechenlands zugelassen. Ausländer, Frauen und Sklaven konnten nicht teilnehmen. Im 6. und 5. vorchristlichen Jahrhundert stand Olympia in voller Blüte. Mit dem Fortschritt der Spiele entwickelte sich zunehmend die Idee des zersplitterten griechischen Volkes für ein einheitliches Lebensgefühl in seiner Sprache und Kultur. Während der Perserkriege fand die Veranstaltung ihren patriotisch motivierten Höhepunkt. Seit Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. begann dann der allmähliche Verfall der ursprünglichen Idee. Anstelle der Sport treibenden Masse entwickelten sich Berufsathleten. Als die römische Unterjochung Griechenlands 146 v. Chr. einsetzte, verloren sie ihren einstigen Charakter vollends. Die Römer veränderten das System der Spiele von Grund auf. Sie wurden zu Veranstaltungen mit Unterhaltungscharakter. Gefährliche Sportarten gewannen an Bedeutung. Die Olympischen Spiele dienten nun vor allem gesellschaftlichen Interessen und der Sensationsgier. Im Jahr 393 n. Chr. fanden sie letztmalig statt.
Wie man sich das Leben während der Spiele vorstellen muss, ist den historischen Quellen zu entnehmen. Für die Dauer der Veranstaltung war um den Heiligen Hain von Olympia eine Buden- und Zeltstadt aufgebaut: „Aus allen Städten und Inseln herbeigeeilte Krämer boten Fleisch und Fisch, Brot und Gebäck, Äpfel, Birnen, Datteln, Nüsse und andere Esswaren zum Kauf an. Auf gemauerten Herdkesseln wurden Gerichte zubereitet und an die Esslustigen abgegeben. Um den Durst zu löschen, trank man dunkelroten oder goldglänzenden, mit Wasser vermischten Wein oder Apfelmost oder klares Quellwasser. In den Verkaufsständen wurden vielerlei Gebrauchsgegenstände, oft kunstvolle Töpfer-, Holz- und Bronzewaren, aber auch weiße Leinwand, bunte Stoffe und fertige Gewänder feilgeboten. Bezahlt wurde mit den verschiedensten Münzen der griechischen Stadtstaaten, mit Münzen, denen auf einer oder auf beiden Seiten vielerlei heilige Symbole, Götter- und Tiergestalten, aber auch sportliche Motive aufgeprägt waren. Es war die Aufgabe amtlicher Wechsler, ihren Wert einzuschätzen und den Tausch der vielen Währungen und Geldsorten durchzuführen. Verhältnismäßig selten machte es sich nötig, zur Behebung eines Streites die Agoranomen herbeizurufen, amtliche Marktaufseher, die über die Einhaltung der Marktordnung zu wachen und verbindliche Entscheidungen über Geld-, Gewicht- und Maßstreitigkeiten zu wachen hatten.“ (Heinz Schöbel: Olympia und seine Spiele, Leipzig 1976, S. 57f.) Viele der Olympiasieger wurden fürstlich entlohnt. In Athen erhielt ein Sieger nach einem von Solon geschaffenen Gesetz genau 500 Drachmen aus der Staatskasse. Bei einem Tageslohn für einen Handwerker von einer Drachme im Wert eines Scheffels Getreide eine erhebliche Summe!
Die ersten Münzen sind bekanntlich im 7. Jahrhundert v. Chr. in Kleinasien geschaffen worden. In der klassischen Zeit der griechischen Stadtstaaten entstanden ausnehmend schöne Münzbilder – auch mit sportlichen Motiven: „Wie in Olympia die Athleten der Städte um die Siegespalme rangen, wetteiferten die verschiedenen Poleis in der Ausgestaltung ihrer Münzen, so dass wunderbare Kunstwerke entstanden, die noch heute als Kostbarkeiten der Münzkunst bewundert werden.“ (Arthur Suhle: Die Münze, Leipzig 1970, S. 15) Eine Silbermünze aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. von der Insel Kos zeigt beispielsweise eine Diskuswerfer im Wettkampf, eine weitere aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. aus Aspendos zwei miteinander ringende Athleten und eine römische Münze aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. einen Läufer mit Palmzweig und Binde. Die Goldprägungen von König Philipp II. von Makedonien (382-336 v. Chr.) nehmen ganz direkt Bezug auf die Spiele: „Die Philippeioi, wie diese Münzen genannt wurden, zeigten den Kopf des Apollon und eine Biga mit Wagenlenker. Das letztere Bild bezog sich auf einen Wagensieg des Königs in Olympia.“ (Suhle, S. 25) Auf seine silbernen Tetradrachmen setzte Philipp II. nach dem Vorbild der Stadt Elis bei Olympia einen Zeuskopf. Die Rückseite ziert ein Reiter mit erhobener Hand, der zum Volke spricht. Wahrscheinlich soll es Philipp selbst sein: „An die Stelle des Herrschers trat auf den Münzen später ein nackter jugendlicher Reiter mit Siegerbinde und Siegespalme.“ (Ebenda, S. 26)
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