Mit dem Fällen eines Baumes am 17. Juni 1722 hat alles begonnen. Vor fast exakt 300 Jahren wurde Herrnhut gegründet, eine kleine Stadt zwischen Löbau und Zittau in Ostsachsen, die vielen als Gründungsort der Herrnhuter Brüdergemeine und wegen der von dort stammenden Herrnhuter Sterne ein Begriff ist. Der sächsische Numismatiker Lars-Gunter Schier nahm das runde Jubiläum zum Anlass, darauf eine Gedenkmedaille zu entwickeln und herauszugeben.
Medaillen auf Herrnhut und auf seinen Begründer, Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf, haben eine lange Tradition. Die erste entstand 1750 auf die Niederlassungen der Herrnhuter in Schlesien. Seither sind 33 Medaillen in nahezu einhundert Varianten als bleibende Erinnerungen an bedeutsame Ereignisse und große Herrnhuter herausgegeben worden, die Schier 2008 in einem Katalog zusammenfasste (Dresdner Numismatische Hefte, Nr. 5). Einen breiten Raum nehmen dabei Medaillen auf Ortsjubiläen ein. So gab es bereits zur 50. Gründungsfeier 1772 ein solches Erinnerungsstück. Das 100- und 200-jährige Jubiläum 1822 und 1922 wurde bereits mit ganzen Serien von Jubelmedaillen begleitet. Die Medaille auf das 250. Gründungsjubiläum 1972 ist dabei ein sehr seltenes und gefragtes Stück. Allen Jubiläen ist es gemein, dass es oft Herrnhuter Freunde aus der Ferne waren, die so manche Medaille herausgaben. Auch wenn seitens der Stadt Herrnhut für 2022 gleichfalls eine Jubelmedaille vorgesehen war, ließ sich diese nicht kurzfristig realisieren. Außerdem widmet bereits die Bundesrepublik Deutschland zu Weihnachten 2022 eine offizielle Gedenkmünze dem Herrnhuter Stern. Doch so bedeutsam der Herrnhuter Stern für die globale Bekanntheit Herrnhuts inzwischen geworden ist, eine Jubiläumsmedaille auf die 300-jährige Ortsgründung ersetzt jene Weihnachtsmünze nicht. Um die schöne Tradition von Jubiläumsmedaillen nicht zu unterbrechen, entschloss sich der Autor des Medaillenkatalogs in bewährter Herrnhuter Manier, selbst eine solche zu entwerfen und herauszugeben.
Die Vorderseite zeigt dabei das einzig bekannte zeitgenössische Porträt des mährischen Zimmermanns Christian David (1692-1751). Dieser führte 1722 die ersten zehn Glaubensflüchtlinge nach Herrnhut, um hier zu siedeln. Er war es, der den ersten Baum fällte, um Platz für den Aufbau Herrnhuts zu schaffen. Im inneren Schriftkreis liest man das Bibelzitat, welches er dabei benutzte. Auch das alte Brüderhaus wurde im Übrigen von ihm errichtet. Später ging David als Missionar nach Grönland, Livland und Pennsylvanien. Sein Grab befindet sich auf dem Herrnhuter Gottesacker. Es ist das erste Mal, dass Christian David auf einer Medaille dargestellt wird.
Auf der Rückseite der Gedenkprägung stehen in zwei Umschriften die verschiedensten Begriffe aus dreihundert Jahren Herrnhuter Geschichte, wie sich der Ort von einer Exulantensiedlung zu einer blühenden Stadt entwickelte. Auch die Herrnhuter Kirche wird dabei mit ihren historischen sowie im In- und Ausland gebräuchlichen Namen genannt, lenkte sie doch nahezu zwei Jahrhunderte die Geschicke des Ortes. Denn eine politische Gemeinde Herrnhut gibt es erst seit 1844 und noch immer waren Ortsvorstand und Kirchenleitung bis 1895 identisch. Im Mittelpunkt der Rückseite befindet sich schließlich das offizielle Signet der diesjährigen Jubelfeier.
Die Medaille ist gegenwärtig ausverkauft. Aktuell wird aber über eine weitere Auflage, eventuell in Kupfer, nachgedacht.
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