Tschechien, 200 Kronen, „Erster Prager Fenstersturz“, Ag 925 fein, 13,00 g, Ø 31,00 mm, 2019.
Am 30. Juli 1419 stürmten die Hussiten, Anhänger des vier Jahre zuvor als Ketzer hingerichteten Jan Hus, das Neustädter Rathaus am Prager Karlsplatz, um Gefangene zu befreien. Wie auch auf der Münzrückseite dargestellt, gingen sie rabiat vor und warfen den Bürgermeister, zwei Ratsherren, den Stellvertreter des Richters und fünf Gemeindeälteste sowie einen Knecht aus dem Fenster und töteten sie mit Hiebwaffen.
Der Reformanhänger Jan Želivský (deutsch Johann von Seelau, um 1380-1422) hatte diesen Aufstand mit vorbereitet. Auf der Münzvorderseite ist eine Menschenansammlung auf dem Weg zum Rathaus zu sehen, das sie dann erstürmen sollte. König Wenzel (1361-1419) erlitt vor Wut und Angst einen Schlaganfall und verstarb am 16. August 1419. Es gibt einige Bilder von Historienmalern, die an dieses Ereignis vor 600 Jahren erinnern, das latinisiert „Defenestration“ genannt wird. Dieser erste Fenstersturz steht für den Anfang der Hussitenkriege (1419-1436). Den zweiten Fenstersturz gab es am 23. Mai 1618 und markiert den Beginn des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648). Am 10. März 1948 verstarb unter ungeklärten Umständen der tschechoslowakische Außenminister Jan Masaryk (1886-1948). Es wurde niemals geklärt, ob er durch einen Unfall oder Mord ums Leben kam. Erst 2002 ist festgestellt worden, dass er vermutlich aus dem Fenster gestoßen wurde. Zu sozialistischen Zeiten gab es diesen dritten Fenstersturz noch nicht, weil vermutlich die kommunistische Geheimpolizei hier ihre Finger im Spiel hatte. Zur Wiederaufnahme der Untersuchungen kam es erst 1993.