Ausstellungsplakat.
© Badisches Landesmuseum, Grafik: Danica Schlosser
Im Vorfeld einer Generalsanierung des Karlsruher Schlosses hat das Badische Landesmuseum eine neue Gesamtkonzeption für seine künftigen Sammlungsausstellungen entwickelt. Nach der Devise „Museumsbesucher zu Nutzern machen!“ sollen die Bürgerinnen und Bürger künftig – ähnlich wie in Bibliotheken und Lesesälen – direkten Zugang zu den Beständen erhalten. Die Neueinrichtung der Sammlungsausstellung Ur- und Frühgeschichte gilt als Testlauf für diese neue Konzeption. Die Abteilung „Archäologie in Baden – Expothek¹“ wird am 13. und 14. Juli 2019 im Rahmen eines großen Museumsfestes eröffnet. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen.
Die neue Abteilung „Archäologie in Baden“ führt die Besucherinnen und Besucher zu den Anfängen der menschlichen Kulturgeschichte im badischen Raum. Präsentiert werden herausragende und einzigartige Stücke:u. a. ein bei Karlsruhe gefundener, in Bronzedraht gefasster Eberzahn (1200–1100 v. Chr.) oder ein bei Altlußheim ausgegrabenes, vermutlich in Südrussland hergestelltes kostbares Schwert (1. Hälfte 5. Jh. n. Chr.).
Merowingische Zierscheiben, Hüfingen, Silber, um 600© Badisches Landesmuseum, Foto: Gau
Der erste Raum der neuen Ausstellung bietet mit 13 Highlight-Stationen eine zeitliche und räumliche Verortung. Der Rundgang beginnt mit dem Anfang der Altsteinzeit beim Neandertaler. Über Faustkeil, Beil und verschiedene Objekte der metallischen Revolution gelangen die Besucherinnen und Besucher zum sog. Heidelberger Kopf, dem Oberteil einer keltischen Grabstele aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Von dort geht es zu den Römern, Germanen und schließlich zu den Merowingern. Neben Texten auf Deutsch und Englisch führt eine Kinderspur Familien und junge Besucherinnen und Besucher zu den wichtigsten Ereignissen und veranschaulicht die Entwicklungen bis zur Zeit Karls des Großen.
Erstmals in einem großen kulturgeschichtlichen Museum ist ein Großteil der Objekte hautnah erfahrbar – ganz ohne Vitrinenglas. Rund die Hälfte der ca. 1.500 gezeigten Ausstellungsstücke werden auf individuellen Wunsch der Besucherinnen und Besucher durch sogenannte Explainer vorgelegt. Bei diesen Explainern handelt es sich um geschulte Museumsmitarbeiter, die die Originale aus den Vitrinen entnehmen und persönlich Auskunft geben. In der neuen Expothek sind sie darüber hinaus Ansprechpartner für die digitalen Tools der Ausstellung.
Frühchristliches Goldblattkreuz und Goldring mit Münze des byzantinischen Kaisers Iustinus II., Hintschingen, Grab 14, 1. Hälfte 7. Jh. n. Chr.
© Badisches Landesmuseum, Foto: Goldschmidt
Ausgerüstet mit Smartphones können die Nutzerinnen und Nutzer die neue Expothek eigenständig erkunden. An interaktiven Medientischen ist es möglich, Lieblingsobjekte auszuwählen, Quizfragen und Puzzles zu lösen und Er-folge in Highscore-Listen zu verzeichnen. Jäger und Sammler des 21. Jahrhunderts verfolgen virtuelle Tierchen, die erst durch Augmented Reality sichtbar werden. Ein Roboterarm scannt live und in 3D Originalobjekte, welche dann für die eigene Recherche zur Verfügung stehen. Diese intuitiv bedienbare und leicht verständliche 3D-Digitalisierungsstation verdankt das Badische Landesmuseum der Förderung durch die Klaus Tschira Stiftung. Die digitale Entdeckungsreise in der Ausstellung endet im ExpoLab: Mithilfe von VR-Brillen entstehen um reale Objekte herum allmählich Lebenswelten. Drei Alltagsszenen werden lebendig: Die Nutzerinnen und Nutzer tauchen ein in eine Geschichte lange vor unserer Zeit ...
So verschmilzt in der neuen Sammlungsausstellung „Archäologie in Baden“der analoge Museumsbesuch mit neuesten digitalen Anwendungen. „Die Nutzerinnen und Nutzer haben große Handlungsfreiheit in der neuen Sammlungsausstellung. Sie ist Labor, digitales Spielfeld und Objektpräsen-tation zugleich. Über die Authentizität der Originale, aber auch über die digitalen Formate werden neue Zugänge geschaffen. Wir definieren den Museumsbesuch ganz neu“, so Prof. Dr. Eckart Köhne.
Beim Museumsfest ist die neue Ausstellung erstmalig zu erleben. Das Ticket für das Museumsfest kann im Anschluss als Nutzerausweis freigeschaltet werden: Einmalig erworben, gilt dieser nach der Registrierung ein ganzes Jahr lang als Eintrittskarte in die neue Abteilung und die Sammlungsausstellungen im Karlsruher Schloss. Zudem erlaubt der Nutzerausweis den digitalen Besuch der „Archäologie in Baden“ vom eigenen Wohnzimmer aus.
Archäologie in Baden – Expothek1
Neue Sammlungsausstellung im Badischen Landesmuseum
ab 13.7.2019, Schloss Karlsruhe Großes Museumsfest: Sa/So, 13./14. Juli 2019 Öffnungszeiten Di–Do 10–17 Uhr, Fr–So und Feiertage 10–18 Uhr 24.12. und 31.12. geschlossen 25. und 26.12. 10–18 Uhr, 1.1.2020 13–18 Uhr