
Hans-Günther Hartmann (†): Friedrich Wilhelm Hörnlein. Ein bedeutender deutscher Medailleur des 20. Jahrhunderts und der Märzbund. Hrsg. von Udo Becker im Auftrag der Freiberger Münzfreunde e. V., Freiberg 2018. 243 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen, 24,5 x 30,5 cm, Hardcover, 49,90 Euro, ISBN 978-3-86012-593-9. Bezug: Udo Becker, Florian-Geyer-Str. 17, 09599 Freiberg, E-Mail u.becker-freiberg@t-online.de
2015 verstarb Hans-Günther Hartmann, zu seinem Nachlass gehörte ein weitestgehend abgeschlossenes Manuskript über den bedeutenden Medaillenkünstler Friedrich Wilhelm Hörnlein (1873–1945). Hartmann beschreibt darin den persönlichen und künstlerischen Werdegang des Medailleurs Hörnlein, beginnend mit seiner Herkunft aus einer Suhler Handwerkerfamilie; der Vater war Modelltischler und aus Schleusingen nach Suhl gekommen. Suhl war ein Zentrum der Waffenherstellung und der Waffengravur und brachte dadurch auch bedeutende Medailleure hervor. Hörnlein bekam eine Ausbildung zum Graveur und arbeitete auf seiner damals noch üblichen „Wanderschaft“ in Lüdenscheid, Elberfeld, Wien und Dresden, das für ihn prägend werden sollte. Er besuchte 1896–1898 die Bildhauerklasse der Dresdner Kunstgewerbeschule und studierte anschließend Malerei an der Kgl. Kunstakademie. Er beschäftigte sich zugleich mit Medaillenentwürfen, 1905–1911 arbeitete er freischaffend. Zwei berühmte Medaillenfirmen gehörten zu seinen Auftraggebern: Glaser & Sohn in Dresden und C. Poellath in Schrobenhausen. Ein wichtiges Ereignis für das Medaillen- und Münzschaffen in Deutschland war, dass Hörnlein 1911 an der Kgl. Sächsischen Münze, damals in Muldenhütten, eine Anstellung als Münzeisenschneider erhielt. Hörnlein konnte in Dresden seinen Wohnsitz behalten, auch private Aufträge annehmen und, nicht zuletzt durch viele Kontakte zu Künstlerkollegen, äußerst produktiv und kreativ sein. Er kam bei dem fürchterlichen Bombenangriff auf Dresden am 13./14. Februar 1945 ums Leben. Hartmann stellt Hörnleins Leben auf den Seiten 9–161 einfühlsam und das künstlerische Potential seines Protagonisten gut herausarbeitend dar, die Bebilderung (Nr. 1–155) ist glänzend.
An diesen Teil des Buches schließt „Der Märzbund“ an (S. 163–178), eine Arbeit Hartmanns über eine Künstlervereinigung, hauptsächlich Maler, der Hörnlein angehörte. Die Mitglieder werden mit Kurzbiografien und Porträtbildern vorgestellt. Für Hörnlein ist dieses sonst hier entbehrliche Kapitel insofern von Bedeutung, als sein künstlerisches Umfeld deutlich wird.
An dieser Stelle ist es Zeit, auf den Herausgeber dieser Arbeiten Hartmanns zu verweisen, auf Udo Becker, der im Auftrag der Freiberger Münzfreunde die mühevolle Aufgabe auf sich nahm und sie redaktionell und illustrativ hervorragend ausführte. Aber nicht nur das, er fügte einen Teil „Ergänzungen des Herausgebers“ (S. 183–207) an, in dem er neue Erkenntnisse über und neu bekannt gewordene Arbeiten von Hörnlein vorstellt und damit unterstreicht, welch guter Hörnlein-Kenner er ist. Die Themen lauten „Arbeiten Hörnleins für die Firmen Northmann und Glaser & Sohn in Dresden“, „Arbeiten für die Firma Hitl/Carl Poellath in Schrobenhausen“, „Kontakte Hörnleins zu Mitarbeitern der Prägestätten und Auftraggebern“, „Von Hörnlein gestaltete Abzeichen“, „Hörnleins private Münz- und Medaillensammlung“, „Weitere Hörnlein zuzuordnende Münzen, Medaillen, Plaketten und Orden“ und schließlich „Hörnleins Geschäftsmodell“. Auch dieser Teil ist gut bebildert (Bilder 157–175).
Das Buch wird abgeschlossen durch ein umfangreiches Personen-, Quellen- und Literaturverzeichnis.
Zusammenfassend: Hier wird zu einem günstigen Preis ein Prachtwerk über einen begnadeten Medailleur angeboten, das für Medaillenfreunde dringend zu empfehlen ist und wegen Hörnleins Münzentwürfen letztlich auch für Münzensammler. Trotzdem noch eine eher kritische Anmerkung: Becker verweist für die möglichst vollständige Erfassung des Hörnleinschen Gesamtwerkes auf ein zu erstellendes Werksverzeichnis. Er hätte sich nicht scheuen sollen, zumindest in kurzer Tabellenform dieses Verzeichnis nach seinem aktuellen Wissensstand anzufügen; dass er es kann, steht außer Frage, bis es von anderer Seite ausführlicher vorgelegt wird, mag dauern. Abschließend auch der Dank an die publizistisch so vorbildlichen Freiberger Münzfreunde!