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Dietmar Kreutzer

Vor 40 Jahren: Schlagzeilen wegen der Panama-Ausgaben einer US-Prägestätte


Der neue TV-Beitrag aus der Serie „Länder-Menschen-Abenteuer“ begann verheißungsvoll: „Panama, das Land zwischen den Kontinenten, steckt voller Überraschungen.“ (NDR, 29.11.2018) Die Dokumentation zeigt die aufstrebende Finanzmetropole Panama-Stadt mit ihren 800.000 Einwohnern. Er stellt eine der vielen Beschäftigten des Panama-Kanals vor, der wichtigsten finanziellen Einnahmequelle des Landes. Außerdem wird eine Köchin auf der Suche nach seltenem Gemüse bei den Indianern im Landesinneren begleitet. Die Wirtschaft und das Währungssystem des Landes werden leider nicht vorgestellt. Die Währung ist eng verbunden mit Vasco Núñez de Balboa, der historischen Identifikationsfigur von Panama. Der Spanier war zu Beginn des 16. Jahrhunderts Gouverneur in Darién, einer Provinz an der Grenze zu Kolumbien. Auf einem Gewaltmarsch durch die Landenge von Panama entdeckte er im September 1513 nahe der heutigen Metropole Panama-Stadt den Pazifischen Ozean. Von seinem Nachfolger im Amt des Gouverneurs denunziert, wurde Balboa Anfang 1519 enthauptet. 300 Jahre später gelang es Simón Bolivar, die Spanier zu vertreiben. Panama war nun für fast hundert Jahre ein Teil von Groß-Kolumbien.

20 Balboas (1971, 925er Silber, 129,6 Gramm)

Bildquelle: Numismatic Cabinet

Infolge einer Intervention der Vereinigten Staaten am Panamakanal wurde das Land im Jahr 1903 selbstständig. Wirtschaftlich blieb es von den USA abhängig. Obwohl vor allem US-Dollars kursierten, kamen im Jahr nach der Unabhängigkeit erste eigene Kursmünzen heraus. Die Währung erhielt den Namen des Abenteurers und Entdeckers Balboa. Ein Balboa entsprach zwei US-Dollars. Die Münz-Emission bestand aus silbernen Scheidemünzen zu 2 1/2, 5, 10, 25 und 50 Cent. Hergestellt wurden sie an der Philadelphia Mint auf Ronden, welche zur Prägung von US-Münzen vorgesehen waren. Als im Jahre 1930 der Kurs des Balboa auf einen US-Dollar angepasst wurde, erschien eine neue Münzserie. Im Folgejahr gab es erstmalig eine Münze zum Nennwert von einem Balboa. Auch diese Münzen entsprachen in Größe und Zusammensetzung ihren Vorbildern aus den USA. An eigenen Banknoten versuchte sich Panama nur einmal, nämlich im Herbst 1941. Nach dem Sturz des Präsidenten wurden sie aber schon nach sieben Tagen wieder eingezogen.

100 Balboas (1976, 900er Gold, 8,2 Gramm)

Bildquelle: Numismatic Guaranty Corp.

Im Jahr 1978 wunderte sich die New York Times über die vielen Neuprägungen des Landes. Bislang war Panama schließlich kaum durch numismatische Experimente aufgefallen. Der Grund für die Emissionen war aber gut dokumentiert. Die Franklin-Mint, eine private US-Prägestätte, hatte die Regierung in Panama-Stadt mit einer hohen Gewinnbeteiligung geködert: „Panama hat schon mehrfach derartige ‚Gelegenheiten‘ wahrgenommen. Im Jahr 1976 war eine Gedenkmünze zu 150 Balboas aus Platin geprägt worden, anlässlich des 150. Jahrestages des Panamerikanischen Kongresses von 1826 in Panama-Stadt. Es war die erste Umlaufmünze aus diesem Metall, die jemals in den Vereinigten Staaten geprägt wurde. Die Münze trägt ein Bildnis von Simon Bolivar. Die erste Goldmünze, die seit 1933 legal in den USA geprägt wurde, war ein Stück 100 Balboas, das zum 500. Geburtstag von Vasco Núñez de Balboa im Jahr 1975 herausgegeben wurde.“ (Russ Mackendrick: Panama Celebrates 75th Year of Independence. In: New York Times, 7. Mai 1978, S. 46)

Der Hintergrund: Zum 1. Januar 1975 war das während der Weltwirtschaftskrise verhängte „Goldverbot“ für US-Bürger aufgehoben worden. An jenem Tag lief der Vertrieb der ersten Stücke zu 100 Balboas von der Franklin Mint an. Es waren nicht nur die ersten Goldmünzen, die seit über 40 Jahren in den USA geprägt wurden, sondern auch die ersten Panamas sowie der Franklin Mint selbst. Die Bildseite entwarf James Ferrell, ein damals noch weitgehend unbekannter Designer. Für die Wertseite war Gilroy Roberts verantwortlich, der frühere Chefgraveur der US-Mint.

500 Balboas (1975, 900er Gold, 41,7 Gramm)

Bildquelle: Apmex

Aufgrund des Erfolges kam es 1975 noch zu einer zweiten Emission: „In jenem Jahr erschien eine weitere Goldmünze zum Nennwert von 500 Balboas. Sie zeigt den Eroberer kniend mit einem Schwert und einer Fahne in der Hand. Die Umschrift bedeutet übersetzt: Entdecker des Pazifik. Der Wert eines Balboa entspricht laut Vereinbarung einem US-Dollar. Zum 150. Jahrestag der Unabhängigkeit Zentralamerikas hatte die Regierung von Panama auch eine 20-Balboas-Silbermünze mit einem Durchmesser von 61 Millimetern genehmigt. Sie wiegt etwa ein Viertel Pfund und war zum Zeitpunkt ihrer Herstellung im Jahr 1971 die größte offiziell hergestellte Silber-Kursmünze der Welt. Sie zeigt ein Abbild von Simon Bolivar, der Süd- und Mittelamerika von den Spaniern befreit hat.“ (Ebenda, S. 46) Die Prägung erfolgte im Kontext der seinerzeitigen Silberspekulation.

20 Balboas (1977, 925er Silber, 129,6 Gramm)

Bildquelle: Emporium Hamburg

Im Jahr 1978 erschien ein weiteres Set von Münzen in Spiegelglanz. Diesmal beauftragte die Regierung von Panama die Franklin Mint, gleich einen kompletten Münzsatz für Sammler in höchster Prägequalität zu erstellen. Er enthielt neun in Panama kursfähige Münzen. Höchstes Nominal war erneut eine Silbermünze von gigantischer Größe mit einem Durchmesser von 61 Millimeter. Statt des Porträts von Bolivar zeigt sie aber eine Statue von Vasco Núñez de Balboa, die auf dem zentralen Platz von Panama-Stadt steht. Wer sie bestellen wollte, musste damals 60 Dollar hinblättern. Die übrigen acht Nominale bestehen aus einer Kupfer-Nickel-Legierung. Der Preis für das gesamte Set lag bei 110 Dollar. Einen großen Sammlerwert haben all diese Ausgaben aber nicht. Die Ursache dürfte in der Flut der Prägungen zu suchen sein, mit denen die Franklin-Mint damals den Markt in den Vereinigten Staaten überzog. Mit dem Konflikt zwischen Manuel Noriega, dem damaligen Machthaber von Panama, und den USA wurde die für das Regime lukrative Zusammenarbeit mit der Franklin Mint beendet. Die 1985 geprägten Münzen waren die letzten von der Franklin Mint für Panama produzierten. Die Ausgabe war staatlich bereits nicht mehr legitimiert.

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