Aus Anlass des 25. Jahrestags der Veröffentlichung des ersten Bandes der Erfurter Münzblätter fanden die ersten Erfurter Numismatischen Gespräche am 5. und 6. Oktober 2018 statt. Veranstaltet vom Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt und dem Erfurter Münzfreunde e.V. bot diese Tagung vor allem Nachwuchswissenschaftlern die Möglichkeit, ihre aktuellen Arbeiten und Projekte vorzustellen und sich mit etablierten Forschern und Sammlern auszutauschen. Vorgestellt wurde ein breites Spektrum an Themen zu unterschiedlichen inhaltlichen und zeitlichen Fragestellungen mit verschiedenen methodischen Ansätzen.
Eröffnet wurde die Tagung am Freitag durch die Begrüßung der Organisatoren Dr. Hans-Jürgen Ulonska und Martin Ulonska im Evangelischen Augustinerkloster zu Erfurt. Im Anschluss konnten die Teilnehmer entweder an einer Stadtführung oder einer Führung in der Alten Synagoge zu Erfurt teilnehmen. Ein interessantes Angebot, um die Stadt Erfurt und ihre Geschichte kennenzulernen.
Numismatische Beiträge zu allen Epochen
Am Samstagmorgen leitete Prof. Dr. Martin Mulsow aus Gotha mit seinem Vortrag „Die ungedruckte erste Münzgeschichte des mittelalterlichen Sachsens“ den zweiten Tag der Tagung ein. Anhand des Beispiels einer ungedruckten sächsischen Münzgeschichte aus dem frühen 18. Jahrhundert gab er den Teilnehmern einen Einblick in die umfangreichen und z.T. noch unerschlossenen numismatischen Quellen der Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt.
Philipp Schwinghammer M. A. (Leipzig) eröffnete die erste Sektion, die sich den antiken Münzen widmete. In seinem Vortrag zu dem Thema „Von Göttern und Herrschern – Die Darstellung altarabischer Herrscher am Beispiel Palmyras, Hatras und Edessas“ zeigte Schwinghammer Ergebnisse der ikonographischen Untersuchungen, die vor allem die Herrscher- und Götterdarstellungen in den Fokus nahmen. Die Erweiterung der bestehenden Typologie soll nun neue Interpretationen und Datierungen möglich machen.
Im zweiten Vortrag der ersten Sektion stellte Hülya Vidin M.A. (Frankfurt a. M.) mit dem Titel „Onomastische Untersuchungen zum Fortleben von karischen Traditionen auf Münzen“ die statistischen Auswertungen zur zeitlichen und geographischen Verteilung von autochthonen Namen auf karischen Münzen vor und setze sie in ihren historischen Kontext. Anschließend diskutierte Vidin die Namen auf Münzen in der Funktion als Träger karischer Kultur.
Andrea Meyer während ihres Vortrags
Nach der Mittagspause wurde ein zeitlicher Sprung in die Frühe Neuzeit gemacht. Andrea Meyer M. A. (Wien) berichtete in ihrem Vortrag „Kaiser Ferdinand I. (1793–1875) und die Medaillen“ zu Zwischenergebnissen ihrer Untersuchungen zu den Medaillenproduktionen zwischen 1835 und 1848 unter Kaiser Ferdinand I. am Wiener Hauptmünzamt. Meyer untersucht in ihrem Projekt 300 Objekte aus dem Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums Wien nach kunsthistorischen Gesichtspunkten wie Typologie, Material, Stil, Ikonographie und Rezeption.
Manuela Mayer M. A. (Wien) schloss den zweiten Vortragsblock mit ihrem Beitrag zum Thema „Im Dienst des Prälaten: der Erfurter Johann Michael Bockleth als Kunstagent des nieder-österreichischen Abtes Gottfried Bessel, Stift Göttweig“ ab. Sie zeichnete den spannenden Weg verschiedener frühneuzeitlicher Sammlungen aus Thüringen nach Österreich nach.
In der letzten Sektion des Tages, die zeitlich die Frühe Neuzeit und die Moderne abdeckte, stellte Katharina Depner M. A. (München) in ihrem Vortrag „Dirndl und Dampfer – Bilder und Symbole auf bayerischen Notgeldscheinen“ das Online-Portal „bavarikon“ vor, das ein Digitalisierungsprojekt von Geldscheinsammlungen der HVB Stiftungen ist. Depner kategorisierte und analysierte die Bildthemen des bayrischen Notgeldes zwischen 1914 und 1923, deren Themen, so vielfältig sie auch waren, dennoch Ausdruck der vorherrschenden Krise jener Zeit zu verstehen sind.
Anschließend sprach Erich Erker M. A. (Salzburg) zu „Die Ikonographie der Medaillen zur Salzburger Protestanten-Emigration 1731/32“ und setzte den Fokus auf die spezielle lutherische Ikonographie. Diese Medaillen zeigen drei ikonographische Themenschwerpunkte: Szenen der Wanderung, also historische, politische Themen sowie den religiösen Bereich. Bei allen Themen spielt das Bild der Familie eine entscheidende Rolle und ist ein wiederkehrendes Motiv und Symbol.
Den abschließenden Vortrag hielt Martin Ulonska M. A. (Erfurt) mit dem Titel „Die Medailleure Fecher und Lutz und ihre Tätigkeit in Straßburg“. Er stellte das Wirken der beiden Medailleure im Kontext der historischen Bedingungen des 17. Jahrhunderts in Straßburg vor, die im Jahre 1631 mit der Forderung nach Beendigung der Medaillenprägung gegenüberstanden. Ulonska untersuchte die vorgegebenen und, seiner Ansicht nach, ausschlaggebenden Gründe für das Vorgehen der Stadt gegen die Medailleure.
Vortragende und Moderatoren v. l. n. r.: Martin Ulonska, Erich Erker, Hülya Vidin, Martin Mulsow, Katharina Depner, Manuela Meyer, Philipp Schwinghammer, Andrea Meyer, Hans-Jürgen Ulonska, Volker Heenes, Matthias Simon
Erfurter Numismatische Gespräche 2020
Die Erfurter Numismatischen Gespräche boten den Teilnehmern nicht nur die Möglichkeit des Austausches untereinander sowie mit den Organisatoren und Moderatoren, sondern auch einen Einblick in die bisher nur wenig bekannten numismatischen Bestände der Bibliotheken und Museen in Erfurt und Gotha. Nicht zuletzt die Gothaer Bestände stießen auf reges Interesse vieler Teilnehmer. So ist es umso erfreulicher, dass die Organisatoren im Anschluss an die Tagung alle Teilnehmer und Interessierten zu den 2. Erfurter Numismatischen Gespräche 2020 einluden.
Dank für die Unterstützung
Die Organisatoren der Tagung danken den folgenden Unterstützern für ihre Hilfe bei der Organisatoren der Erfurter Numismatischen Tage 2018: der Landeshauptstadt Erfurt, der Sparkassenstiftung Erfurt e.V. sowie der Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG.