Am 19. September 2018 wurden die von der Universitätsbibliothek (UB) Leipzig neu erworbenen 218 Medaillen von Bruno Eyermann (1888–1961) der Öffentlichkeit erstmals vorgestellt. Eyermann war die bestimmende Gestalt unter den Leipziger Kunstmedailleuren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die UB Leipzig konnte die umfangreiche Sammlung dank großzügiger Drittmittelförderung der Kulturstiftung der Länder, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Leipzig, der Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG Osnabrück und dem Verband der Deutschen Münzenhändler e. V. erwerben.
Sammlungsübergabe am 19. September 2018: v.l.n.r.: Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider, Direktor der UB Leipzig; Detlev Hölscher, Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG Osnabrück, zugleich als Vertreter des Verbands der Deutschen Münzenhändler e.V. (VDDM); Prof. Dr. Frank Druffner, stellv. Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder; Andreas Koch, Vorstand Sparkasse Leipzig; Alexander Salomon, Ostdeutsche Sparkassenstiftung; Monika Thieme, Verkäuferin und Witwe von Sammler Klaus Thieme; Dr. Christoph Mackert, Kustos der Münzsammlung der UB Leipzig; Dr. Rainer Grund, Leiter des Münzkabinetts der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden Foto: Olaf Mokansky, Universitätsbibliothek Leipzig
Die neuerworbene Eyermann-Medaillensammlung ist in ihrem Umfang und ihrer Qualität einzigartig. Sie umfasst mit 218 Medaillen über 80 Prozent des bekannten Eyermann-Œuvres und deckt alle Schaffensphasen mit Stücken von besonders hoher Qualität ab. Sie wurde über Jahrzehnte hinweg vom 2013 verstorbenen Leipziger Grafiker und Numismatiker Klaus Thieme aufgebaut. Es war Thiemes Wunsch, dass seine Eyermann-Sammlung geschlossen erhalten bleiben und möglichst in einer öffentlichen Institution der weiteren Nutzung zur Verfügung stehen solle. „Es ist erfreulich, dass die Medaillen nun gerade in den Bestand eingehen, den er so engagiert mit aufgearbeitet hat und in dem damit eine empfindliche Lücke geschlossen werden kann“, betont Dr. Christoph Mackert, Kustos der Münzsammlung und Leiter des Handschriftenzentrums an der UB Leipzig.
Medaille auf das Fest am Hofe von Ferrara der Königlichen Akademie für Grafik und Buchkunst Leipzig 1912. Eyermann war selbst Student der Akademie. Das Fest war das erste große Fest der Akademie, das unter dem Motto „Fest am Hofe von Ferrara“ ausgerichtet wurde. Zitat der Hochschulseite: „Die Akademiefeste, meist in der Faschingszeit, wurden zum festen kulturellen Ereignis in Leipzig, für Lehrende und Studierende ergibt sich hier die Möglichkeit freier künstlerischer Zusammenarbeit zum gewählten Thema.“ Die Medaille zeigt die ganze zeichnerische Sicherheit und Klarheit Eyermanns.
Bruno Eyermann war nach dem Studium an der Leipziger Kunstakademie, der heutigen Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB), dort zunächst ab 1919 als Dozent tätig. Von 1923 an entfaltete er als freischaffender Künstler eine reiche Medaillenproduktion, die sich durch eine außergewöhnliche zeichnerische Sicherheit und Realitätstreue auszeichnete und mit ihrer Ausrichtung an der Klassischen Moderne bzw. der Neuen Sachlichkeit noch die Medaillenkunst der DDR maßgeblich beeinflusste. Charakteristisch sind auch seine Experimente mit verschiedenen Formaten und Materialien. Eine engere Nähe zu den verschiedenen politischen Systemen, die Eyermann erlebte, scheint der Künstler stets vermieden zu haben.
Die Sammlung wird ab Oktober 2018 als Teil einer neuen Ausstellung der Universitätsbibliothek Leipzig öffentlich präsentiert werden: „GELDKULTURERBE. 300 Jahre Münzsammlung der UB Leipzig“ vom 5. Oktober 2018 bis 1. Januar 2019. Zur Ausstellung erscheint außerdem zur Eröffnung am 4. Oktober ein gleichnamiger Katalog.
Treudienst-Auszeichnung der Firma Gebrüder Heine in Leipzig 1922. Die Firma Gebrüder Heine war ein Tuchhandelsunternehmen mit bis zu 900 Angestellten und Arbeitern. Die Inhaber gehörten zur jüdischen Gemeinde. Die Auszeichnungsplakette, mit der verdiente Mitarbeiter bedacht wurden, ist ein Vertreter eher ephemerer Gebrauchskunst, bescheiden im Auftreten. An ihr zeigt sich auch der Wert von Medaillen als historische Dokumente für die Leipziger Stadtgeschichte, hier der großen Handelsunternehmen