Bei dem verheerenden Erdbeben von 226/225 v. Chr. wurde die bronzene Heliosstatue, der sogenannte „Koloss von Rhodos“ – eines der sieben Weltwunder –, genauso zerstört wie ganze Stadtteile von Rhodos. Weil Rhodos eine der größten Seemächte jener Zeit und ein äußerst potenter Handelspartner war und zudem beträchtlichen Einfluß in der Ägäis besaß, zeigten sich die reichen Städte im Westen und die hellenistischen Könige – allen voran Ptolemaios III. Euergetes (sein Beiname bedeutet der Wohltäter) – beim anschließenden Wiederaufbau überaus großzügig. So stellte Ptolemaios III. beispielsweise „3000 Talente an Geld, 350 Arbeiter, 100 Zimmerleute und weitere Mittel für den Wiederaufbau des Kolosses“ bereit. (Wolfgang Hoepfner: Der Koloss von Rhodos. Mainz 2003, S. 100)
Die Rhodier lehnten es jedoch ab, den Koloss wieder aufzubauen, da ihnen das Orakel in Delphi seine Wiedererrichtung untersagt hatte. Und so blieb die kolossale Bronzestatue des Helios beinahe 900 Jahre lang da liegen, wo sie beim Erdbeben hingestürzt war.
Für die großzügige Hilfe, die Ptolemaios III. Euergetes den Rhodiern nach dem Erdbeben hatte zukommen lassen, revanchierten sich diese laut R. H. J. Ashton mit der Emission von ganz besonderen Bronzemünzen. Und zwar prägten sie aus der Bronze, die ihnen Ptolemaios als Hilfe gesandt hatte, Münzen, die auf ihren Vorderseiten den verschleierten und diademierten Kopf der ptolemaiischen Königin Berenike II. – sie war die Gemahlin von Ptolemaios III. – trugen und auf ihren Rückseiten entweder die rhodische Rose oder einen Schiffsbug zeigten. Die Rose war das Wappen von Rhodos und die Buchstaben P (Rho) und O (Omikron) links und rechts unter der Rose das Stadtkürzel.
Nun mögen diese kleinen Bronzemünzen – maximal 3,19 g schwer und 15 mm groß – flüchtig betrachtet nicht gerade „umwerfend“ erscheinen. Sieht man sich indes das erhabene Porträt Berenikes II. etwas genauer an, so erkennt man schnell, dass es von großartigem hellenistischem Stil ist und den ptolemaiischen Münzporträts der Berenike aus Alexandreia in nichts nachsteht.
Rhodos (Inseln vor Karien): Kleinbronze (nach 225–205 v. Chr.), Bronze, 2,91 g, Ø (Höhe, Vs.) 13 mm, Münzstätte Rhodos. Quelle: Münzen & Medaillen Deutschland GmbH, Auktion 43 (26. Februar 2016), Los 97