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Dietmar Kreutzer

Schatzsuche: Vor 275 Jahren sank die HOLLANDIA


Im Jahr 1968 hatte der britische Schatzsucher Rex Cowan mit seinen Recherchen nach der vor 275 Jahren gesunkenen „Hollandia“ in holländischen und britischen Archiven begonnen. Nach zwei Jahren entdeckte er eine Beschreibung jener Stelle, an der das Schiff gesunken war. Es handelte sich um einen Expeditionsbericht des Holländers Troutbeck aus dem Jahr 1794. Mithilfe speziell konstruierter elektronischer Instrumente, darunter eines Protonen-Magnometers, begab er sich auf die Suche. Am 16. September 1971 entdeckten seine Taucher das Schiff nahe der Scilly-Inseln südwestlich von England. In zahlreichen Tauchgängen, die sich über 20 Jahre hinweg erstreckten, konnten tausende Artefakte zutage gefördert werden: Keramik, luxuriöses Silbergeschirr, Bronzekanonen. Und tausende von Münzen! Ein Teil der Stücke erhielt das Amsterdamer Rijkmuseum. Andere wurden versteigert.

Die „Hollandia“ war 1742 in Amsterdam von der Holländischen Ostindien-Kompanie gebaut worden. Der völlig neuartige, experimentell ausgelegte Schiffstyp mit einer Ladefläche von 700 Tonnen hatte eine Länge von 42 Metern. Am 3. Juli 1743 brach Kapitän Jan Kelder mit 276 Mann an Bord zu seiner Jungfernfahrt nach Batavia (Jakarta) auf. Unter den Passagieren waren auch der Bruder des holländischen Generalgouverneurs von Ostindien und seine Familie. Ganze zehn Tage später lief das Schiff im Broad-Sund vor der Insel St. Agnes auf ein Riff und sank. Die Schüsse des Notsignals wurden zwar gehört, helfen konnte jedoch niemand. Obwohl viele der Seeleute gute Schwimmer waren, gab es auch keine Überlebende. In „Amphoren, Wracks, versunkene Städte“ (Leipzig 1980) von Günter Lanitzki heißt es: „Die HOLLANDIA war mit 129.700 Silbergulden, vor allem für die Bank der Holländischen Ost-Indien-Kompanie, beladen.“ Das Gros der gehobenen Münzen bestand tatsächlich aus „Silberreitern“ – wegen ihres Gegenwertes auch Dukation genannt. Die Hammerprägungen stammten aus Zwolle, Kampen, Deventer, Overijssel, Friesland, Utrecht, Zeeland, Westfriesland, Holland und Gelderland. Einige der großen Silbermünzen im Wert von 3 Gulden (944er Silber, 32,5 Gramm, Durchmesser 43 mm) zeigten die damaligen spanischen Herrscher der Niederlande: Albert und Isabella (1612–1621), Philipp IV. (1621–1665), Charles II. (1665–1700) und Philipp V. (1700–1712). Bestimmt waren sie für den Fernost-Handel.

Ein überraschend hoher Teil der Geldfracht bestand allerdings aus „Pillar-Dollars“, also spanisch-mexikanischen Säulentalern. Die Popularität dieser Münzen im Asien-Handel wurde sowohl von Händlern, Reisenden als auch Missionaren ausgenutzt. In Günter Lanitzkis Taucher-Buch heißt es: „Henry Bornford, englischer Kaufmann, der im Jahre 1635 Macao besuchte, notierte, dass es am bequemsten war, in Silber zu bezahlen, besonders mit dem Acht-Realen-Stück. Sebastiao Manrique, ein portugiesischer Augustinermönch, der Manila zwei Jahre später besuchte, beobachtete ebenfalls, dass die chinesischen Händler, wenn sie neue Produkte zu Verkauf bereit hatten, diese mit dem ‚Acht-Realen‘ bezahlt bekamen. Sie achteten sehr darauf, dass sich das in schlechtem Spanisch wiedergegebene Sprichwort einbürgerte: ‚Plata sa sangue‘ (Silber ist das Blut des Lebens).“

HOLLANDIA auf hoher See. Bildquelle: Royal Museum Greenwich

Historischer Auktionskatalog. Bildquelle: Lane & Son, iCollector

8-Reales-Stück von der HOLLANDIA. Bildquelle: Collectors Society


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