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Rainer Albert

Deutschland: Gedenkmünzen „Bauhaus“


Deutschland, 10 Euro 2004 „Bauhaus Dessau“, 925er Silber, 18 g, 2,1 Mill Ex., davon 300.000 Ex. in PP. Foto: S&R Edelmetalle

Am 7. April 2004 emittierte die Bundesrepublik Deutschland eine 10-Euro-Gedenkmünze zum Thema „Bauhaus Dessau“. Den Entwurf des Berliner Künstlers Heinz Hoyer (Signatur HH) bewertete die Jury folgendermaßen: „Der Entwurf zeichnet sich durch eine gute Übereinstimmung der Gliederung von Wert- und Bildseite aus. Die Platzierung des Adlers auf der Wertseite entspricht der Akzentuierung der Curtainwallfassade auf der Bildseite. Die vertikale Anordnung der Bauhauslettern auf der Bildseite kehrt wieder in der Sechserreihe der europäischen Sterne auf der Wertseite. Als Hinweis auf Bauhausidee und Bauhauslehre lassen sich Kreis, Quadrat und Dreieck auf der Bildseite verstehen. Die physiognomische Ausdeutung der berühmten Gebäudeecke auf der Bildseite wird der komplexen Bauhausidee überlegen gerecht. Kritisch vermerkt das Preisgericht die unterschiedliche Dimensionierung der Sterne auf der Wertseite. Sie kann jedoch das überragende Gesamtkonzept nicht tangieren.“ (Numismatisches Nachrichtenblatt 6/2003, S. 234)

Damit wurde eine Institution geehrt, die Kunst und Handwerk, freie und angewandte Kunst in bislang unerhörter Weise zusammenführte und dadurch bahnbrechende Entwicklungen in Architektur und Design bewirkte. Nicht umsonst wird das Bauhaus gerne als Avantgarde der Klassischen Moderne bezeichnet. Der Entwurf von Heinz Hoyer spiegelt dies sehr gut wider, er zitiert nicht nur Kreis, Quadrat und Dreieck im Hinblick auf die Bauhausidee, wie die Jury feststellt, sondern baut auch auf dem 1922 von Oskar Schlemmer entworfenen Bauhaus-Logo auf. Man kann zufrieden sein mit dieser 10-Euro-Gedenkmünze von 2004.

Deutschland, 20 Euro 2019 „100 Jahre Bauhaus“, 925er Silber, 18 g. Foto: Hans-Joachim Wuthenow, Berlin; © BADV

Nun wird auf Beschluss der Bundesregierung 2019 erneut eine Gedenkmünze für das Bauhaus ausgegeben. Was kommt neu dazu, dass diese ungewöhnliche Entscheidung einer zweimaligen Aufnahme in das offizielle Münzprogramm getroffen wurde?

Hier zunächst die Begründung der Jury für den ausgewählten Entwurf des Berliner Künstlers Bastian Prillwitz:

„Auf der Bildseite des Entwurfs bestimmt eine von unten nach oben aufsteigende Treppe, auf der sich drei Figuren befinden, die Komposition. Angelehnt an das Gemälde ,Bauhaustreppe‘ (1932) von Oskar Schlemmer geht die Treppe in die charakteristische Brückenrampe des Bauhaus-Archivs Berlin über, das am oberen Münzrand mit seinen markanten Shed-Dächern deutlich zu erkennen ist. Während am unteren linken Bereich mit dem Hochschulgebäude in Weimar die Frühzeit des Bauhauses symbolisiert wird, leitet der Weg am Bauhaus-Gebäude in Dessau vorbei nach Berlin und zeichnet dergestalt die Etappen des Bauhauses nach. Ergänzt um mehrere bekannte Einrichtungsgegenstände aus der Produktion des Bauhauses führt die Darstellung in eine ereignisreiche und spannungsvolle Welt des Bauhauses ein. Zugleich umfasst sie sämtliche Bereiche der künstlerischen Gestaltung, die das Bauhaus zu einem Gesamtkunstwerk vereinigen wollte. Die Münze gerät durch diese inhaltliche Vielschichtigkeit zu einer Erlebniswelt im Miniaturformat, die den Betrachter durch 100 Jahre Bauhaus begleitet. - Der gestalterische Focus der Wertseite liegt auf einer symmetrischen Gesamtanmutung, die im Detail durch dezent eingesetzte typografische Gewichtungen und den würdevollen Adler sehr ausgewogen erscheint.“ (nach dem Ergebnisprotokoll des Wettbewerbs vom 3. Mai 2018)

Die Randschrift lautet „DIE WELT NEU DENKEN ▲ ■ ●“

Damit erscheint Oskar Schlemmer wieder mit einem Werk auf der Münze, ebenso die Elemente Kreis, Quadrat und Dreieck. Eine neue Aussage zum Bauhaus war eher nicht intendiert, alles läuft auf das 100-jährige Gründungsjubiläum hinaus. Der Entwurf von Bastian Prillwitz wird der Aufgabenstellung sicher gut gerecht, so dass man zufrieden sein kann mit dieser 20-Euro-Gedenkmünze von 2019 – solange man sie isoliert betrachtet. Zu beantworten wäre aber schon noch die Frage nach dieser außerordentlichen Bevorzugung durch eine zweite Gedenkmünzenprägung für die Institution Bauhaus.

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