Bei unseren „Sammlertipps Münzreinigung und Münzpflege“ haben wir uns mit verschiedensten Reinigungsmethoden für Münzen aus verschiedensten Metallen beschäftigt, jetzt geht es um „Münzreparaturen“. Dafür gibt es in Museen und Münzkabinetten speziell ausgebildete Restauratoren. Die eine oder andere Reparatur können auch Sammler durchführen, wichtig ist dabei nur: Probieren Sie es nicht gleich an Ihren wertvollsten und seltensten Stücken, lassen Sie im Zweifelsfall erst mal die Finger weg und holen Sie auch Rat bei erfahrenen Sammlern und Fachleuten.
Wir orientieren uns wieder am „Handbuch zur Münzpflege“ (4. Auflage Regenstauf 2015, 13,50 Euro) von Wolfgang J. Mehlhausen.
Teil 3.18 Tipps zur „Münzreparatur“
Es gibt verschiedene Methoden, Münzen zu „reparieren“. Geübte Restauratoren können beispielsweise Henkelspuren entfernen oder gar Löcher stopfen, Randkerben ausgleichen und sogar Teile der Münze nachgravieren. Um es gleich vorweg zu nehmen, hier teilen sich die Geister, was erlaubt ist und was schon in den Bereich des Betruges geht. Es gibt auf diesem Gebiet begnadete Künstler ebenso wie „Pfuscher“, die Münzen mit dem Ziel manipulieren, andere Sammler zu täuschen, indem sie beschädigte Stücke so bearbeiten, dass sie einen höheren Preis erzielen.
Doch in der Regel werden auch die feinsten Methoden durch versierte Sammler und Händler mehr oder minder schnell erkannt. Man findet dann in Versteigerungskatalogen Hinweise, wie „Rand bearbeitet“, „Feld geglättet“ und ähnliches.
An dieser Stelle nur wenige Ratschläge, wie man eigentlich nicht mehr sammelwürdige Münzen selbst behandeln kann:
Münzen „entgolden“ und „entsilbern“
Versehentlich oder absichtlich mit anderen Metallen überzogene Münzen sind eigentlich wertlos. Dies gilt für einen vergoldeten Taler ebenso wie für ein 1-Pfennig-Stück, das versilbert wurde. Wie schnell man selbst eine Münze unfreiwillig „versilbern“ kann, wurde auch in dieser Reihe schon beschrieben und es wurde davor gewarnt, Tauchbäder zu vertauschen.
Das Entfernen von Gold- und Silberschichten ist sehr schwierig, weil man hier mit starken Säuren arbeiten muss, bei denen man nie sicher ist, wieweit sie nur die edlere Schicht abgetragen haben und wann sie an die eigentliche Münzsubstanz gehen. Auch wenn man etwas Glück hat und das Fremdmetall einigermaßen restlos abgelöst hat, die so behandelte Münze wird niemals mehr ein Schmuckstück in der Sammlung.
Bei Gold verwendet man das sogenannte „Königswasser“. Dies ist eine sehr aggressive Substanz, die aus 1⁄3 konzentrierter Salpetersäure und 2⁄3 konzentrierter Salzsäure besteht und stets frisch angesetzt werden muss.
Doch eine solche Behandlung ist wirklich nicht ungefährlich und sollte möglichst von einem Fachmann (Goldschmied) durchgeführt werden.
Verbogene Münzen
Verbogene Münzen kann man versuchen wieder zu richten, indem man sie zwischen Hartholz- oder Bleiplatten legt und in einen Schraubstock spannt. Auch das gleichmäßige Klopfen zwischen Bleiplatten kann bei kleinen Stücken Erfolg bringen. Doch Vorsicht, Dukaten wurden in vergangenen Jahrhunderten sehr gern hin- und hergebogen, um festzustellen, ob es sich dabei tatsächlich um das weiche Material Gold handelt. Und einige Münzen wurden mittels Walzenpresse hergestellt; sie sind von Natur aus etwas gebogen, auch in vorzüglicher Erhaltung; und dürfen keinesfalls „gerichtet“ werden. Ein solches Glätten von verbogenen Münzen ist eigentlich schon die Grenze dessen, was erlaubt ist und empfohlen werden kann.
Häufig trifft man bei Münzen Henkelspuren und Randkerben an. Diese Henkelspuren durch Abfeilen oder Schleifen zu beseitigen bringt meist nicht viel und sollte nur im Ausnahmefall bei sonst unerreichbaren Stücken durch einen Fachmann vorgenommen werden. Auch beim Treiben von Randkerben richtet man meist mehr Schaden als Nutzen an.
Schließlich sollte man alte Henkel, die schon vor Jahrhunderten aufwendig an Münzen befestigt wurden, unter Umständen gar nicht entfernen. Nicht selten trifft man auch Medaillen und tragbare Auszeichnungen an, bei denen der Henkel entfernt wurde, obwohl er eigentlich zu einem Originalstück dazugehört. Derartige Stücke, die mangels Wissen und Erfahrung „enthenkelt“ wurden, sind als beschädigte Stücke anzusehen und haben deutlich weniger Wert als vollständig erhaltene Exemplare.
Noch gefährlicher ist es, Nachgravierungen vorzunehmen, diese werden von Fachleuten fast immer erkannt. Schließlich sind die Grenzen zwischen „Reparaturen“ an eigenen Stücken und „Manipulation“ zum Schaden anderer Sammler sehr fließend und man kann eigentlich immer nur dazu raten, nur einwandfreie Stücke zu erwerben, an denen man Freude hat. Es gibt heute eine Vielzahl von technischen Methoden, um Fälschungen und auch „gefummelte“ Münzen, wie man umgangssprachlich manchmal sagt, zu erkennen.
Bei wirklich wertvollen Stücken, die man kaum wieder in einer ordentlichen Erhaltung bekommt, sollte man einen Fachmann konsultieren und ihn die Arbeiten ausführen lassen.
Niemals sollte man sich selbst an Stücken versuchen, die man verkaufen oder vertauschen möchte. Nichts ist schlimmer, als ein verdorbener Ruf – er ist kaum zu reparieren.
Die Reihe wird fortgesetzt mit einer „Kleinen Chemikalienkunde“