Anfang des Jahres war die Erstausstrahlung. In den letzten Wochen lief er in den Dritten. Der Kroatien-Krimi „Mord auf Vis“. Es geht um historische Münzen, die angeblich als Mordmotiv dienen. Anlass für Muenzen-Online, nach den Beiträgen über „numismatische“ Kriminalromane und authentische Kriminalfälle, nun auf die Münzgeschichte(n) der Kriminalfilme zurückzublicken.
1. The Brasher Dubloon (USA 1947)
Brasher-Dublone im National Museum (Washington). Bildquelle: Wikimedia, Daderot
Der Krimi-Klassiker von Raymond Chandler wurde zweimal verfilmt. In der ersten Fassung (Time to Kill, USA 1942) spielte Lloyd Nolan den Detektiv. Die Neuauflage von 1947 mit George Montgomery und Nancy Guild wird dem Genre „Fim Noir“ zugeordnet. Zu Beginn des Filmes sitzt Detektiv Philip Marlowe einer feisten Witwe mit Doppelkinn gegenüber: „Der gestohlene Gegenstand ist eine Münze … eine seltene Goldmünze, die den Namen Brasher-Dublone hat. Sie war das Glanzstück in der Sammlung meines Mannes.“ Als die Münze zum Verkauf angeboten wurde, war die Witwe stutzig geworden. Marlowe findet heraus, dass es sich bei dem angebotenen Stück lediglich um eine Dublette handelt. Ein Zahntechniker hatte vom Original eine Matritze aus Alabaster angefertigt.
2. Die Frau in Weiß (USA 1948)
Frederick Fairlie (John Abbott) in "Die Frau in Weiß". Bildquelle: Pinterest
„Wären Sie vielleicht so gütig, diese Schublade mit Münzen in den Schrank zurückzuschieben und mir die nächste zu reichen?“ Walter legt die Schublade zurück und reicht Frederick eine andere. Währenddessen betrachtet er die Münzen voller Bewunderung mit matten Blicken … Der Film basiert auf einem frühen Kriminalroman von Wilkie Collins (1860). Plot: Der britische Adelige Frederick Fairlie (John Abbott) ist ein exzentrischer Münzsammler. Bei einem Treffen mit Walter Hartright (Gig Young) zeigt der ihm seine Prachtstücke, erwähnt eine unbezahlbare „Goldmünze des Lorenzo aus dem 12. Jahrhundert“. Um seine Nichte Laura (Eleanor Parker) mit Kunstgeschichte vertraut zu machen, hat er Hartright engagiert. Doch stattdessen entspinnt sich ein Kampf um das Erbe von Laura. Der ihr versprochene Ehemann ist hoch verschuldet. Als eine illegitime Schwester Lauras, die „Frau in Weiß“, stirbt, versucht sich der Ehemann des Erbes zu bemächtigen. Doch Walter Hartright kommt ihm zuvor.
3. Nowhere To Go (USA 1958)
Harriet zeigt Paul die Münztabletts der Sammlung. Bildquelle: Brianrxm
Harriet Jefferson, eine kanadische Witwe, kommt nach London. Dort will sie die Münzsammlung ihres verstorbenen Mannes verkaufen. Paul Gregory (George Nader), ein Zufallsbekannter, verspricht ihr, sie mit einem renommierten Münzhändler bekannt zu machen: „Ich meine, allein diese Tetradrachmen aus dem 4. Jahrhundert sind 10.000 Pfund wert!“ Als ihm die Witwe eine Vollmacht übergibt, verkauft er die Münzen auf eigene Faust. Als der Betrug auffliegt, kommt er in Haft, kann jedoch mithilfe eines Freundes fliehen. Nachdem er den Freund im Streit um das Geld der Witwe ermordet hat kümmert sich Bridget (Oscar-Preisträgerin Maggie Smith) um ihn, eine junge Frau, die auf den jungen Mann steht. Erneut auf der Flucht, wird er bei einem Diebstahl erschossen.
4. Flucht ins Schweigen (DDR 1966)
"Flucht ins Schweigen" nach dem Roman von Wolfgang Held. Bildquelle: Kinopoisk
Bei Bauarbeiten in einem Dorf in Thüringen werden im Lehmboden zwei verweste Leichen entdeckt. Die hinzugerufenen Kriminalisten stellen fest, dass es sich um SS-Offiziere handelt. Dies erscheint merkwürdig, da in dieser Gegend im Zweiten Weltkrieg keine Kämpfe stattfanden. Der erste Verdächtige ist der damalige Grundstücksbesitzer, der jedoch kurz darauf ermordet im Wald gefunden wird. Da bei allen Toten kostbare mittelalterliche Goldmünzen gefunden werden, wird ein Zusammenhang zwischen den Taten vermutet. Es stellt sich heraus, dass die ersten Morde kurz vor Kriegsende begangen wurden, offensichtlich im Streit um einen großen, zusammengeraubten Goldschatz. Zwei verdächtige Fremde im Ort scheinen auch jetzt noch, 20 Jahre später, mit allen Mitteln an die Münzen gelangen zu wollen. Die Polizei stellt fest, dass es sich um weitere ehemalige SS-Mitglieder handelt, und kann sie der Morde überführen.
5. Rio Lobo (USA 1970)
Cord McNelly (John Wayne) am Ort des Überfalls. Bildquelle: Dailymotion
Eigentlich ein Western, hat der Film einen handfesten kriminellen Hintergrund: Im August 1864 überfiel ein Kommando der Konföderierten unter der Führung von Captain Pierre Cordona (Jorge Rivero) einen Militärzug der Nordstaaten, der von Waynesburg (Kentucky) nach Rocky Ford (Georgia) unterwegs war. Ziel des Raubzuges ist die mit Goldmünzen gefüllte Regimentskasse. Nordstaaten-Colonel Cord McNelly (John Wayne) nimmt die Verfolgung der Banditen auf. Es gelingt ihm, Cordona und Sergeant Phillips (Christopher Mitchum) zu fassen, die bis zum Ende des Bürgerkrieges (1861–1865) interniert bleiben. Anschließend tut sich McNelly mit den beiden ehemals gegnerischen Offizieren zusammen, um die Verräter ausfindig zu machen, die die Zugüberfälle der Konföderierten ermöglichten.
6. Das Ding (Deutschland 1978)
Letzter Jahrgang des „Silberadlers“ (BRD, 1974, Silber). Bildquelle: Kohlross
Die Rekruten Rocky, Sprinter, Engelchen und Joker und ihre Freundin Michaela überfallen 1973 gemeinsam einen Geldtransport von 250 Millionen D-Mark, bestehend aus frisch geprägten 5-Mark-Münzen. Um die vier Lastkraftwagen zu stoppen, wird eine Baustelle fingiert. Dann werden Kampfgasgranaten auf die Lüftungseinlässe der Fahrzeuge abgefeuert. Die Freunde können sich dreier Fahrzeuge bemächtigen. Während der Flucht tötet Rocky (Wayne Laryea) versehentlich einen Beifahrer des Geldtransportes. Später erfährt die Gang aus den Fernsehnachrichten, dass die Bundesregierung einen terroristischen Hintergrund vermutet und die Münzen gegen Neuprägungen austauschen will: Die Beute ist wertlos! Während die Gruppe sich auflöst, beabsichtigt Rocky nun, die Münzen einschmelzen zu lassen. Dabei verunglückt er jedoch schwer. Querschnittgelähmt fängt er an, seine alten Freunde zu hassen. Er sinnt auf Rache, will die Kumpels ermorden. Dafür beginnt er mit einem Gewehr zu trainieren.
7. Nemez (Deutschland 2012)
Mark Filatow (geboren 1990 in Kirgistan) ist Nemez. Bildquelle: Moviepilot
Der Russlanddeutsche Dima (Mark Filatov) ist nirgends richtig zu Hause. In Deutschland ist er der Russe, die Russen nennen ihn Nemez (Deutscher). Seine Eltern sind Akademiker, die nie richtig Fuß gefasst haben in Deutschland: Der Vater schlägt sich als Taxifahrer durch, die Mutter geht putzen. Um seinem Vater ein eigenes Taxiunternehmen zu ermöglichen, beginnt Nemez für Georgi zu jobben. Der stiehlt wertvolle Sammel- und Kunstobjekte, geht über Leichen. Als Nemez bei einem missglückten Raubzug erwischt wird, versteckt er die geraubte Münze und geht ins Gefängnis. Nach Absitzen seiner Strafe liegt er im Clinch mit allen: Georgi, der die Münze verlangt, seinem enttäuschten Vater, der die Familie zurück in den Osten bringen will, und mit dem Vater von Nadja, in die er sich verliebt.
8. Bridge of Spies (USA 2015)
5-Cent-Münze der USA als Dokumenten-Versteck. Bildquelle: Stanhope Microworks
Der Spionagethriller von Steven Spielberg erzählt die Geschichte von Rudolf Abel (Mark Rylance), einem Spion der Sowjets in den USA während des Kalten Krieges. In Rückblenden wird dessen Geschichte erzählt: Abel fährt U-Bahn, wird von Männern in grauen Trenchcoats beschattet. Er sucht einen toten Briefkasten am East River auf. In seiner Wohnung entnimmt er einer Münze ein winziges Stück Papier und inspiziert den handschriftlich gesetzten Kode darauf. Als in den USA im Juni 1953 zufällig ein 5-Cent-Stück entdeckt wird, das einen Mikrofilm enthält, fliegt Abel auf. James Donovan (Tom Hanks) soll ihn verteidigen. Das tut er so geschickt, dass Abel „nur“ zu 30 Jahren Haft verurteilt wird und beim ersten Gefangenenaustausch (1962) an der Glienicker Brücke bei Berlin freikommt.
5 Kuna (1934, Silber, Sammlerwert etwa 500 Euro). Bildquelle: Numis-Capital
Doch welche Geschichte steckt hinter „Mord auf Vis“, dem aktuellen Kroatien-Krimi? Drei Neo-Nazis kommen von Split auf die Insel. Es heißt, der Leuchtturmwärter habe Münzen aus der Ustascha-Zeit gefunden: 5 Kuna aus Silber, tausend Stück, geprägt 1934 in Wien zu Propagandazwecken. Eine Million Kuna sind sie bereit, dafür zu zahlen. Keiner der Drei wird lebend zurückkehren.