Bei unseren „Sammlertipps Münzreinigung und Münzpflege“ geht es im Teil 3.5 um „Allerweltsmünzen“, zumindest was ihren Materialwert betrifft. Aber wir wissen natürlich, dass auch diese Münzen einen hohen historischen und auch Sammlerwert haben können, von einem eventuellen persönlichen Wert ganz abgesehen. Also Vorsicht ist auch hier geboten, ebenso wie die Beachtung spezieller Vorgaben für diese geringhaltigen Silberlegierungen. Wir orientieren uns wieder am „Handbuch zur Münzpflege“ (4. Auflage Regenstauf 2015, 13,50 Euro) von Wolfgang J. Mehlhausen.
Teil 3.5: Schlechte Silberlegierungen – Billon
Schlechte Silberlegierungen oder Billon, wie man das auch nennt, darunter versteht man Legierungen, die nur sehr wenig Silber enthalten. Eine Metallmischung, die nur 20 % oder weniger Silber und den Rest Kupfer enthält, ist eigentlich eher eine Kupfer- denn eine Silberlegierung. Derartige Stücke, z.B. Kriegsprägungen aus dem 7-jährigen Krieg oder auch viele Kleinmünzen des 16.–19. Jahrhunderts, sind häufig stark korrodiert, besonders wenn sie lange mit noch unedleren Stücken aus Kupfer oder auch mit Silbermünzen zusammen waren (Funde, Hortungsposten). Die Münzherren versuchten zu verschiedenen Zeiten, ihre Untertanen zu überrumpeln, indem sie einst gute Silberstücke in diesem Billon ausbrachten. Und fast kriminell war es, was Friedrich II. von Preußen mit den Sachsen machte: Er ließ durch den Münzpächter Ephraim gute sächsische Münzen in schlechtem Silber ausprägen und ruinierte so im Siebenjährigen Krieg das sächsische Münzwesen in kurzer Zeit. Diese Münzen wurden seinerzeit verflucht, sind aber heute sehr gesucht. Wegen des geringen Silbergehalts sind sie oft stark korrodiert und bedürfen einer Behandlung.
Mit derartigen Münzen muss man vorsichtig umgehen, sie sind viel empfindlicher als Silberstücke, weil sie ja nur zu geringem Teil aus dem edlen Silber, größtenteils jedoch aus Kupfer bestehen. Deshalb taucht man eine solche Münze in Ameisen- oder auch Schwefelsäure (20%), darin kann sie etwas verweilen. In diesem Fall kann das Bad auch leicht gewärmt werden. Dann wird die Münze mit Natron abgerieben.
Als selbstverständlich wird vorausgesetzt, dass Sie wissen, dass dem Abreiben mit Natron eine sehr gründliche Spülung folgen muss. Anschließend wird das Stück sachgemäß getrocknet.
Soviel zu Billon und sehr geringhaltigen Silberlegierungen, die nicht nur in fernen Zeiten, sondern bis ins 20. Jahrhundert hinein Anwendung fanden.
In Teil 3.6 folgt „Kupfer und Legierungen“