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Sammlertipps Münzreinigung und Münzpflege, Teil 3


"Chemische Reinigungsmethoden" heißt die Folge 3 unserer Reihe „Sammlertipps Münzreinigung und Münzpflege“. Aus meinem Schulunterricht erinnere ich mich an eine Kurzbeschreibung der Chemie im Vergleich zur Physik. Es lief darauf hinaus (hoffentlich bekomme ich das noch einigermaßen zusammen), dass bei einem chemischen Experiment oder bei einem chemischen Vorgang die beteiligten Stoffe bzw. Materialen verändert werden, sie hinterher also in anderer Form vorliegen – im Gegensatz zur Physik, wo zwar kräftig gemessen und beobachtet wird und viele Daten erhoben werden, aber die untersuchten Materialien hinterher unverändert sind (naja, Kernphysik haben wir nicht betrieben).

Diese kleine Einleitung steht hier, um gleich zu Beginn zu warnen: Bitte keine wertvollen Münzen oder Medaillen ohne Erfahrung mit chemischen Reinigungsmethoden einer solchen Behandlung unterziehen. Es kann irreparabler Schaden angerichtet werden. Man probiere die ausgewählte Methode an einem Objekt aus, bei dem ein Misserfolg nicht weh tut, oder man nimmt die Reinigung mit einem damit erfahrenen Sammlerkollegen vor.

Weiterhin bleibt die Grundlage unserer Reihe das „Handbuch zur Münzpflege“ (4. Auflage Regenstauf 2015, 13,50 Euro) von Wolfgang J. Mehlhausen. Und nun zur Sache:

Teil 3: Chemische Reinigungsmethoden

Bei den chemischen Verfahren gilt es, nicht nur den Verunreinigungen und anhaftendem Schmutz zu Leibe zu rücken, sondern zugleich chemische Verbindungen auf der Münzoberfläche zu beseitigen oder zu reduzieren.

Die Grenzen der chemischen zur physikalischen Reinigung sind fließend. Man muss auch unterscheiden: Greifen eingesetzte Chemikalien nur den Schmutz an, um ihn zu lösen, oder werden auch das Münzmetall und die darauf befindlichen Ablagerungen und Verbindungen des Münzmetalls selbst angegriffen. Wir beginnen mit den chemischen Reinigungsmethoden, weil diese allgemein viel weniger gefährlich für das Münzmaterial sind als die „mechanischen Methoden“.

Eine Reinigung im Seifenbad ohne Zusatz von starken chemischen Mitteln wie Laugen oder Säuren ist also ein rein physikalischer Vorgang, vergleichbar mit dem Wäschewaschen, wo ja auch keine Stoff-Veränderung stattfindet.

Es gibt hierzu Chemikalien unterschiedlichster Stärke. Deren Anwendung hängt letztlich auch davon ab, ob man sie überhaupt bekommt und welche Kenntnisse man besitzt. Der numismatische Fachhandel hat diverse fertige Reinigungsbäder anzubieten, die sachgerecht eingesetzt sehr gute Erfolge bringen und leicht zu handhaben sind. Doch es wird ausdrücklich davor gewarnt, sofort das Kupfer- und Kupfernickel-Reinigungsbad, besonders bei alten Münzen des 19. Jahrhunderts und davor, einzusetzen. Auch die sehr effektiven Silber-Reinigungsbäder sollten bei Talern und Teilstücken des 19. Jahrhunderts und früher nur in Ausnahmefällen angewendet werden!

An dieser Stelle noch eine weitere eindringliche Warnung. Die moderne Haushaltschemie und Autopflege hat vieles zu bieten. Für Eisen, Chrom oder Silber werden diverse Mittel angeboten, flüssig oder auf Putztüchern. Doch nehmen Sie diese Produkte unter keinen Umständen für Ihre Münzen!

Und noch ein Rat: Bei allen Reinigungen, ob mechanischen oer chemischen, sollten Sie stets erst eine gewisse Anzahl von Münzen in unfertigem Zustand ansammeln. Einige Methoden sind immerhin recht zeitaufwendig und schon das Heranschaffen, Wegschaffen und Säubern der Gerätschaften benötigt einige Zeit. Die gleichzeitige Bearbeitung mehrerer Münzen ist also effektiver.

Viele der handelsüblichen Reinigungspulver und Pasten, so gut sie bei der Mund- oder Autopflege geeignet sind, taugen nicht für Münzen und würden diese nur in ungeeigneter Weise „blank machen“. Verwenden Sie die im numismatischen Fachhandel angebotenen Reinigungsbäder etc.

Seit vielen Jahren gibt es spezielle Lacke, z.B. den Zapon-Lack, zur Behandlung von Münzen. Wenn überhaupt, so sollte man nur den für Münzen erprobten speziellen Zapon-Lack verwenden.

Die Meinungen der Sammler und Händler zur Frage der Lackierung sind unterschiedlich. Im Gegensatz zu Fachleuten, auch anerkannten und geschätzten Autoren von Handbüchern mit ähnlicher Thematik, ist der Verfasser dieser Zeilen kein Freund von lackierten Münzen. Man sollte es sich wirklich gut überlegen, bevor man zum Zaponlack greift. Und ganz WICHTIG: Behandeln Sie nur Zink- und Eisenmünzen mit Zapon-Lack, dazu kommen in einer weiteren Folge noch Anwendungsratschläge.

Die Auktionshäuser vermerken bei entsprechend behandelten Münzen stets „zaponiert“ oder „Lackspuren vorhanden“, was beweist, dass der Autor in Bezug auf die Lackbehandlung nicht allein steht. Die meisten Firmen, die Zubehör vertreiben, haben den Lack und den Verdünner bereits aus ihrem Programm entfernt, weil die Nachfrage immer mehr gesunken ist.

Die Anwendung von Zaponlack erfordert einiges Geschick.

In langjähriger Sammler- und Händlerpraxis waren nahezu 95% der mit Lack behandelten Münzen nicht fachgerecht lackiert worden. Meist wurde die Schicht viel zu dick aufgetragen, bei einigen Stücken sogar in Millimeterstärke, so dass das gesamte Münzprofil abgedeckt war.

Münzsammler, die die Kunst der Lackierung gut beherrschen, betonen stets, dass man die Lackschicht einfach und rückstandslos entfernen kann. Dies ist prinzipiell nicht falsch, aber bezieht sich eben nur auf eine richtige und sehr dünn angebrachte Oberflächenbehandlung. Da aber viele Sammler strikt gegen das Lackieren sind, schränkt sich somit die Verwertungsmöglichkeit, sprich Verkauf oder Tausch, derart behandelter Stücke ein.

Auch wenn andere Autoren entsprechender Handbücher das Konservieren durch Lack immer wieder vorschlagen und propagieren, der Verfasser dieses Beitrags kann sich dieser Euphorie keinesfalls anschließen und rät davon ab!

Neuerdings sind sogenannte Konservierungs-Tauchbäder auf Silikonbasis im Handel. Gegen Silikonfett ist an sich nichts einzuwenden, was die chemische Seite angeht. Die handelsüblichen Konservierungsbäder enthalten solche Silikonstoffe, die die Eigenschaft haben, im Gegensatz zu herkömmlichen Ölen und Fetten, auch über sehr lange Zeiträume stabil zu sein.

Auch die Anwendung von käuflichen Konservierungsbädern kann nicht unbedingt für alle Münzen empfohlen werden.

Teil 3.1: Die Grundbehandlung im Seifenbad

Allen Münzen kann ein Bad mit warmem Seifenwasser nicht schaden. Ungefährlich sind auch gewöhnliche Geschirrspülmittel. Sie „entspannen“ das Wasser. Das bedeutet, dass die Oberflächenspannung des Wassers herabgesetzt wird, Schmutzreste sich lösen und vom Metall abfallen. In einem solchen Wasserbad können die Münzen durchaus einige Zeit verweilen. Es empfiehlt sich, die Münzen in diesem Bad gelegentlich auch zu bewegen, doch sollen sie keinesfalls gegeneinander schlagen. Dies gilt insbesondere für weiche Münzmetalle wie Silber.

Was das Seifenwasser angeht, so ist es meist chemisch neutral oder geringfügig alkalisch. Man kann als Seifenlösung auch Wasser mit Geschirrspülmittel nehmen und dies gegebenenfalls durch Soda verstärken. In einigen Fällen wird empfohlen, zu diesem Seifen-Grundbad auch Salmiakgeist oder Ammoniaklösung zuzugeben. Doch mit Zugabe von Ammoniak ist das Bad nicht mehr „neutral“, sondern alkalisch. Und hier kann schon eine chemische Reaktion eintreten, die z.B. bei Kupfermünzen nicht gewünscht ist. Hierzu später mehr. Sehr starke Seifenbäder, die aber nur bedingt eingesetzt werden sollten, sind solche, denen man Natriumhydroxid (sogenanntes „Ätznatron“) beifügt. Dies ist stark alkalisch und wirkt unter Umständen mehr oder minder stark chemisch auf das Münzmetall ein. Bei Aluminium ist das sehr gefährlich.

Man beginnt bei den meisten Rezepten immer mit den „harmlosesten“ Mitteln, dann setzt man stufenweise „schärfere“ Substanzen ein.

In Teil 3.2 folgt „Reinigung von Platin-, Palladium- und Goldmünzen“

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