Zu Beginn des 20. Jahrhunderts existierte noch kein unabhängiger lettischer Staat. Das Gebiet des heutigen Lettlands war auf eine Reihe von Provinzen aufgeteilt, die dem Russischen Reich angehörten. Das lettische Volk lebte in den russischen Provinzen Kurland (Kurland), Livland (Vidzeme) und Witebsk. Im Jahr 1901 waren siebenhundert Jahre seit der Gründung der ältesten baltischen mittelalterlichen Stadt Riga vergangen, und zu diesem Anlass fand eine große Feier statt. Die Feierlichkeiten dauerten mehrere Monate und erregten breite internationale Aufmerksamkeit. Der Hauptteil der Veranstaltung wurde zu einer Ausstellung baltischer Industriegüter und Handwerkskunst, die die Großartigkeit der Stadt demonstrieren sollte. Um die Jahrhundertwende gehörte die lettischen Gebiete zu den industriell am besten entwickelten Teilen des Russischen Zarenreiches. In diesem Gebiet befanden sich auch die wichtigsten Ostseehäfen Russlands - Riga und Liepaja. Doch seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in der lettischen Gesellschaft zunehmend ein eigenständiges Nationalbewusstsein. Im letzten Jahrzehnt des Jahrhunderts war Lettland vom Marxismus durchdrungen, der von der sozialistischen Bewegung "Der Neue Strom" propagiert wurde. Sie gilt als Vorläufer der lettischen Sozialdemokraten. Die politischen Aktivitäten der Bewegung waren verbunden mit Protesten gegen kapitalistische Ausbeutung, allgemeinen Forderungen nach Demokratisierung der gesellschaftlich-politischen Ordnung und dem Glauben an den Sieg des Proletariats, was zu allgemeinem Wohlstand für das Volk führen würde. Unter dem Schutz der Behörden wurde im Juni 1904 in Riga die lettische sozialdemokratische Arbeiterpartei (LSDWP) gegründet. Die neu gegründete Partei verlangte Verbesserungen in den sozialen Verhältnissen der Arbeiter und wandte sich gegen die bestehende soziale Ordnung der russischen Provinzen an der Ostsee. Die LSDWP war die erste lettische politische Partei. Die ständige Einschränkung der bürgerlichen Rechte und Freiheiten in Russland, die ungelöste Agrarfrage, die Privilegien des Landadels und Versuche, die Letten zu russifizieren, waren allesamt Gründe, die zur Unzufriedenheit der Letten mit der sozialen und politischen Situation führten. Daher erklärte die LSDWP am 13. Januar 1905 einen Generalstreik. Die Geschehnisse des Jahres 1905 gingen später als "Lettische Revolution" in die Geschichtsbücher des Landes ein. Während des 1. Weltkriegs wurden die lettischen Gebiete von deutschen Truppen besetzt. Viele Letten flohen daraufhin nach Russland, wo sich ein immer stärkerer Nationalismus entwickelte. Nach dem bolschewistischen Staatsstreich am 7. November 1917 wurden die linken lettischen Schützen, die als die vertrauenswürdigsten Mitglieder der zerbröckelnden russischen Armee galten, die persönlichen Leibwächter des bolschewistischen Führers Wladimir Uljanow (Lenin). In der Zwischenzeit hatten die deutschen Truppen bereits im September 1917 Riga erobert. Unfähig, ein Abkommen mit Sowjetrussland während der Friedensgespräche zu erreichen, demonstrierten die Deutschen ihre militärische Überlegenheit und besetzten das restliche lettische Territorium im Februar 1918.
Während dieser Zeit wurden lettische politische Parteien immer aktiver. Im September 1917 schlossen sich im deutsch besetzten Riga die lettischen Parteien zu einer Koalition zusammen - dem "Demokratischen Block". Anfang Dezember hatten die lettischen Organisationen in Valka (Nordlettland) den lettischen provisorischen Nationalrat (LPNC) gebildet, der zu diesem Zeitpunkt die umfangreichste repräsentative Einrichtung des lettischen Volkes wurde. Auf der Sitzung am 30. Januar 1918 beschloss die LPNC, ein souveränes und demokratisches Lettland zu errichten, das alle von Lettland bewohnten Regionen umfassen sollte.
Am 4. Dezember 2017 bringt die Lettische Zentralbank eine Silber-Gedenkmünze heraus, welche der ersten Sitzung des lettischen provisorischen Nationalrats gewidmet ist, deren geschichtlicher Hintergrund oben skizziert wurde.
Das interessante Design der Nominalseite zeigt ein Wi-Fi-Symbol und trägt die Beischrift "Lang lebe das freie und geeinte Lettland!". Auf der Rückseite sieht man einen konzentrisch angeordneten Auszug aus dem Aufruf "An alle Letten!" des Nationalrates. Der Anfang lautet in etwa auf Deutsch: "Der Klang der Befreiung wurde erhört: wir verlangen das Selbstbestimmungsrecht aller Nationen!" Die erste Sitzung des lettischen provisorischen Nationalrates war ein bedeutender Schritt auf dem langen Weg hin zu einem souveränen lettischen Staat, der heute Mitglied der Europäischen Union und der Euro-Zone ist.