top of page
Jürgen Lorenz

Götter, Krieger und Druiden. Das Münzwesen der Kelten


Leider haben die Kelten keinerlei literarische Quellen hinterlassen, insofern kommen archäologischen und insbesondere numismatischen Quellen ein hoher Stellenwert für die Erforschung der keltischen Kulturgeschichte zu. In diesem Beitrag soll ein erster Überblick zur keltischen Münzprägung von ca. 300 v. Chr. bis zur Eroberung Galliens durch Caesar angeboten werden. Weitere Artikel zu einzelnen Münztypen oder keltischen Stämmen sollen folgen. Die ersten keltischen Münzen lassen sich ungefähr auf das Jahr 300 v. Chr. datieren. Da auf diesen jedoch keine Prägedaten oder ähnliche Kennzeichnungen vorhanden sind, muss sich eine solche Datierung auf andere Gegenstände im selben Fund stützen. Bei der Entstehung der keltischen Münzprägung spielt vor allem der Handel mit den Griechen eine wichtige Rolle. Städte wie die griechische Koloniestadt Massalia entwickelten sich über die Jahrhunderte zu lebhaften Handelsdomänen Galliens. Doch gerade hier stieß der in Gallien weit verbreitete Tauschhandel immer mehr auf Probleme, da sich im griechischen Einflussgebiet bereits das Münzwesen etabliert hatte. Zudem wurden auch die Solde von in Griechenland oder Rom stationierten gallischen Söldnern in Münzen ausgezahlt. Vermutlich durch diese Umstände angeregt, übernahmen die Kelten das Münzgeld als Zahlungsmittel. Wer die keltischen Prägungen veranlasst hat, ist mangels Quellen nur zu vermuten. Da uns die Namen der Stammesfürsten, welche uns aus Caesars Commentarii bekannt sind, ganz oder in Abkürzungen auf den Tetradrachmen (auch Viertelstater genannt) begegnen, ist anzunehmen, dass es sich bei den Fürsten auch um eine Art Prägeherren handelt. In Oberitalien wurden, wie in Massalia, griechische Drachmen imitiert, während die sogenannten Ostkelten Drachmen und Tetradrachmen von Philipp II., seinem Sohn Alexander dem Großen und der Insel Thasos als Vorbilder nahmen. Grob zusammengefasst folgten westkeltische Münzen entweder römischen oder griechischen Vorbildern ohne oder mit geringerer Stilisierung.

Tetradrachme, im Namen und Typus des Philippos III. Arrhidaios, frühes 3. Jh. v. Chr., Slg. Lanz 899; Quelle: Lanz, Auktion 158, Nr. 4

Ostkeltische Münzen folgten hellenistischen Vorbildern mit erheblicher Stilisierung. Nach einem rein keltischen Stil sind die Münzen der gallischen Stämme vor der römischen Besetzung und der in Südgermanien gestaltet. Grundsätzlich hat der Abstraktionsgrad keltischer Münzen im Lauf der Zeit zugenommen. Das heißt: Je abstrakter das gezeigte Münzbild ist, desto wahrscheinlicher ist die Münze jüngeren Datums.

Drachme, Mitte 1. Jh. v. Chr., Gallien; Slg. Flesche 140; Quelle: Lanz, Auktion 151, Nr. 221

Im Lauf der Zeit veränderten sich die ursprünglichen Motive der Münzen bis zur Unkenntlichkeit und wurden auch teilweise durch eigene ersetzt. Schon in frühen Nachprägungen waren die Münzbilder von keltischer Symbolik dominiert. Im Gegensatz zu den Münzen anderer Kulturen bilden die Kelten keine Körper, sondern Geister ab. Die Münzen dienten nicht nur als Zahlungsmittel, sondern waren vor allem Träger mystischer und religiöser Zeichen.

bottom of page